Das Mahnmal auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers in Hailfingen-Tailfingen zieren Schülerarbeiten. Fünf Gymnasiasten haben sich intensiv mit der Geschichte des Lagers auseinandergesetzt.

Gäufelden - Auf der Vorderseite eines Steins ist eine Spitzhacke zu sehen, auf der Rückseite der Spruch: die Leute müssten sehen. Gestaltet hat ihn die Gymnasiastin Lisa Weiß, die am zweiten Kreativworkshop des Vereins KZ-Gedenkstätte Hailfingen-Tailfingen teilgenommen hat. Ihr Werk und die ihrer Klassenkameraden zieren nun das Gelände des ehemaligen KZ-Außenlagers und heutigen Mahnmals bei Gäufelden-Tailfingen. Die Objekte in Form von Augen und Schuhen sind in dem Atelier des Künstlers Rudolf Kurz entstanden, der bereits das Mahnmal an der ehemaligen Startbahn des Flughafens Hailfingen gestaltet hat. Dort berichteten er und die Schüler am Samstag bei einem Vororttermin von ihren Erfahrungen.

 

„Die Spitzhacke soll an die Arbeit der Häftlinge im Steinbruch erinnern“, erläuterte Lisa Weiß das Motiv eines von ihr gestalteten Steins. Der Spruch auf der Rückseite erklärt sich durch die Vorgabe des Künstlers Rudolf Kurz. Er hatte den fünf Schülern, die zwei Tage lang in seinem Atelier in Ellwangen (Ostalbkreis) die Schilfsandsteine bearbeitet haben, das Motto vorgegeben: Augen. Und was man mit ihnen machen kann – hinsehen, zuschauen, wegsehen oder verschließen.

Kurz arbeitet immer wieder mit Kindern und Jugendlichen. Deshalb musste ihn Harald Roth von dem KZ-Gedenkstätten-Verein nicht lange bitten, sich an dem Workshop zu beteiligen. Vergangenes Jahr wurde das Projekt aufgelegt, um Schülern die Zeit des Nationalsozialismus emotional näher zu bringen. Es soll fortgesetzt werden. Wieder wird Roth für den Workshop an allen weiterführendem Schulen in den Kreisen Böblingen und Tübingen werben.

Über die Geschichte des Lagers mit seinen rund 600 Häftlingen klärte Roth die Schüler Willi Holm, Lisa Häußler, Luisa Kimme, Melanie Stehle und Lisa Weiß auf, bevor sie sich in Kurz‘ Atelier an die Arbeit machten. Das Bearbeiten des hellen Schilfsandsteins mit Hammer und Meißel fand Willi Holm „schweißtreibend“. Er und seine Mitschülerinnen scheinen die Erfahrung in der ungewohnten Umgebung genossen zu haben. Sie beratschlagten untereinander, was sie an ihren Arbeiten verbessern konnten. Die Gruppe habe unheimlich konzentriert gearbeitet, sagt Kurz.

Der Workshop kostet Geld, allein die Sandsteine müssen bezahlt werden. Die Kosten schätzt Harald Roth auf 2000 bis 3000 Euro. Einen Teil davon, 1000 Euro, hat er sicher – dank der Nufringer Firma Ensinger, die sich voriges Jahr mit diesem Betrag an der Aktion beteiligt hat. Rechnungen wird Roth auch bei der Landeszentrale für politische Bildung einreichen.

Wenn es nächstes Jahr wieder einen solchen Workshop gibt, ist Lisa Weiß mit dabei. Sie hat erst kürzlich bei einer Veranstaltung der Gedenkstätte Mordechai Ciechanower getroffen, der das KZ überlebt hat: „Er war echt beeindruckend.“