Die künftige Anbindung der Gäubahngleise in Stuttgart an den Hauptbahnhof wird plötzlich wieder rege diskutiert. Die Katastrophe beim Tunnelbau der Bahn bei Rastatt befördert die Debatte noch.

Stuttgart - Das Ziel, dass auch von der Panoramabahnstrecke der Gäubahn in Stuttgart künftig einmal Züge direkt in den unterirdischen Durchgangsbahnhof von Stuttgart 21 einfahren können, nicht nur auf Umwegen im Norden von Stuttgart, ist wieder aktuell. Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) und der eben verstorbene S-21-Schlichter Heiner Geißler haben es schon vor Jahren thematisiert.

 

Vor Medienvertretern wies Hermann nun am Dienstag darauf hin, dass die Landesregierung und der Verband Region Stuttgart eine Studie über die Anbindung der Panoramastrecke, die von der Gäubahn künftig nicht mehr befahren wird, an den Hauptbahnhof erstellen lassen. Der Südwestrundfunk vermeldete danach eine „überraschende Wende beim Projekt Stuttgart 21“. Darüber freute sich der Landesverband des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) am Mittwoch in einer Pressemitteilung: „Das Land bewegt sich doch.“ Die Regierung und die Region zögen nach langem Zaudern die richtigen Konsequenzen aus „zahlreichen Mängeln der Stuttgart-21-Planung“. Der BUND will aber auch geprüft haben, ob Teile des oberirdischen Bahnhofs zu erhalten und für den Nahverkehr zu nutzen wären.

Schon seit mehr als einem Jahr geht es um ein Gutachten

Fakt ist, dass eine Machbarkeitsstudie über die Anbindung der Panoramastrecke schon vor rund einem Jahr vergeben werden sollte. Damit wollten Land und Region diverse Möglichkeiten zur Ergänzung von S 21 grundsätzlich prüfen lassen – einschließlich indirekten Anbindungen der Panoramastrecke an Gleise zwischen Hauptbahnhof und Feuerbach sowie Hauptbahnhof und Bad Cannstatt, was für die Fahrt zum Hauptbahnhof eventuell ein Wendegleis in Feuerbach nötig machen würde. Ausdrücklich auch enthalten sein sollte die Direktanbindung. Allerdings machten einige Regionalräte im September 2016 bereits klar, dass sie die Direktanbindung nicht für wünschenswert oder aber für zu teuer halten. Ein Sprecher des Ministeriums konnte am Mittwoch nicht sagen, ob ein weiteres Gutachten eingeholt wird: „Wahrscheinlich geht es um das damals diskutierte.“ Wann Ergebnisse vorliegen, wisse er nicht. Jedenfalls arbeite man mit vielen Beteiligten konstruktiv an einer guten Anbindung.

Minister Hermann macht vor Sitzung des Lenkungskreises Druck

Die Diskussion flammt auch wegen des Unglücks beim Tunnelbau für die Bahn bei Rastatt wieder auf, wo oberirdische Gleise wegbrachen.

Wie der Unfall bei Rastatt zustande kam und was der Bahn dort vorgeworfen wurde, sehen Sie im Video:

Vor diesem Hintergrund, erklärte der BUND unserer Zeitung, halte man es mehr denn je für erforderlich, dass der Stuttgarter Hauptbahnhof für Gäubahnzüge, die künftig einmal durch den Fildertunnel kommen sollen, mit der Panoramastrecke und oberirdischen Gleisen im Hauptbahnhof garantiert erreichbar bleibe. Hermann hatte zuvor mit Bezug auf Rastatt geäußert, die Bahn müsse die Risiken beim Tunnelbau im quellfähigen Anhydrit beim Projekt Stuttgart 21 minimieren. Bei der nächsten Lenkungskreissitzung für S 21 am 27. Oktober erwarte er eine Stellungnahme. „Die Front bezüglich oberirdischer Gleise im Hauptbahnhof machen wir aber nicht auf“, sagte Hermanns Sprecher.