Das Problemgewehr G36 ist offenbar verlässlicher, als es die Verteidigungsministerin noch vor Monaten gedacht hat. Ein neuer Untersuchungsbericht sorgt dafür, dass Ursula von der Leyen diese Affäre einfach nicht los wird, meint Matthias Schiermeyer.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - Es läuft nicht gut für die Verteidigungsministerin: Das Gewehr G36, das Ursula von der Leyen aufgrund der vermeintlichen Präzisionsmängel mit einem Bann belegt hat, erweist sich als höchst zuverlässig. So versichert es zumindest eine hohe Zahl von Soldaten, die damit zu tun hatten. Zudem wird betont: Kein Bundeswehrangehöriger ist aufgrund der fraglichen Mängel in Afghanistan gefährdet worden. Der Befund bestätigt ein Urteil, das in Soldatenkreisen schon beim Aufflackern der Affäre gefällt wurde: Wenn das G36 dafür eingesetzt wird, wozu es da ist – eben nicht für andauernde Feuerstöße –, dann kann es als treffsicher gelten.

 

Unterschied von Theorie und Praxis

So könnte der jüngste Untersuchungsbericht ein Freispruch erster Klasse auch für den Hersteller Heckler & Koch sein – wenn nicht ein Laborbericht noch im Frühjahr das Gegenteil festgestellt hätte. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse werden nicht in Zweifel gezogen, doch es bleibt der Unterschied von Theorie und Praxis. Das verwirrende Schauspiel hält damit an, auch für die Ministerin. Denn wie will sie vor Gericht Schadenersatzansprüche gegen Heckler & Koch durchsetzen, wenn im Einsatz keine Qualitätseinbußen auftauchen? Hat von der Leyen demnach zu vorschnell die Ausmusterung der Standardwaffe verfügt? Es wirkt, als hätten interessierte Kreise sie auf dieses Glatteis geführt.