Das Interesse an Spielkonsolen ist riesig, das Angebot auch. Dennoch steckt die Branche in der Krise. Auf der Gamescom in Köln wollen die großen Hersteller gegensteuern. Spieleschmieden aus Baden-Württemberg versuchen, eigene Wege zu gehen.

Stuttgart - Es ist Microsofts letzte Chance, die PR-Pannen der vergangenen Wochen auszubügeln. Noch dieses Jahr soll die neue Spielkonsole Xbox One erscheinen. Erste Ankündigungen, die Xbox müsse permanent mit dem Internet verbunden sein und gebrauchte Spiele dürften nur eingeschränkt weiterverkauft werden, hat der Konzern zurückgenommen. Auch die umstrittene Kinect-Kamera zur Sprach- und Bewegungsteuerung, die Ängste vor einer Überwachung im Wohnzimmer weckte, darf nun ausgeschaltet bleiben. Auf einer Pressekonferenz zur Gamescom in Köln versuchte Microsoft am Dienstag die Fans mit einem weiteren Bonbon zu locken: Jeder Xbox One soll nun ein Code zum Herunterladen eines kompletten Spiels beiliegen.Ob das reicht, um die Playstation 4 des Konkurrenten Sony einzuholen, ist fraglich. Diese soll ebenfalls dieses Jahr auf den Markt kommen und liegt in der Gunst der Gamer derzeit vorn. Und das, obwohl sich beide Geräte technisch gar nicht allzu sehr voneinander unterscheiden. Freuen dürfen sich dennoch beide Hersteller. Denn offenbar heizt der Machtkampf zwischen Sony und Microsoft das Interesse des Publikums eher an, als es abzukühlen. Laut Brancheninsidern ist für beide Konsolen die Zahl der Vorbestellungen bereits doppelt so hoch wie bei der Vorgängergeneration.

 

Eine Branche in der Krise

Dabei befindet sich die Branche in der Krise. Die Flut an billigen Apps für Handys und Tablet-PCs hat bereits dazu geführt, dass „der Markt für mobile Spielkonsolen geradezu abstürzt und sich in Richtung unbedeutender Nischenmarkt verabschiedet“, wie Olaf Wolters, Ex-Geschäftsführer des Branchenverbandes Interaktive Unterhaltungssoftware, im Fachmagazin „Gamesmarkt“ konstatiert. Auch die Hersteller stationärer Konsolen geraten zunehmend unter Druck. Der schnelllebige Markt verlangt einen stetigen Nachschub an Spielen.

Da jedoch die Produktion jedes neuen Titels Millionen verschlingt, sind Investitionen hochriskant. So genügten wenige Flops, um das einstige  Branchenschwergewicht, den US-Hersteller von Videospielen THQ, in die Insolvenz zu treiben. Und selbst ein Games-Gigant wie Nintendo, dessen Wii U sich weltweit nur 3,36 Millionen Mal verkaufte, verliert schnell die Unterstützung der Dritthersteller. So entwickelt der weltweit größte Publisher Electronic Arts derzeit überhaupt keine Wii-U-Spiele. In Köln schickt Nintendo nun eine Reihe von Neuheiten ins Rennen – die mit den Megastars Super Mario und Donkey Kong aufwarten, die es richten sollen.