Gabriela Oberkofler ist derzeit eine der erfolgreichsten Stuttgarter Künstlerinnen. Das, glaubt sie, liege auch an ihren aktuellen Themen.
Stuttgart - Der Anblick tat ihr weh. Jeden Abend musste Gabriela Oberkofler beobachten, wie der Blumenladen in der Nähe ihres Berliner Ateliers kübelweise seine schnell verderbliche Ware entsorgte. Irgendwann beschloss die Künstlerin, einen Teil davon zu retten. Insbesondere die morgenländische Königin der Blumen, die Damaszener-Rose. Denn „Damascina Rose“ heißt auch der Laden, und genau so überschreibt Oberkofler ihre Ausstellung im Galerieverein Leonberg, wo unter anderem eine Bodenarbeit aus getrockneten Blüten und Blumenstängeln auf den Besucher wartet. Das florale Arrangement ist nicht ohne dekorativen Schauwert, doch darauf legt es die umtriebige Mittvierzigerin am wenigsten an. „Ich versuche immer, globale Zusammenhänge mit einzubeziehen, auch bei Schnittblumen“, sagt die Stuttgarter Akademieabsolventin.
Damaszener-Rosen, erfuhr sie bei ihren Recherchen, kämen schon lange nicht mehr aus Damaskus. Dennoch ist ein Bezug zu Syrien und zur Asyldebatte beabsichtigt: Die aus der Abfalltonne geretteten Rosen drückten auch einen symbolischen Respekt gegenüber Flüchtlingen aus.
Die Künstlerin erhält zurzeit Auszeichnungen in Serie
Derzeit erhält Oberkofler Auszeichnungen in Serie. Dank eines Atelierstipendiums weilt sie momentan überwiegend in der Hauptstadt und nicht in ihrer Wahlheimat Stuttgart. 2018 bereits bekam die Künstlerin den Gerlinde-Beck-Preis zugesprochen, nun folgt mit dem Hannes-Burgdorf-Preis und der begleitenden Leonberger Schau eine weitere Ehrung. Ihr Erfolg, schätzt die gebürtige Südtirolerin selbst, hänge auch mit der Aktualität ihrer Themen zusammen. Ob sie ausgediente Tannenbäume archiviert, zu Kochevents mit Landfrauen einlädt oder bei den Stuttgarter Wagenhallen einen urbanen Bauernhof betreibt – stets denken die Projekte über den Umgang des Menschen mit der Ressource Natur nach. Auf einen bestimmten Effekt hin kalkuliert sei ihre Kunst aber nicht, schränkt Oberkofler ein. „Wenn ich Nachrichten wie über die verheerenden Buschfeuer in Australien und die dabei verbrannten Tiere lese, macht mich das einfach sehr betroffen.“
Aus diesem persönlich empfundenen Mitleid entstünden ihre Installationen, Filme oder Zeichnungen meist recht spontan. Gleichwohl wählt sie die Motive aus dem Tier- und Pflanzenreich nicht zufällig. „Die Biologie“, sagt Oberkofler, „ist eine hervorragende politische Metapher.“ Zum Beweis holt sie die Zeichnung eines Stöckchens hervor, auf dem eine Alge und ein Pilz gewachsen sind. „Beide liefern sich gegenseitig Nährstoffe und sichern so ihr Überleben.“ In diesem Fall zumindest funktioniert es noch, das soziale Miteinander.
Bis 8. März, Zwerchstr. 27, Di-So 14-18 Uhr.