RTL 2 zeigt am Wochenende die erste Staffel der Serie „Game of Thrones – Das Lied von Eis und Feuer“. Das sollten selbst Fantasymuffel sehen.

Stuttgart - Rau ist diese Welt der Ritter und Monster hoch im Norden, unerbittlich hart, mit wenig Toleranz für Schwäche, Zaudern, Lauheit. Ein riesiger Eiswall trennt die Gefilde der Menschen in Burgen und Dörfern von einer Wildnis, in der noch viel gröbere Barbaren hausen. Und hier spuken, so behaupten die Männer der Nachtwache, jener Kämpfertruppe der Verlorenen, Ausgestoßenen und Verfluchten, die jenseits der Mauer Patrouillen durchführt, noch sehr viel bedrohlichere Wesen als Menschen, Ungeheuer, von denen man nicht einmal sagen kann, ob sie aus Fleisch und Blut gemacht sind.

 

Die HBO-Serie „Game of Thrones“, deren erste drei Folgen heute ab 20.15 Uhr auf RTL 2 ihre deutsche Free-TV-Premiere erleben, wird also vom großen Widerspruch der epischen Fantasy geprägt. Einerseits bietet solche Fantasy uns mit ihren mittelalterlichen Kulturen eine einfacher zu überblickende Welt, in der Männer ihre Probleme mit Schwert, Beil und Kriegshammer lösen. Andererseits ist hier vieles ungewisser und schwerer durchschaubar als in unserer Realität, weil die Naturgesetze nicht das ganze Universum ordnen, weil es mehr oder weniger stark perforierte Grenzen zum Reich des Übersinnlichen gibt.

Vernarbte Haudegen und Schlachtenveteranen

In „Game of Thrones“ wird aber auch die Welt der vernarbten Haudegen und Schlachtenveteranen zunehmend komplex. Die von den Drehbuchautoren David Benioff und D. B. Weiss aus dem Romanzyklus „Das Lied von Eis und Feuer“ von George R. R. Martin entwickelte Serie breitet ein Land vor uns aus, das aus sieben unter einer Krone vereinten Reichen besteht. Die Provinzfürsten verfolgen ebenso ihre eigenen Interessen wie die Ratgeber des Königs in der Hauptstadt. Langsam, aber sicher ist im Schwelen von Macht- und Habgier, von Rachegelüsten und Größenwahn der Konsens im Reich verbraucht.

Die milden Sommer und die brutalen Winter rollen hier nicht gleichmäßig heran, sie kommen in erratischen Zyklen über das Land. Der letzte, verheerende Winter ist lange her, das Bewusstsein, man müsse letztlich gegen Gefahren von außen zusammenstehen, ist allmählich verflogen.

Epische Fantasy wurde bisher im Fernsehen verwässert

Von amerikanischen Kritikern ist „Game of Thrones“ immer mal wieder mit anderen Qualitätsserien verglichen worden, die verbrauchte Stoffe und Muster zu neuem Glanz führten, mit „Sopranos“ etwa und „Deadwood“. Diese Vergleiche hinken ein wenig. Die Mafiaserie „Sopranos“ und die Westernserie „Deadwood“ haben Genres innovativ, subversiv und ausweitend aufgegriffen, die zuvor schon auf alle möglichen Arten, auf achtbare und dumme, durchdekliniert worden waren. „Game of Thrones“ wagt sich an epische Fantasy, die bisher im Fernsehen und lange auch im Kino nur als jämmerlicher Abklatsch vorkam, als unglaublich banalisierte, kindische, verplumpte, verdummte und verwässerte Variante dessen, was in der Fantasyliteratur erzählerischer Durchschnitt ist.

Die Martin-Adaption führt also nicht über die Grenzen des Gewöhnlichen hinaus, sie muss dieses Gewöhnliche, dessen Platz bisher von minderwertigem Pfusch eingenommen wurde, überhaupt erst einmal etablieren. Das tut sie nie schlechter als grundsolide, oft aber sehr inspiriert und immer wieder mal auch bravourös. in „Game of Thrones“ könnten auch Fantasymuffel die Faszinationskraft dieser harschen Erzählwelten spüren.

Glaubwürdige Charaktere und Dialoge

Der von Sean Bean gespielte Eddard Stark etwa, Lord von Winterfell, ein knorriger Provinzler, der wenig vom Glanz der Hauptstadt hält, aber vom König dorthin in ein Amt beordert wird, gerät an einen eitlen, intriganten Ritter. Jener stichelt, Eddard nehme nie an Turnieren und Schaukämpfen teil. Wenn er sein Schwert einmal ernstlich gegen jemanden erhebe, knurrt Stark als Antwort, dann wolle er nicht, dass der schon wisse, was auf ihn zukomme.

Solche Glaubwürdigkeit von Dialogen und Charakterzügen, die Mischung aus Grimm, Pathos und schwarzem Humor und das konsequente Hineindenken in ein Leben dauernder Konfrontationen auf Leben und Tod zeichnen „Game of Thrones“ aus. Die Spezialeffekte stammen übrigens zum Teil von der auch in Stuttgart ansässigen Firma Pixomondo, deren Arbeit an Martin Scorseses „Hugo Cabret“ dieses Jahr mit dem Oscar gewürdigt wurde.

RTL 2, 20.15 Uhr. Weitere vier Folgen werden am Samstag gesendet, die restlichen drei Folgender ersten Staffel am Sonntag.