Thomas Niecke leitet seit 25 Jahren erfolgreich die Galerie Keim in Bad Cannstatt. Seit 1997 hat er 165 Ausstellungen kuratiert – geholfen hat, ihm, dass er stets auch weit über den Tellerrand blickt.

Thomas Niecke ist in Bad Cannstatt Kunsthändler und Kurator, seit 1997 versieht er diese Aufgabe mit Herz, Sachverstand, Disziplin und Sorgfalt . „Die damalige Galeristin Karin Keim setzte das Vertrauen in mich“, sagt er, der 2002 nach Bad Cannstatt zog und die komplette Leitung der Galerie übernahm, die zuvor von den Geschäftsführern Michael Wenger und Sabine Schwefel geführt worden war. Früher war das Haus Keim in Kunsthandel, Galerie und Glaserei aufgeteilt. Vor 15 Jahren wurden die Bereiche getrennt. Galerie und Werkstätten sind auf zwei Ebenen zugänglich.

 

Blick über die Kunst hinaus

Die Galerie arbeitet mit etwa 25 aktiven Künstlern zusammen. Sie werden regelmäßig neben Depotschauen vorgestellt. Dabei blickt der Galerist stets mehrdimensional – über die Kunst hinaus: Wenn Niecke zu Vernissagen einlädt, sind es auch seine Wortspielereien, mit denen er gekonnt das Motto setzt. Jüngstes Beispiel: „Paar-Bilder und Bilder-Paare“. Eine Ausstellung, die mit Grafiken und Originalen aus seiner reichhaltigen Sammlung schöpft und aus seiner neuen Art der Präsentation „Kunst aus dem Magazin“. Hier lockt Niecke derzeit mit Arbeiten der Klassischen Moderne von Max Ackermann über Marc Chagall bis Pablo Picasso. Der Kurator liebt Sprüche und Texte und setzt sie geschickt in die Präsentation neben die Bilder. Für die Kunst und um stets aktuelle Entwicklungen aufzunehmen, reist Niecke durch die ganze Welt, holt sich Inspirationen in Italien, Frankreich, Finnland, Japan und in Arabien. Mal ist es die Pariser, dann die Petersburger Hängung, mit der er seine Besucher überrascht. Niecke hat ein Händchen für die besondere Kombination von Gemälden und Objektkunst. Häufig streicht und gestaltet er die Räume neu und demonstriert damit auch seinen ästhetischen Anspruch, den auch die Kulturfans schätzen. Der Galerist hat schon immer über den Tellerrand hinaus geblickt: Seit 2004 war er elf Mal in Folge auf der internationalen Kunstmesse Art Karlsruhe mit mehreren Künstlern im Wechsel. Außerdem beteiligte er sich 2008 an der Berliner Liste in Berlin.

Elf Mal auf der Art Karlsruhe

Kulturelles Engagement in Bad Cannstatt

In der Pandemiezeit scheut Niecke keine Mühe, um seine Kundschaft die Kunst in neuen Zusammenhängen, Formen und Themen erleben zu lassen. Er verschickte professionell gestaltete kleine Kunstkataloge und überbrückte damit erfolgreich die Zeit des Lockdowns. Sein großes Engagement, auch für die Altstadt Bad Cannstatt, das Cannstatter Kulturleben, die Initiative Kulturnetz wie auch das Kulturmenü, wird von allen Seiten geschätzt.

Thomas Niecke erinnert sich nach 25 Jahren Galerieleitung gerne an einige Höhepunkte seiner Laufbahn: „Legendär waren die Ausstellungen mit Originalen von Joseph Beuys, Günther Uecker und Christo und Jeanne-Claude.“ Seit 1997 blickt Niecke auf 165 Ausstellungen zurück. Nächstes Jahr wird er 75 Jahre alt und denkt so langsam an die Übergabe oder Auflösung der Galerie Keim. „Die Kundschaft ist mit mir älter geworden, neue Kunden zu gewinnen, ist schwierig, denn das Umfeld in Bad Cannstatt hat sich in den letzten Jahren gewandelt, und junge Kunden forcieren das Internet.“

Ungewöhnlicher Weg zum Galeristen

Nieckes Weg zum Galeristen ist ungewöhnlich: Auf eine Schreinerlehre folgten Fachabitur und Studium als Bauingenieur an der Fachhochschule Stuttgart. Nebenbei hat Niecke Kunstgeschichte und Philosophie bei Max Bense studiert und war nach dem Studium vier Jahre in Stuttgart als Stadtplaner tätig, bevor er mit dem Kunstkabinett in Kirchheim/Teck erste Ausstellungen mit Hannes Steinert, Thomas Heger und Rolf Kilian organisierte. Sein Wahlspruch stammt von Sören Aabye Kierkegaard: „Leben lässt sich nur rückwärts verstehen, muss aber vorwärts gelebt werden.“