Der Insolvenzverwalter von Galeria Karstadt Kaufhof, Stefan Denkhaus, hat veröffentlicht, welche Warenhäuser dicht gemacht werden sollen. Die Stuttgarter Filiale an der Königstraße ist nicht darunter – hingegen ein anderes Haus in der Region.

Bei der Belegschaft von Galeria Karstadt Kaufhof an der Stuttgarter Königstraße werden die schlimmsten Befürchtungen doch nicht wahr. In den vergangenen Tagen war die Filiale auf einer im Internet kursierenden Liste aufgetaucht, die angeblich der Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus erarbeitet haben sollte. An diesem Samstagvormittag wurden zunächst die Betriebsräte und anschließend die Belegschaften der tatsächlich von einer Schließung betroffenen Filialen informiert. Damit wurde klar: die Filiale an der Königstraße ist nicht darunter. Das freut auch Oberbürgermeister Frank Nopper: „Galeria Kaufhof ist ein wichtiger Frequenzbringer für die untere Königstraße. Deswegen sind wir froh, glücklich und zufrieden, dass uns Galeria Kaufhof in Stuttgart erhalten bleibt.“

 

11 400 Arbeitsplätze werden erhalten

Schon am Freitag war bekannt geworden, dass Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern zum 31. August 16 seiner noch 92 bestehenden Filialen schließen will. Nun ist es offiziell, dass von derzeit 12 800 Arbeitsplätzen rund 11 400 erhalten werden. 1400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen demnach gehen – knapp ein Drittel davon in der Essener Konzernzentrale. Auf der Liste der baden-württembergischen Filialen, die fortgeführt werden, stehen neben Stuttgart zum Beispiel die beiden Häuser in Freiburg, zudem Heilbronn und Heidelberg.

Geschlossen werden hingegen Leonberg und Mannheim. Nach Einschätzung der Gewerkschaft Verdi sind davon 200 Beschäftigte betroffen. Etliche davon seien bereits seit mehreren Jahrzehnten bei Galeria oder zuvor Kaufhof beschäftigt und hätten auf dem Arbeitsmarkt nur noch eingeschränkte Möglichkeiten.

Verdi will für die bedrohten Filialen kämpfen

„Die Beschäftigten der vor der Schließung stehenden Filialen verlieren ihre Arbeitsplätze nicht zuletzt, weil ein Spekulant namens Benko mit seiner Signa-Gruppe mittels völlig übersteigerter Mieten Filialen in die Verlustzone befördert hat“, übt Wolfgang Krüger vom Verdi-Landesbezirk Baden-Württemberg scharfe Kritik. Noch vor wenigen Jahren lukrative Häuser, die lange Zeit Gewinne erwirtschaftet hätten, seien „konsequent abgewirtschaftet“ worden und stünden nun vor dem Aus. „Es ist ein Skandal, der seinesgleichen sucht“, so Krüger. Verdi werde nun zusammen mit den Betriebsräten alles dafür tun, um die verkündeten Schließungen noch abzuwenden. „Wir werden umgehend das Gespräch mit den Verantwortlichen in den betroffenen Kommunen suchen, um über Hilfsmöglichkeiten zu beraten.“

Verdi kritisiert „Monopoly mit der beruflichen Existenz der Beschäftigten“

Verdi-Landeschef Martin Gross zielt auch auf den Insolvenzverwalter: Auf einen Blick sehe man, dass für die Entscheidung nicht Kaufhäuser und deren Beschäftigte und Kunden den Ausschlag gegeben hätten, sondern wieder nur Immobilien und deren Mieten. „Auch wenn die Verkündung nur ein Druckmittel für weitere Verhandlungen sein sollte: Die Kolleginnen und Kollegen haben es so satt und nicht verdient, dass mit ihrer beruflichen Existenz Monopoly gespielt wird.“

Mit Immobilieneigentümern von Signa hart verhandelt

Insolvenzverwalter Denkhaus äußerte: „Als Ziel haben wir einen marktüblichen Mietkorridor von sieben bis elf Prozent des Umsatzes definiert, um die jeweilige Filiale wirtschaftlich rentabel betreiben zu können.“ Es sei für den Erhalt jeder einzelnen Filiale hart verhandelt worden – nicht nur im Interesse der Mitarbeiter, sondern auch im Hinblick auf lebendige Innenstädte. In stets fairen Verhandlungen sei es gelungen, für die Mehrheit der Filialen, die im Eigentum von insolventen Signa-Objektgesellschaften stehen, Mietverträge zu unterzeichnen. „Dort, wo mit den Vermietern ein wirtschaftlich vertretbares Ergebnis trotz größter Bemühungen aller Beteiligten und trotz der Unterstützung durch die Politik nicht zu erzielen war, können die betreffenden Häuser nicht fortgeführt werden.“

Gemeinsam mit der Arbeitnehmervertretung sei eine sozial verträgliche Lösung für die von Jobverlust betroffenen rund 1400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erarbeitet worden. Dank der wirtschaftlichen Unterstützung durch das Investorenkonsortium sei mit dem Gesamtbetriebsrat am 26. April ein Interessenausgleich und ein Sozialplan geschlossen worden. Darin sei festgelegt, dass alle Betroffenen für acht Monate in eine Transfergesellschaft wechseln können, um sich auf dem Arbeitsmarkt zu orientieren.

Investitionen in die Filialen versprochen

„Wir werden alles tun, um unser Geschäft in eine erfolgreiche Zukunft zu führen. Dazu sehen wir nicht zuletzt durch unsere Umsatzentwicklung im laufenden Geschäftsjahr gute Voraussetzungen“, erklärt Galeria-Chef Olivier Van den Bossche. „Wir werden unsere Strategie der lokalen Ausrichtung konsequent weiter fortführen.“

Außerdem werde man bestehende Kooperationen ausbauen und noch weitere, bedeutende Partnerschaften dazugewinnen, um den Kunden das bestmögliche Einkaufserlebnis zu bieten. In diesem Zuge werde es weitere Investitionen in die Filialen geben. „Bei unseren bisher zehn erfolgreich modernisierten Filialen haben wir zum einen wichtige Erkenntnisse für die Effizienzsteigerung der Umbaumaßnahmen gewonnen“, sagte der Vorstandschef. „Zum anderen sehen wir, dass diese zehn Häuser erheblich besser arbeiten als Vergleichsfilialen, deshalb werden wir den Umbau unserer Filialen kontinuierlich und in einem angemessenen Tempo parallel zum Tagesgeschäft fortsetzen.“

Nächster Schritt im Insolvenzverfahren sei die vom Amtsgericht Essen für den 28. Mai angesetzte Gläubigerversammlung in der Messe Essen.