Anna Lea Hucht malt Bilder, die nicht nur auf den ersten Blick aussehen wie Fotografien. Die Ausstellung in der Galerie der Stadt Backnang wird am Freitagabend eröffnet.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Backnang - Seltsam, was haben diese zwei Figuren nur miteinander zu tun? Verstehen sie sich blind? Kennen sich der Mann mit der hölzernen Maske und die Frau mit dem steinernen Kopf? Die Berliner Künstlerin Anna Lea Hucht hat ihrem Werk, das jetzt in der Galerie der Stadt Backnang gezeigt wird, keinen Titel gegeben. Die allermeisten Zeichnungen und Tonskulpturen, die jetzt in der Ausstellung zu sehen sind, haben ebenfalls keinen Titel.

 

Wenn sie ihren Werken einen Namen verpassen würde, sagt die Künstlerin beim Rundgang am Tag vor der Ausstellungseröffnung, „dann gebe ich etwas vor“. Mitunter gebe sie zwar Werken Titel, aber eigentlich ist es der 1980 in Bonn geborenen Frau viel lieber, wenn die Betrachter völlig unvoreingenommen sind. Deshalb beantwortet Anna Lea Hucht auch nicht so gerne konkrete Fragen zu ihren Gemälden, die nicht nur auf den ersten Blick aussehen wie Fotografien.

Kunststudium in Karlsruhe

Hucht zeichnet minutiös ausgearbeitete Innenräume, meistens dürfte es sich um Wohnräume handeln. Zu sehen sind Menschen oder menschenähnliche Wesen – die Bewohner dieser Zimmer? Oder Besucher? Wer weiß. Die Figuren sind offenkundig in einem stillen Dialog miteinander. Sie scheinen sich anzuschauen oder kurz bevor das Bild entstanden ist genau gemustert zu haben und nun nachzudenken. „Die höchst eigenartige Huchtsche Bildwelt zeigt eine scheinbar angehaltene Zeit, in der sich ein verrätselter Zwischenraum öffnet“, sagt der Leiter der Galerie, Martin Schick. Er ist ständig auf der Suche nach Künstlern, die eines Tages mal groß rauskommen könnten. Anna Lea Hucht hat er kürzlich in ihrem Atelier in Berlin-Kreuzberg besucht und jetzt in die Murrstadt geholt.

Die Künstlerin will partout nicht fotografiert werden, und sie erzählt auch nur ungern von sich. Nur so viel: Sie habe schon als kleines Mädchen sehr gerne und oft gemalt und gezeichnet, „noch viel mehr als andere Kinder.“ Die Eltern, beide Hobbykünstler, hätten sie sicherlich beeinflusst. Ihr Fachabitur – Richtung Gestaltung – hat sie in NRW gemacht, dann in Karlsruhe Kunst studiert. Anna Lea Hucht lebt für und (meistens) auch von der Kunst, sie müsse mitunter aber auch ganz andere Jobs machen, um über die Runden zu kommen. Welche Jobs? Kein Kommentar, dafür aber ein freundliches Lächeln. Hucht ist mehrfach ausgezeichnet worden, unter anderem mit dem Bonner Kunstpreis, mit dem HAP-Grieshaber- und mit dem Horst-Janssen-Grafikpreis. Sie war mit dem Stipendium Cité International des Arts mehrere Monate lang in Paris.

HAP-Grieshaber-Preis gewonnen

Ihre keramischen Objekte, die jetzt in Backnang gezeigt werden, sind eigenartige Vasen. Einige dieser Gebilde sind mit Augen bestückt und scheinen die Besucher der Ausstellung zu betrachten.

Begleitveranstaltungen für Kinder und Jugendliche

Eröffnung
Die Ausstellung mit Werken von Anna Lea Hucht in der Galerie der Stadt Backnang, Petrus-Jacobi-Weg 1, wird am Freitag, 15. Februar, um 20 Uhr eröffnet. Der Leiter der Galerie, Martin Schick, führt in die Ausstellung ein. Die Werke sind bis zum 28. April zu sehen. Der Eintritt ist frei. Zum Begleitprogramm gehören Veranstaltungen für Kinder und für Jugendliche.

Leiter
Martin Schick leitet die Backnanger Galerie seit rund 20 Jahren – wie Fachleute sagen mit einem vergleichsweise kleinen Budget, aber durchaus erfolgreich. Sein größer Coup war wohl 1998 die Ausstellung mit dem damals noch weniger bekannten Neo Rauch. Heute gehört der Leipziger Maler zu den international erfolgreichsten Künstlern Deutschlands.

Tierisch!
Parallel zur Ausstellung in der Galerie läuft gleich nebenan im Grafik-Kabinett eine Ausstellung mit dem Titel „Tierisch!“ Zu sehen sind Druckgrafiken der Sammlung des Backnanger Apothekers Ernst Riecker, die der Stadt geschenkt wurden.