Ein portugiesischer Gefahrgut-Anhänger steht seit knapp einem Jahr vor einem Wohngebiet. Die Behörden sind ratlos, die Bürger besorgt.

Gäufelden - Das Symbol eines abgestorbenen Baumes und eines toten Fischs prangt an dem langen Tankanhänger mit portugiesischem Kennzeichen. Außerdem trägt er einen Aufkleber der Vereinten Nationen mit der Nummer 9, die auf „Verschiedene gefährliche Stoffe

 

und Gegenstände“ hinweist. Darunter fallen zum Beispiel Lacke, Desinfektions- oder Unkrautvernichtungsmittel. Der Anhänger erregt in Gäufelden-Öschelbronn schon seit langem die Gemüter. Er stehe seit knapp einem Jahr dort, wie Anwohner beobachtet hätten, erklärt der Gäufeldener Ordnungsamtsleiter Jochen Kugler, auf einem Parkstreifen in der Verlängerung der Vogelsangstraße unweit des Radstadions. Die Behörden und die Polizei sind bisher machtlos. Von dem Besitzer fehlt jede Spur.

Ein Abstellplatz für alle möglichen Fahrzeuge

„Niemand weiß, was in dem Tank drin ist und welche Gefahr von ihm ausgeht. Das ist beunruhigend“, sagt Gerhard Wimmer, der Koch einer nahegelegen Gaststätte, der gerade Mittagspause hat und zu dem mysteriösen Anhänger hinüberblicken kann. „Es halten sich manchmal Kinder dort auf. Nicht auszudenken, was passiert, wenn sie an einer Öffnung herumspielen und einen Hahn aufmachen.“

Der Stellplatz am Rand des Verbindungswegs zwischen der Kreisstraße nach Mötzingen und dem westlichen Wohngebiet Öschelbronns wird gerne als Abstellplatz genutzt. Wohnwagen stehen dort, Autoanhänger und Lieferwagen, zumeist längere Zeit. „Ich habe ungarische und polnische Sattelschlepper gesehen, auf die Autos geladen wurden“, sagt der Anwohner Peter Jacob. Ein anderer, Miltiadis Fourountsidis, bestätigt dies: „Es ist ein Auf -und Abladeplatz für Gebrauchtfahrzeuge.“ Möglicherweise stehe deshalb auch der Gefahrgut-Transporter hier. Ob er leer oder voll ist, welcher Inhalt darin schlummert, wisse niemand.

Polizei: Anhänger ist technisch in Ordnung

„Wir waren vor Ort, aus dem Fahrzeug läuft nichts aus. Wir haben keine technischen Mängel festgestellt“, ist von Peter Widenhorn zu hören, dem Pressesprecher im Ludwigsburger Polizeipräsidium. Man könne den Gefahrgutanhänger nicht einfach öffnen. Sich um ihn zu kümmern, sei Sache des Gäufeldener Ordnungsamts.

Dort wiederum sagt Kugler, er habe sich an das Landratsamt gewandt. Inzwischen seien immer mehr Beschwerden eingegangen. „Die Sache ist schwierig, solange wir den Halter nicht kennen“, bedauert er. Das Problem sei in öffentlichen Bürgerfragestunden angesprochen worden und auch im Gemeinderat ein Thema gewesen, berichtet wiederum Otto Schäberle, der für die CDU in dem Gremium sitzt. Passiert sei bisher aber nichts.

Unverständnis darüber, dass die Feuerwehr nicht kommt

Obwohl selbst der Leiter der Straßenverkehrsbehörde im Landratsamt, Roland Bratfisch, in Öschelbronn wohnt und häufig an dem ominösen Tanklastwagen vorbei fährt, an der Ecke Im Brenntenwäldle, einen Steinwurf vom Radstadion entfernt, wo sich Kinder und Jugendliche vier Mal in der Woche im „Bewegungspark“ des RSV Öschelbronn austoben können. Gerhard Wimmer von der gegenüberliegenden Gaststätte kann es nicht fassen: „Ich verstehe nicht, weshalb die Feuerwehr nicht schon längst angerückt ist und Einsatzkräfte mit Schutzanzügen nachgeschaut haben, was in dem Tank ist.“

Dazu habe man kein Recht, meint Bratfisch. Seine Behörde versuche, den Halter zu ermitteln. „Wir haben vor geraumer Zeit das portugiesische Konsulat angeschrieben, aber noch keine Antwort erhalten“, sagt Dusan Minic, der Pressesprecher im Landratsamt. Findet man den Besitzer, erhält er laut Bratfisch die Aufforderung, das Fahrzeug zu entfernen, sowie ein Bußgeld in zweistelliger Höhe. Gemäß der Straßenverkehrsordnung hätte er nur zwei Wochen lang seinen Anhänger parken dürfen.

Lastwagen sollen nur noch eingeschränkt parken dürfen

Auch Bratfisch verweist auf die Zuständigkeit des Gäufeldener Ordnungsamts. Er habe aber dort angeordnet, Lastwagen künftig das Parken nur noch von 18 Uhr bis sechs Uhr morgens zu erlauben. Damit wäre das Problem mit den ungebetenen Dauergästen gelöst. Dafür jedoch sei wiederum ein Beschluss des Gemeinderats nötig, der sich erst demnächst mit der Sache befasst.