Die Galerie Braunbehrens auf dem Waldbaur-Areal im Stuttgarter Westen feiert ihr fünfjähriges Bestehen. Hinter ihr steht der Unternehmer, der ihre großzügigen Räume und den langen Atem finanziert.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

S-West - Das kleine Jubiläum der Galerie fällt in eine schwierige Zeit. Die Corona-Pandemie hat nicht nur zu vorübergehenden Schließung der Galerien im Frühjahr geführt, sie erschwert auch nach wie vor Vernissagen, hält die Kunstsinnigen auf Abstand und wirft Planungen über den Haufen: Vieles wackelt, Kunst aus dem Ausland ist nicht verlässlich zu bekommen, „deshalb entscheiden wir kurzfristig“, berichtete im Frühjahr Bertold Naumann, der die Galerie Braunbehrens leitet. Doch am 19. September wird auch sie wieder beim ArtAlarm mitmischen, und nebenbei ihr fünfjähriges Bestehen feiern.

 

Ende der Schokolade

In der kurzen Spanne hat sich die Galerie zur verlässlichen Größe in der Stuttgarter Kunstszene gemausert. Mit ihren 500 Quadratmetern hat Braunbehrens eine beinahe museale Größe in artgerechter White-Cube-Anmutung. Denn die Galerie residiert in einem ehemaligen Industriegebäude auf dem Waldbaur-Areal, wo bis 1977 Schokolade produziert wurde. Die 1970er Jahre brachten den Niedergang der berühmten Stuttgarter Schokoladenhersteller, zu denen auch Waldbaur zählte. Heute sind die einstigen Fabrikgebäude vis-à-vis des Feuersees kernsaniert und beherbergen außer der Galerie Mieter aus den unterschiedlichsten Wirtschaftszweigen – vom Architekturbüro bis hin zum Start-Up-Unternehmen.

Das Galerie-Programm von Braunbehrens umfasst üblicherweise sechs bis sieben Ausstellungen pro Jahr, zu denen jeweils ein Katalog erscheint. Zum Art-Alarm, der Stuttgarter Galerie-Nacht, eröffnet Braunbehrens unter dem Titel „Der neue Mensch“ mit Ölbildern von Sami Lukkarinen. Die finnische Künstlerin malt in einer Art Verpixelungstechnik Porträts, die die Details verwischt und so das vermeintlich Prototypische einer Person hervorkehrt. Lukkarinen gehört seit einigen Jahren schon zur künstlerischen Stammbelegschaft der Stuttgarter Galerie.

Traum eines Unternehmers

In finanzieller Hinsicht hat es diese Galerie besser als die Konkurrenz: Ihr Inhaber ist der Stuttgarter Unternehmer Frank Molliné, der sich als Kunstfreund, -kenner nicht mit der gängigen Rolle des Mäzens zufrieden geben wollte, sondern 2013 seine eigene Galerie eröffnete. 2015 übernahm Molliné zudem die renommierte Galerie von Braunbehrens in München und deren Bestände. Die Galerie Molliné verschmolz mit der Galerie von Braunbehrens und setzte deren Tradition nun in Stuttgart fort. Die Galerieleitung legte der Chef in die Hände des promovierten Kunsthistorikers Bertold Naumann.

Kunst als Reflexionsmedium

„Man braucht einen langen Atem, wenn man sich auf dem Kunstmarkt durchzusetzen will. Man muss bereit sein, viel zu investieren. Aber es kommt auch viel zurück“, sagt Molliné. Im Hintergrund steht seine Firma WDV-Molliné in Vaihingen mit ihren 120 Mitarbeitern, die Verbrauchszähler unter anderem für Wasser und Strom herstellen. „Kunst gehört zu einem positiven Leben einfach dazu“, sagt der Unternehmer.

Das klingt satt. Doch Kunst ist für Molliné keinesfalls bloß die Deko eines saturierten Daseins: „Sich mit aktueller Kunst zu beschäftigen, bedeutet immer auch sich mit der Welt um uns herum und unserer Gesellschaft kreativ und auf einer anderen Ebene aktiv auseinanderzusetzen. Andere Menschen dafür ebenfalls zu begeistern und zum Kunsterwerb anzuregen macht mich bis heute einfach glücklich.“