Die Galerie Heller in Stuttart-Vaihingen hat drei Maler des ausgehenden 19. Jahrhunderts mit Gegenwartskunst kombiniert. Die Ausstellung „Schnee“ wird am Sonntag, 18. Februar eröffnet.

Vaihingen - Er habe seit frühester Jugend gerne Schnee gemalt, erzählt der 82-jährige Kunsterzieher und Maler Martin Heller. So hat er sein Lieblingsmotiv zum Thema der jüngsten Ausstellung in der Galerie Heller gemacht und unterschiedliche Kunstwerke zum Thema Winter zusammengestellt. Gemeinsam mit seinem Sohn, dem Architekten Tilman Heller, hat er die Wände der Galerie Heller in der Mezgerstraße mit Arbeiten dreier noch im 19. Jahrhundert geborener Künstler bestückt. Mit Waltraud Stoll und Werner Lehmann sowie eigenen Arbeiten hat der Kurator auch die Gegenwart einbezogen. Die Ausstellung „Schnee“ wird am Sonntag, 18. Februar, um 11 Uhr eröffnet.

 

„Schnee von vorgestern“, nennt Martin Heller halb spöttisch, halb bewundernd die drei Stuttgarter Künstler, deren Werke im Mittelpunkt des Untergeschosses stehen. Selbst Schüler von Hermann Sohn, hat er sich mit großem Interesse in die Lebensgeschichten der drei Künstlerkollegen vertieft. Die Biografien von Eugen Nanz (Jahrgang 1887), Leonhard Schmidt (geboren 1892) und Hermann Sohn (1895) weisen Ähnlichkeiten auf, sie erzählen von den Schreckenszeiten zweier Weltkriege und des Nationalsozialismus. Alle drei schafften es als Söhne von Handwerkern an die Kunstgewerbeschule oder an die Akademie der Bildenden Künste.

Düstere Winterlandschaften von Eugen Nanz

Am 17. Februar 1929 malte Eugen Nanz eine seiner düsteren Winterlandschaften und versah sie mit dem Kommentar „Gemalt bei zehn Grad Kälte“. Es ist der Blick eines passionierten Jägers auf verschwommene Bäume, einen braun-grauen Waldrand, am unteren Bildrand ein dunkler Raubvogel. „Nanz war als Maler durchaus traditionell“, meint Martin Heller, „aber als Zeichner war er besonders interessant.“ Auch in seinen späteren Jahren, als er vor allem als Innenarchitekt erfolgreich war und für seine Möbelentwürfe ausgezeichnet wurde, blieb er dem Zeichnen treu.

Von 1901 bis 1931 war Nanz freier Mitarbeiter der „Meggendorfer Blätter“, einer Wochenzeitschrift für Humor und Kunst. Einige für die in München und Esslingen erschienene Zeitung gestalteten Zeichnungen zeigen Schlittenfahrer an der Gablenberger Steige, wo der Künstler sein Atelier hatte. Im Hauptstaatsarchiv in Stuttgart lagern zudem mehr als 500 Zeichnungen des damaligen Regimentszeichners, der im Ersten Weltkrieg einen Kopfschuss erlitt. „Er zeigte aber nicht, wie beispielsweise Otto Dix, das Schaurige des Krieges, sondern beschrieb anteilnehmend den Alltag in den Schützengräben“, sagt Martin Heller.

Kühles Blau, eisiges Weiß bei Hermann Sohn

Hermann Sohn, Kind einer Mettinger Wengerterfamilie, war gelernter Lithograph und studierte an der Akademie, an der er von 1946 bis 1962 eine Professur innehatte. Seine Arbeiten sind farbiger, enthalten sowohl konstruktivistische als auch expressionistische Elemente. Sein „Frierender Maler“ ist von kühlem Blau und eisigem Weiß dominiert, seine Landschaften sind von Eisenbahnschienen und Zweckgebäuden geprägt.

Stille und zeitlose Bilder von Leonhard Schmidt

Einen anderen Weg ging Leonhard Schmidt. Dessen reduzierte, klare Gemälde sind ästhetisch eine reine Freude. Fast poetisch schlängelt sich ein Weg durch einen verschneiten Wald, trotz der sparsam verwendeten Farbe leuchten die Bilder – still und zeitlos. Es ist kaum verständlich, warum dieser Maler während der Nazizeit Ausstellungsverbot hatte.

Skifahrer und skurrile Geschichten

Im Obergeschoss der Galerie ist die Gegenwart präsent. Martin Heller zeigt seine großformatigen Schneebilder, darunter eine Collage, die einen Skihang voller verrenkter Figuren in rasender Fahrt zeigt. Eine kritische Anmerkung zum Skizirkus und dessen Event-Charakter. Waltraud Stoll zeigt die geografische und geologische Seite einer Berglandschaft, und Werner Lehmanns skurrile, fast bösartigen Collagen erzählen witzige Geschichten.

Schnee Die Ausstellung in der Galerie Heller, Mezgerstraße 27, in Vaihingen, wird am Sonntag, 18. Februar, um 11 Uhr eröffnet. Die Arbeiten sind bis zum 4. März samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr zu sehen.