Wenn kleine Tiere durch Stuttgarts Gärten streifen, begeben sie sich oft in Lebensgefahr. Denn auf vielen Grundstücken sind Mähroboter unterwegs. Und die machen selbst vor Kinderfüßen nicht halt, wie ein aktueller Test ergeben hat.

Die Sonne scheint und schon brummen sie in allen Gärten: die Rasenmäher. Dabei müssen sich die Hobbygärtner und -gärtnerinnen nicht einmal selbst die Mühe machen. Auf vielen Grundstücken ziehen Mähroboter ganz alleine ihre Bahnen und sorgen zuverlässig für einen ordentlich kurzen Rasen. Doch die praktischen Geräte haben eine Kehrseite, die den meisten Besitzerinnen und Besitzern womöglich gar nicht bewusst ist. Sie stellen eine Gefahr dar für kleine Tiere wie Igel, Reptilien oder Amphibien.

 

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„Igel laufen nicht weg, wenn ein Mähroboter kommt, sondern rollen sich ein“, sagt Claudia Wild, Pressesprecherin beim Nabu in Baden-Württemberg. Die scharfen Messer könnten das Tier skalpieren oder im Fall von kleinen Jungtieren sogar komplett überrollen und zerhäckseln. Gartenbesitzerinnen und -besitzer können sich indes nicht sicher sein, ob das bei ihnen nicht sogar schon passiert ist: „Die verletzten Igel ziehen sich ins Gebüsch zurück und verenden dort“, sagt Wild. Sie warnt davor, die Rasenroboter – wenn sie denn überhaupt zum Einsatz kommen müssen – unbeaufsichtigt oder gar bei Nacht fahren zu lassen. Denn die nachtaktiven Tiere hören die nahezu lautlosen Roboter nicht rechtzeitig. Aber auch tagsüber sind ausgehungerte Tiere unterwegs, die in der Nacht nicht genug gefunden haben.

In puncto Sicherheit schneiden die Mähroboter schlecht ab

Auch Stiftung Warentest bewertet die Mähroboter in puncto Sicherheit bestenfalls mit „ausreichend“. Beim aktuellsten Test wurden den Geräten Attrappen von Kinderarmen und -füßen in den Weg gelegt. Jedes der Geräte überrollte die Attrappe oder fuhr sie zumindest an. Deswegen empfehlen die Hersteller auch, die Mähroboter nur in Bereichen, die für Kinder und Haustiere abgesperrt sind, einzusetzen. Doch auf die natürlichen Bewohner des Gartens wird selten Rücksicht genommen. Motorsensen und Freischneider können den Gartentieren ebenfalls zum Verhängnis werden, da sie unter Hecken und Büschen zum Einsatz kommen, wo die Tiere Zuflucht suchen und sich verstecken.

Wildere Gärten ermöglichen Vielfalt bei Pflanzen und Tieren

„Ständig den Rasen zu mähen, ergibt ohnehin keinen Sinn“, appelliert Wild an die Gartenbesitzer. Durch die Roboter entstünden nur „grüne Wüsten“, die den Tieren keinerlei Nahrung und Schutz böten. Das sei eigentlich nicht der Sinn eines Gartens. „Vögel sind momentan in der Brutsaison. Sie finden aber kein Futter mehr für ihren Nachwuchs“, gibt Wild ein weiteres Beispiel. Sie selbst habe sich in ihrem Garten ebenfalls mehr zurückgehalten als früher. „Wer der Natur eine Chance gibt, wird sehr belohnt. Mit den Pflanzen kommt die Vielfalt zurück. Statt ständig im Garten zu arbeiten, erfreue ich mich nun an den Wildbienen, Honigbienen, Eidechsen und Schmetterlingen“, berichtet sie von ihren eigenen Erfahrungen.

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Ihr Tipp: den Rasen nur dort zu mähen, wo man sich bewegt, etwas Totholz als Unterschlupf liegen zu lassen und mit kleinen Wasserstellen Insekten und Vögeln eine Möglichkeit zum Trinken anzubieten. Werden Grünflächen lediglich ein oder zwei Mal im Jahr gekürzt, siedeln sich von alleine Wildblumen an. Dazu zählen verschiedene Kleesorten, Löwenzahn, Wiesensalbei oder Wiesenmargerite. Mit einer Kräuterspirale, einem Vogelnistkasten, einer Nisthilfe für Marienkäfer oder einem Staudenbeet kann man noch zusätzlich einen kleinen Beitrag leisten. „Der Artenschwund schreitet voran. Jede Gartenfläche ist wichtig“, betont Wild.

Handarbeit statt vollautomatischen Robotern

Dennoch sieht auch Claudia Wild ein, dass es Gründe dafür geben kann, den Rasen eher kurz zu halten, beispielsweise aus Angst vor Zecken. Wer den Wildwuchs im eigenen Garten also unbedingt im Zaum halten will, sollte behutsam vorgehen, rät der Nabu. Rücksichtsvolle und vorsichtige Handarbeit sollte demnach die vollautomatischen Mähroboter ersetzen. Unter Hecken müssen die Hobbygärtner besonders umsichtig sein, um keine schlafenden Igel zu verletzen. „Fotos belegen die Verletzungen der Igel an Schnauze, Füßen oder an den Stacheln durch Mähroboter. Das kann doch eigentlich niemand wollen“, meint Claudia Wild.