Gaby und Thorsten aus Herrenberg Ihr erstes Date – dieser Abend in der Disco Cactus ändert alles

Gaby und Thorsten in der ersten Zeit, als sie sich kennengelernt haben, Mitte der 80er Jahre Foto: privat/Rohrscheidt

Als Thorsten Rohrscheidt an einem Abend im Oktober 1985 die Disco Cactus in Leonberg betritt, sitzt Gaby in ihrem Auto vor dem Club und fragt sich: Soll ich wirklich reingehen? Eine Liebesgeschichte aus der Region.

Familie, Zusammenleben und Bildung: Eva-Maria Manz (ema)

Es ist der 10. Oktober 1985, und Thorsten hat das Gefühl, jetzt geht das Leben richtig los. Er ist fertig mit der Bundeswehr und schafft als Lehrling bei einer Bank in Stuttgart. Oft zieht er abends durch die Discos. Auch an diesem Donnerstag wird er unruhig, als coole Musik im Radio kommt, obwohl er zu Hause eigentlich schon ganz müde auf dem Sofa liegt.

 

Aber man wäre ja nicht jung, wenn einen die Welt da draußen nicht wie magnetisch anziehen würde. Thorsten fährt nach Leonberg ins Cactus, eine angesagte Disco. Zur selben Zeit sitzt auf dem Parkplatz des Clubs eine junge Frau in ihrem Auto: Gaby, langes blondes Haar, amerikanischer Stil. Ihre Freundin hat für heute abgesagt: Soll sie da jetzt echt allein reingehen? Gaby überlegt eine halbe Stunde, dann rafft sie sich auf.

Er kann den Blick nicht abwenden von ihrem Haar

Wenn eine wie Gaby allein an der Bar sitzt, bleibt sie das meist nicht lange. Schon steht so ein Typ bei ihr, den schickt sie gleich wieder weg. Was Gaby nicht bemerkt hat: Aus der Ferne himmelt ein großer, schlanker Mann namens Thorsten die schöne Blondine schon lange an. „Sie fiel mir vor allem auf, weil sie alleine war“, sagt Thorsten heute. Er kann den Blick nicht abwenden von ihrem Haar und glaubt, sie sehe aus wie ein Engel. Thorsten will aufstehen, Gaby ansprechen – und genau in dem Moment kommt der andere Typ auf Gaby zu. Verdammt!

Thorsten setzt sich enttäuscht wieder. „Immer wenn ich mal den Mut aufbringe, kommt was dazwischen!“, sagt er zu seinem Kumpel. Thorsten ist kein Casanovatyp, er ist schüchtern. Aber jetzt will er es einfach wissen und ruft kühn aus: Wenn der andere eine Abfuhr kassiert, dann gehe ich hin! Es kommt, wie es kommen muss.

Thorsten traut sich nicht, sie nach ihrer Nummer zu fragen

Die Schritte zur Bar kommen Thorsten endlos vor, seine Beine schwer wie zwei Zementsäcke. Dort angekommen sagt er zu Gaby: „Ich möchte dich eigentlich nicht blöd anmachen.“ Gabi muss lachen. So beginnt ihr erstes Gespräch. „Du hast mir gleich gefallen“, sagt sie heute. Als die beiden Stunden später gehen, stellen sie fest, dass sie ganz in der Nähe voneinander wohnen in Herrenberg. Thorsten traut sich nicht, sie nach ihrer Nummer zu fragen. Und wieder so ein Zufall: An der Garderobe wird Gaby nach ihrer Adresse gefragt, für eine Jubiläumsparty sollen Einladungen verschickt werden. Thorsten notiert sich alles in Gedanken.

Gaby und Thorsten Foto: privat

Ein paar Tage später ruft er Gaby an, sie verabreden sich in einem Bistro in Herrenberg. Doch an dieses erste Date erinnert sich Gaby eher augenrollend. Um 20 Uhr sitzt sie nämlich dort, wie verabredet – und Thorsten kommt anderthalb Stunden zu spät. Wo bleibt er bloß, was ist da los? Erst einige Jahre später gesteht Thorsten Gaby, dass er so aufgeregt gewesen sei und einfach nicht gewusst habe, was er anziehen soll.

Noch an diesem Abend im Bistro küssen sich Gaby und Thorsten das erste Mal. Kurze Zeit später wird bei Thorsten eine komplizierte Krankheit diagnostiziert, und es heißt: nur noch fünf Jahre zu leben. Das ist jetzt fast 40 Jahre her, Gaby und Thorsten sind seit Ende der 80er Jahre verheiratet und haben einen erwachsenen Sohn.

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