Einer der größten Straßenflohmärkte in Stuttgart hat am Samstag wieder Tausende von Besuchern nach Gablenberg gelockt. An den Ständen, für die ausschließlich Privatleute zugelassen werden, gab es all das zu finden, was in Kellern und auf Bühnen keinen Platz mehr hat.

S-Ost - Jäger und Sammler haben sich am Samstag auf dem 37. Gablenberger Flohmarkt zur Schnäppchenjagd unter freiem Himmel getroffen. An mehr als 200 Ständen vom Schmalzmarkt über die Gablenberger Hauptstraße bis hin zum Schulhof der Grund- und Werkrealschule Gablenberg wurden Waren feilgeboten. Second-Hand-Kleidung, Schuhe, Bücher, CDs und Schallplatten, Spielzeug und Haushaltswaren – die Auswahl war groß und bunt. Ganz nach dem Motto, des einen Schrott ist des anderen Schatz, fand sich auf dem beliebten Flohmarkt für fast alles ein Abnehmer.

 

Der Flohmarkt ist für seine Kuriositäten bekannt

Besonders motiviert zeigte sich ein junges Pärchen, das an der Gablenberger Hauptstraße einen Stand mit diversen Waren aufgebaut hatte. Darunter ein unübersehbarer Karton mit der schwarzen Aufschrift „FSK 18“. „Interesse?“, fragt der Mann, der seinen Namen nicht nennen will. In dem prall gefüllten Karton befinden sich keine Horror- oder Sexfilme, sondern erotisches Spielzeug. „Alles unbenutzt und originalverpackt“, schiebt der Mitdreißiger rasch nach. Es handle sich um klassische Fehlkäufe aus dem Internet. Seine Partnerin wird skeptisch und stellt den Karton sicherheitshalber zur Seite.

„Wir kontrollieren nicht, was die Händler verkaufen wollen, bisher hat es auch noch keine Schwierigkeiten gegeben“, erklärt Peter Metzler vom Der Handels- und Gewerbeverein Stuttgart-Gablenberg (HGV). Solange die Ware verpackt und neu sei, spreche aus Hygienegründen nichts gegen den Verkauf von Sexartikeln, sagt der HGV-Vorsitzende. Der Verein ist Veranstalter des traditionellen Flohmarktes, bei dem ausschließlich Privatleute für den Verkauf zugelassen sind. „Für seine Kuriositäten ist der Markt ja bekannt, aber Sexspielzeug hatten wir vermutlich noch nicht“, sagt die Bezirksvorsteherin Tatjana Strohmaier, die mit dem Nachwuchs über den Markt schlendert. „Wer weiß, was es unter den Tresen alles gibt“, fügt sie hinzu.

Uhren, Glühweinkrüge und selbst genähte Stofftiere

Die Bezirksvorsteherin möchte das Thema beim HGV ansprechen. Wer mit offenen Augen über den Markt schlendert, findet aber auch ganz unbedenkliche Kostbarkeiten und Raritäten. Der Uhrensammler Martin aus Fellbach freut sich über das große Interesse an seinem Stand. Der Verkauf der gebrauchten Uhren aus den 1920er bis 1970er-Jahren läuft gut.

Schleppend läuft der Verkauf hingegen bei Hartmut. Der Gablenberger hat zum ersten Mal einen Stand auf dem Flohmarkt und bietet diverse Haushaltswaren an. Unter den Erbstücken aus dem Familienbesitz finden sich Kuchenformen aus Gusseisen, bleiverglaste Wärmflaschen, Glühweinkrüge und Kaffeemühlen aus dem frühen 19. Jahrhundert. Für viele sind die Preise jedoch zu hoch. „Vielleicht sind die Sachen auf einem Antiquitätenmarkt besser aufgehoben“, überlegt der Verkäufer.

Die Rentnerin Anneliese aus Stuttgart-Nord ist ebenfalls zum ersten Mal mit dabei. Ihr Stand auf dem Schulhof der Grund- und Werkrealschule sticht knallbunt und flauschig hervor. Die 72-Jährige verkauft selbst genähte Stofftiere, die das Potenzial zum Lieblingskuscheltier haben. „Die heutigen Kinder dürfen ja gar nicht mehr mit so etwas spielen, sondern werden vor den Fernseher oder den Computer gesetzt“, kritisiert die Frau. Das mangelnde Interesse nimmt die Seniorin sportlich. „Ich stricke ja in erster Linie für mich und nicht, um damit Geld zu verdienen“, sagt sie.

Am Ende sind die Händler zufrieden, viele Artikel haben auch in diesem Jahr den Besitzer gewechselt. Ob sich für die „FSK 18“-Kiste ein glücklicher Abnehmer gefunden hat, ist unbekannt. Über dem Tresen war das Päckchen jedenfalls nicht mehr zu sehen.