Am kommenden Sonntag werden in Baden-Baden die deutschen Sportlerinnen und Sportler des Jahres gewürdigt. Wer gewinnt? Wird sich zeigen. Unsere Redaktion nennt vorab ihre persönlichen Favoriten.

Sport: Dirk Preiß (dip)

Auch in diesem Jahr hat die Tradition Bestand: Kurz vor Weihnachten werden in Baden-Baden die Sportlerinnen und Sportler des Jahres gekürt. Gesucht werden in diesem Jahr die Nachfolger von Weitspringerin Malaika Mihambo, Tennisstar Alexander Zverev und des Vierers Bahnradfahrerinnen. Wer macht 2022 das Rennen?

 

Unsere Sportredaktion hat sich schon vor der Gala Gedanken gemacht – und kürt in den drei Kategorien ihre Favoriten. Nach ganz persönlichen Eindrücken.

Unsere Sportlerin des Jahres

Sportredakteur Dirk Preiß kürt Gina Lückenkemper: Wer erfolgreich sein will, muss leiden? Da ist im Sport was dran. Gemeint ist eine mitunter schmerzhafte Schinderei, ehe man die Ernte einfahren kann. Gina Lückenkemper hat das Ganze in diesem Jahr einfach umgedreht. Erst war sie erfolgreich – dann begann das Leiden. Überraschend gewann die Leichtathletin bei der EM in München Gold über 100 Meter, weil sie extrem schnell war und sich am Ende ins Ziel stürzte. So hatte sie nicht nur den Titel gewonnen, sondern sich auch noch eine Fleischwunde und einen Kapselriss zugezogen. Mit acht Stichen musste genäht werden, wenige Tage später führte sie die deutsche Staffel dennoch zum Titel. Dazwischen und danach gab es wunderbar gut gelaunte und erfrischende Statements der 26-Jährigen. Sie spricht mittlerweile zwar auch kritische Themen an, benennt Probleme im Spitzensport und initiiert Debatten – hat sich aber viel von ihrer ursprünglichen Unbekümmertheit bewahrt. So ist sie nicht nur wegen ihrer beiden Goldmedaillen das Gesicht des deutschen Sports im Jahr 2022.

Unser Sportler des Jahres

Sportredakteur Jochen Klingovsky kürt Vinzenz Geiger: Es war ein bitterkalter Abend, doch trotz der eisigen Temperaturen spielte Vinzenz Geiger mit dem Feuer – in einem Rennen, das für immer unvergessen bleiben wird. Der Kombinierer hatte einen richtig miesen Start in die Olympischen Winterspiele. Weil er auf dem Flug nach China neben dem nach der Landung positiv getesteten Eric Frenzel gesessen hatte, musste auch er, obwohl stets negativ, in eine mehrtägige Corona-Isolation. Und dann ging auch noch sein Sprung von der Normalschanze daneben. Er lag 1:26 Minuten zurück. Aussichtslos. Doch Vinzenz Geiger zeigte in der Loipe das Rennen seines Lebens, holte Meter um Meter auf, führte eine Gruppe an den alleine vorne laufenden Johannes Rydzek heran. Das Risiko, dass beide Deutsche leer ausgehen, war riesengroß, doch letztlich zahlte sich der Mut aus – weil Vinzenz Geiger am Ende allen davonsprintete. Er holte Gold und sagte mit Blick auf die Coronalage: „Es gibt Wichtigeres als Sport.“ Was für ein cooler Typ!

Unsere Mannschaft des Jahres

Volontärin Lotta Wellnitz kürt die deutschen Fußballerinnen: Ehrlich, menschlich, nahbar – und genau deswegen so sympathisch. So ist die deutsche Fußball-Nationalmannschaft der Frauen bei der EM 2022 in England aufgetreten. Das Team um Kapitänin Alex Popp hat sich in die Herzen vieler – auch männlicher – Fans gespielt. Warum? Weil der Vizeeuropameister gelebt hat, was Fußball in seinen Grundgedanken ist. Ein Mannschaftssport, in dem jede für jede und jeder für jeden kämpft und in dem nur gewinnen kann, wer zusammenhält. Und ein Sport, in dem das Geschehen auf dem Platz im Vordergrund steht, nicht das Drumherum, nicht der eigene Marktwert, nicht das neueste Luxusauto. Anführerin Popp und ihre Kolleginnen sind unser Team des Jahres, weil sie gezeigt haben, was viele Fans in Zeiten der Kommerzialisierung des Sports und dieses Sports vermissen: wie schön und ehrlich Fußball sein kann. Und wie viel Freude es macht, diese Art des Fußballs zu erleben.