US-Präsident Donald Trump hat die anderen G-7-Länder vor dem Gipfel in Kanada mehrfac vor den Kopf gestoßen. Doch die lassen sich die Twitter-Tirade nicht gefallen – und schießen zurück.

La Malbaie - Der G7-Gipfel wird ohne einen der wichtigsten Akteure enden. US-Präsident Donald Trump entschied noch vor seiner Ankunft zum Gipfeltreffen in Kanada, dass er am Samstag noch vor Abschluss der Beratungen nach Singapur zum Treffen mit dem nordkoreanischen Staatschef Kim Jong-un zu fliegen. Die Mitteilung kam am Donnerstag, und offenbarte den tiefen Graben zwischen Trump und den anderen Gipfelteilnehmern. Aber damit nicht genug: Vor seinem Abflug zum Gipfel sprach sich Trump überraschend dafür aus, die G8 neu aufleben zu lassen- also Russland zu G7 dazuzuholen. Russland war wegen der Krim-Annexion ausgeschlossen worden. Eine Rückkehr Russlands in die G7 war bislang kein Thema, weil sich der Status der Krim nicht verändert hat.

 

Trump wird also am Samstag bei den Beratungen über Klimawandel, saubere Energie und Schutz, wichtige Themen für den Gastgeber, Kanadas Premierminister Justin Trudeau, nicht dabei sein. Die Sprecherin des Weißen Hauses, Sarah Huckabee Sanders sagte, dass Trump am Samstag nach der ersten Sitzung, die sich mit Gleichberechtigung und der Stärkung der Mitwirkungsmöglichkeiten von Frauen in der Gesellschaft befassen soll von Quebec abreisen und direkt nach Singapur fliegen wird, wo am Dienstag das Treffen mit Kim Jong-un stattfinden soll.

Zeichen stehen auf Konfrontation

Der US-Präsident wird auch bei der erweiterten Gesprächsrunde zum Abschluss fehlen: Trudeau hat die Regierungschefs und Repräsentanten von zwanzig Staaten und Organisationen eingeladen, um mit den G7-Regierungschefs insbesondere über den Schutz der Ozeane zu sprechen.

Bereits vor der offiziellen Begrüßung der Staats- und Regierungschefs am Freitag durch den Gastgeber Trudeau, standen bei diesen Gipfel die Zeichen somit auf Konfrontation statt auf Konsens. Schon seit der US-Entscheidung, Strafzölle auf Stahl- und Aluminiumimporte auch aus der EU und Kanada zu erheben, waren heftige Kontroversen auf dem Gipfel in La Malbaie am St. Lorenz-Strom erwartet worden. Das G7-Finanzministertreffen vor einer Woche hatte die Differenzen in der G7 deutlich zu Tage treten lassen.

Dass es ausschließlich Termingründe sind, die Trump zur früheren Abreise bewegen, bezweifeln Beobachter. Nach Berichten aus Washington ist der US-Präsident über die heftige Kritik seiner G7- Kollegen verärgert. Er erklärte zwar in Tweets, dass er in La Malbaie hart auftreten werde. Dies beendete aber bis zuletzt nicht Spekulationen, dass Trump möglicherweise überhaupt nicht nach Kanada reisen werde. Trump hat bisher als Präsident Kanada noch nicht besucht. Trudeau und der französische Präsident Emmanuel Macron hatten unmittelbar vor dem Gipfel in der kanadischen Hauptstadt Ottawa nochmals ihre Kritik an den US-Strafzöllen bekräftigt.

Dies wiederum hatte Trump zu einem Tweet gegen Trudeau und Macron veranlasst, in dem er Kanada und der EU unfaire Handelspraktiken vorwarf.

Viele offene Fragen

Unklar war bis zuletzt, in welcher Form ein Kommunique am Ende des Treffens die Ergebnisse und Beschlüsse zusammenfassen wird. Möglicherweise werde es nur eine Stellungnahme von Trudeau geben. Macron äußerte am Donnerstag, ebenfalls per Tweet, dass es Trump möglicherweise nichts ausmache, isoliert zu sein, „aber uns macht es nichts aus, eine 6-Länder-Vereinbarung zu unterzeichnen, wenn es sein muss“. Allerdings stand auf der Agenda die Verabschiedung mehrerer Dokumente zu Wirtschaftswachstum, Frauenförderung, Klima- und Ozeanschutz.

Die Folgen für die G7 und die transatlantischen Beziehungen, die diese Konfrontation erzeugen können, sind noch nicht abzusehen. Cliff Kupchan, ein US-amerikanischer Politikanalyst, sprach in der New York Times von einer „frostigen Dynamik“, die der Gipfel bringen könne. Dan Price, ein früherer Berater von US-Präsident George W. Bush, sagte der New York Times, „die Isolation von unseren G7-Alliierten unterminiert die Fähigkeit der USA, mit ihnen zusammen zu arbeiten, und die wirklichen Herausforderungen, die Russland, China oder der Nahe Osten bringen, anzugehen“.