Für die Magnus-Hirschfeld-Stiftung setzt sich der frühere VfB-Spieler Thomas Hitzlsperger für mehr Vielfalt im Fußball ein. Bei einem Charity-Dinner spricht er davon, wie man Homophobie auf und neben dem Platz abbauen könnte.

Für die Magnus-Hirschfeld-Stiftung setzt sich der frühere VfB-Spieler Thomas Hitzlsperger für mehr Vielfalt im Fußball ein. Bei einem Charity-Dinner spricht er davon, wie man Homophobie auf und neben dem Platz abbauen könnte.

 

Berlin - Anfang des Jahres sprach ganz Deutschland über das Coming-Out von Thomas Hitzlsperger. Acht Monate später sieht der frühere Nationalspieler seinen Gang an die Öffentlichkeit als wichtigen Durchbruch: „Dass das Thema nun in der Öffentlichkeit stattfindet, ist schon eine Verbesserung“, sagte der WM-Dritte von 2006 bei einem Charity-Dinner in Berlin. Eine Forderung nach einem Coming-Out eines aktiven Profis wies er jedoch zurück. „Immer dieser Wunsch, dass jetzt Nationalspieler folgen müssen, das impliziert doch schon: Da ist jemand!“ Viel wichtiger sei, Homophobie in den vielen kleinen Amateurvereinen abzubauen.

DFB-Präsident Wolfgang Niersbach wünscht sich derweil eine unaufgeregtere Diskussion über homosexuelle Fußballer. „Meine große Hoffnung ist, dass wir der Normalität näherkommen“, sagte der 63-Jährige auf der Veranstaltung. „Ich meine, es war völlig übertrieben, dass neben der Syrien-Krise oder Ägypten das Outing von Thomas Topthema im heute-Journal oder in den Tagesthemen war.“

Fußball mit Schweif in Regenbogenfarben

Anfang Januar hatte der frühere Fußball-Nationalspieler Hitzlsperger seine Homosexualität öffentlich gemacht. Am Donnerstagabend war der 32-Jährige Ehrengast eines Charity-Dinners, das zugunsten der Bildungsinitiative der Magnus-Hirschfeld-Stiftung „Fußball für Vielfalt - Fußball gegen Homophobie“ ausgerichtet wurde. Das Logo: Ein Fußball mit einem Schweif in den Regenbogenfarben, dem Erkennungszeichen der Schwulenbewegung. Hochrangige Vertreter aus der Wirtschaft, der Politik und dem Sport waren der Einladung in den großen Ballsaal des Berliner Grand Hyatt Hotels gefolgt.

Vor den rund 180 Gästen lobte Bundesjustizminister Heiko Maas den „weltmeisterlichen Mut“ von Hitzlsperger. Der SPD-Politiker wies erneut auf die Dringlichkeit der öffentlichen Debatte hin: „Deutschland hat sich in der Diskussion nach dem Outing von Herrn Hitzlsperger seiner Toleranz versichert“, sagte Maas.

"Von Normalität weit entfernt"

„Aber dass ein Outing auch im Jahr 2014 noch für ein weltweites Medienecho sorgt, zeigt auch: Von der Normalität, die wir uns alle wünschen, sind wir noch weit entfernt.“ In diesem Spannungsfeld stand die Podiumsdiskussion, an der neben Hitzlsperger und Niersbach auch Ligaverbands-Präsident Reinhard Rauball teilnahm. Die beiden Funktionäre überreichten anschließend einen gemeinsamen Scheck über 20.000 Euro für die Initiative.

Nach ihrer zunächst etwas zögerlichen Haltung bekräftigen Niersbach und Rauball nun erneut ihre Unterstützung der „Berliner Erklärung“ gegen Homophobie und für Akzeptanz und Vielfalt im Sport. „Der DFB stimmt mit den Zielen dieser Stiftung 100 Prozent überein“, sagte Niersbach. „Das ist keine Unterschrift pro forma. Wir wollen das umsetzen.“ Rauball dachte schon an den nächsten Schritt: „Es war ein ganz wichtiges Zeichen, was Thomas gemacht hat. Nur ist er aber kein Aktiver.“ Die Frage sei nun: „Ist es möglich, dass sich ein Aktiver outet?“

Hitzlsperger erklärte jedoch, seinen Gang in die Öffentlichkeit habe er gar nicht in der Absicht angetreten, dass andere Fußballer nun seinem Beispiel folgen müssten: „Der Amateurfußball ist viel bedeutender, weil es ein viel größerer Kreis ist, ein Nationalspieler reicht da nicht“, meinte Hitzlsperger, der sich derzeit als Hospitant beim Fußballmagazin „11Freunde“ beruflich neu orientiert. „An einem Abend wie heute wird mir bewusst, was da eigentlich passiert ist“, sagt der frühere Nationalspieler.