Der Künstler Christian Schoch zeigt im Galerieverein seine erotisch anmutenden Bilder.

Leonberg - Farbenprächtige Werke im Grenzbereich zwischen Zwei- und Dreidimensionalität, bunt und sensitiv, erwarten den Besucher der Ausstellung „Absence of specific references“ im Galerieverein Leonberg. In den hohen lichten Räumen der ehemaligen Scheuer werden die teilweise recht erotisch anmutenden Bilder des Schweizer Künstlers Christian Schoch geradezu gefeiert. Abstraktes scheint konkret zu werden, doch zunächst einmal ist gar nichts so, wie es scheint, und das ist beabsichtigt.

 

Passend zur fünften Jahreszeit, die vier Minuten vor Beginn der Vernissage am Sonntag eröffnet wurde, zeigt der Verein humorvolle Arbeiten eines Gegenwartskünstlers, die voller Leben sind und erfrischenderweise einmal ohne den erhobenen moralischen Zeigefinger in Sachen bevorstehendem Weltuntergang. Eva Ott begrüßte die zahlreich, trotz nicht weniger Konkurrenzveranstaltungen, erschienen Kunstinteressierten mit wenigen wohlgewählten Worten. „Seine Kunst lädt zum Träumen ein“, regte sie den Appetit auf den folgenden Rundgang an und man muss hinzufügen, auch zum Schmunzeln. Dennoch zeigt der 1961 geborene Schoch keine Comics oder provoziert mit übersteigertem Kitsch à la Jeff Koons, sondern überlässt es liebevoll dem Betrachter, was er in seinen Arbeiten sehen möchte. Deutungen möchte er aber vermieden wissen, die Anregung allein soll entscheidend sein, wie sein Galerist Franz Mäder in der Einführungsrede unterstrich.

40 Arbeiten aus sieben Jahren

Christian Schoch, der hier seine größte Einzelausstellung mit mehr als 40 Arbeiten aus den vergangenen sieben Jahren - Versicherungswert 150 000 Euro - bestreitet, studierte Malerei in Basel und Lodz (Polen). Obwohl er seine Werke selbst „Bilder“ nennt, sind es geformte Malereien, verwandt mit der in der amerikanischen Malerei entstandenen „Shaped Canvas“ und erinnern von der Technik her an Hinterglasmalerei.

Für diese Reliefs entwickelte Schoch eine ganz eigene Vorgehensweise, die er persönlich erklärte: „Ich gehe von der Oberfläche aus, verwende meist flexible Materialien wie Stoffe, Leder, Plastikfolie, Farbe und anderes und verfestige diese zu einer Form. Der Ausgangspunkt einer Arbeit ist folglich die Fläche, im engeren Sinn die Oberfläche einer späteren Form.“ So benutzt er PVC-Folie als Träger von Marker-Tinte, Sprayfarbe oder Ölfarbe. Dann wird die bemalte Folie durch eine geeignete Technik hintergossen und vor der Aushärtung in eine Form gebracht. „Die aufgetragene Farbe auf der Folie erscheint nun als Transfer zuvorderst auf dem neuen Trägermaterial“, erklärt der Künstler.

Dreidimensionale Körper

Dann setzt er an der bestehenden Form an und erweitert die Arbeit mit zusätzlichen Elementen. Die Vorgehensweise entspreche derjenigen der abstrakten Malerei, ergebe aber Reliefs oder dreidimensionale Körper. „Ich untersuche die Beziehung von Farbe zu Form und einer konventionalisierten oder individuellen Konnotation, unter Einbezug größtmöglicher Freiheit sowie des Zufalls in der Ausgestaltung meiner Arbeit.“ Mit reduzierten Mitteln entstehen genuine Neuschöpfungen, jedes Bild ist individuell. Die in Form gebrachte Malerei inspiriert den Betrachter und ist faszinierend in ihrer Einzigartigkeit.

In einem in verschiedenen Grüntönen gehaltenen Wandobjekt, mit einer Art rosafarbenen Kussmund in der Front zum Beispiel, sah eine Besucherin kopulierende Kröten auf einem Haufen, ein Kamasutra der Frösche. Überhaupt fielen die wurm-und schlangenartigen Muster auf, die ja durchaus phallischen Charakter haben. Andere sahen in den vier weißen Steinen von „Birth of a standard wonder“ Eier, die kurz vor dem Schlüpfen stehen. Eine sehr lebhafte Vernissage, bei der die Besucher sofort ins Staunen und ins Gespräch miteinander kamen. Damit war und ist das Ziel erreicht, denn bis zum 30. Dezember sind die wundersamen Schöpfungen des Christian Schoch noch zu bestaunen.