Aus einem Kennenlernen auf dem Fußballplatz ist erst ein Verein und dann eine Stiftung entstanden. Am 23. November feiert die Giovane-Elber-Stiftung zur Förderung brasilianischer Straßenkinder mit einer Gala in Waiblingen ihr zehnjähriges Bestehen.

Winterbach - Neugier ist es gewesen, die Richard Schrade vor rund 25 Jahren auf den Fußballplatz zog, um sich ein Vorbereitungsspiel des VfB Stuttgart gegen eine Auswahl aus dem Weissacher Tal anzusehen. Ein Brasilianer, der seit Neustem in Winterbach wohne, kicke dabei für die Stuttgarter mit, hatte ihm einer seiner Söhne gesagt. Diesen Giovane Elber wollte Schrade mit eigenen Augen spielen sehen – und war anschließend restlos begeistert.

 

Sieben Seniorenkicker gründen den Verein

„Er war der Zulieferer, so dass Fredi Bobic nur noch den Fuß hinhalten musste, um ein Tor zu machen“, erinnert sich Schrade, der einige der Szenen damals mit der Kamera einfing. Was aus diesem ersten Kennenlernen zwischen dem Oberstudienrat, der neben seiner Tätigkeit an der Technischen Oberschule in Stuttgart für Zeitungen als Sportfotograf arbeitete, und dem aufstrebenden jungen Fußballer aus Brasilien einmal noch alles werden würde, daran haben zu diesem Zeitpunkt wohl weder Schrade noch Elber gedacht.

Der erste Grundstein hierfür war der Verein zur Förderung brasilianischer Straßenkinder. „Gemeinsam mit sieben Seniorenkickern habe ich den Verein gegründet, und Giovane gefragt, ob er den Vorsitz übernehmen würde“, erzählt Schrade, der seine Fußballleidenschaft mit 70 Jahren im VfB Winterbach auch heute noch selbst aktiv auslebt. Der Anlass dazu war, dass sie von Elbers Engagement in seiner brasilianischen Heimatstadt Londrina erfahren hatten. „Zu Weihnachten hat er für 1000 Dollar Lebensmittel eingekauft und diese selbst in Favelas verteilt.“

Die Stiftung ist inzwischen in vielen Ländern aktiv

Um ihn darin zu unterstützen und langfristig eine Hilfe zur Selbsthilfe für die Kinder in den Armenvierteln aufzubauen, rief Schrade den Verein ins Leben. Aus diesem ging dann die Giovane-Elber-Stiftung hervor, deren zehnjähriges Bestehen die beiden ungleichen Freunde am 23. November mit einer Jubiläumsgala im Waiblinger Bürgerzentrum feiern wollen.

Dabei geht es ihnen weniger darum, den ersten runden Geburtstag der Stiftung zu begehen, als vielmehr weitere Gelder für Hilfsprojekte durch den Erlös der Veranstaltung sowie Spenden von Besuchern und Sponsoren zu sammeln. Beeindruckend ist die Summe, welche sie in den vergangenen Jahrzehnten für die gute Sache erwirtschaften konnten, schon jetzt: zwei Millionen Euro. Das jüngste Projekt hierbei sei die Einrichtung einer Chemotherapieabteilung in der Kinderkrebsklinik in Londrina gewesen, berichtet Schrade.

Zudem habe man eine Schule in Tupche in Nepal wiederaufgebaut, die von einem Erdbeben zerstört wurde, und unterstütze eine Aktion in Indien, die Kindern eine Schulbildung ermöglicht. Inzwischen beschränkt sich das Engagement der Winterbacher nicht nur auf Elbers Heimatstadt, sondern umfasst Hilfsprojekte auf der ganzen Welt.

In Londrina ist ein soziales Zentrum entstanden

In Londrina ist freilich einiges auf diese Weise entstanden. Zum einen eine Schule, die mittlerweile zu einem sozialen Zentrum für Kinder und Jugendliche geworden ist, wo diese Nachhilfe, aber auch eine zahnärztliche Versorgung erhalten sowie Möglichkeiten zum Singen, Tanzen und Sport treiben finden; zum anderen ein Kinderhort, der es alleinstehenden Müttern ermöglicht, berufstätig zu sein.

„Wir veranstalten jedes Jahr eine Reise, damit sich Interessierte das vor Ort ansehen können“, sagt Schrade, der als Vorsitzender des Stiftungsbeirates und stellvertretender Vereinsvorstand dabei bisher auch den Reiseleiter gemacht hat. Doch nun wolle er sich mehr um seine Enkel kümmern, sagt der neunfache Großvater und fünffache Vater, und seine Aufgaben seiner Nachfolgerin Martina Merklinger übergeben. Den stellvertretenden Vorsitz hat sie kommissarisch bereits inne.

Kürzertreten, das wollte der Unruheständler Schrade schon einmal, als er seine Vorstandsposten im Akademischen Turnbund, der Württembergischen und der Deutschen Sportjugend abgab. Doch nur wenige Wochen später lernte Schrade, der auch schon drei Wahlperioden lang Gemeinderat in Winterbach war, Giovane Elber kennen. Zum Glück für viele Kinder ist er seinem Vorsatz nicht treu geblieben.

Nachgefragt bei Giovane Elber: Kinderlachen als Lohn

Londrina - Seit 25 Jahren unterstützt Giovane Elber Kinder in seiner brasilianischen Heimatstadt. Künftig will er mit seiner Stiftung indes weltweit helfen, sagt er im Interview.

Herr Elber, welche prominenten Unterstützer konnten Sie für die Benefizgala in Waiblingen zusammentrommeln?

Da die Gala an einem Freitag ist und die meisten am Samstag spielen, ist es für aktuelle Spieler schwierig zu kommen. Aber ich habe mit Cacau und Kevin Kuranyi gesprochen und, wenn sie können, kommen sie. Das hängt alles von ihrer Arbeit ab. Und wenn ich im November nach Deutschland komme, rede ich noch mit Kollegen vom FC Bayern München und auch mit Mehmet Scholl.

Was bedeutet es Ihnen, mit Ihrer Stiftung Kindern helfen zu können?

Das bedeutet mir sehr viel, schon als ich beim VfB Stuttgart unter Vertrag war vor 25 Jahren. Es ist sehr schön, benachteiligten Menschen und Kindern helfen zu können. Jetzt bin ich viel in Brasilien vor Ort und kann genau beobachten, was passiert. Das ist eine ganz große Ehre, viele Leute unterstützen zu können. Dabei bekomme ich von den Kindern mehr als sie von mir. Wenn ich sehe, wie sie lachen, ist das ganz, ganz wunderbar für uns und für die Stiftung.

Was sind Ihre Pläne für die Zukunft mit der Stiftung?

Mein Wunsch ist, noch mehr Kinder zu unterstützen, nicht nur in Brasilien, sondern weltweit. In Nepal haben wir schon eine Schule wiederaufgebaut. Ich finde es wichtig, dass bekannte Leute etwas für andere machen. Viele Fußballkollegen machen das auch.

Was erwartet die Besucher am 23. November im Waiblinger Bürgerzentrum sonst noch?

Sie werden einen sehr schönen Abend haben mit viel Atmosphäre. Sie werden ein bisschen brasilianisches Gefühl mit Tanz und Musik erleben und gute Unterhaltung.