Es ist an der Zeit, dass die Spieleindustrie in Deutschland ab 2019 tatsächlich gefördert wird. Denn davon profitieren auch andere Branchen im Land, meint Daniel Gräfe.

Geld/Arbeit: Daniel Gräfe (dag)

Köln - Wenn heute für die Fachbesucher in Köln die Gamescom eröffnet wird, erscheint die Spielewelt im Land auf dem höchsten Level: 350 000 Besucher werden auf der weltgrößten Messe für Computer- und Videospiele erwartet, deutschlandweit spielen annähernd so viele Frauen wie Männer, auch die Senioren holen spieltechnisch auf. Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz mit Spielen, Konsolen, Soft- und Hardware auf 3,3 Milliarden Euro. Und doch täuschen die Zahlen. Die Deutschen spielen zwar mehr – doch bei der Spieleproduktion spielen sie kaum eine Rolle.

 

2017 erreichte die Spieleherstellung „Made in Germany“ weltweit einen Anteil von 5,4 Prozent – ein Prozent weniger als im Jahr zuvor. International dominieren die großen Konzerne aus Nordamerika, Asien, aber auch aus Frankreich den Markt. Seit vielen Jahren beklagt der deutsche Branchenverband Game in diesem Zusammenhang die Förderung in anderen Staaten, allen voran Kanada und Frankreich. Seit vielen Jahren fordert man staatliche Unterstützung, um international konkurrenzfähig zu sein. 2019 könnten erstmals Gelder für die Förderung des Standortes fließen, wenn denn nach der Sommerpause die parlamentarischen Hürden genommen werden. 50 Millionen Euro pro Jahr könnten es sein.

Virtuelle Brillen haben auch im Automobilbau und der Architektur Verbreitung gefunden

Es wäre an der Zeit. Denn eine Förderung der Spieleindustrie im Land käme auch dem Wirtschaftsstandort Deutschland insgesamt zugute. Schließlich ist die Branche ein technologischer Innovator und hat mit schnellen Grafikchips, virtueller Realität oder künstlicher Intelligenz Maßstäbe geschaffen, die auch in anderen Bereichen genutzt werden. Die Verbreitung von virtuellen Brillen für die Industrie oder Architektur ist nur ein Beispiel. Das heißt: Die Expertise der Spieleindustrie könnte auch den Firmen aus der Automobil- oder Bauwirtschaft nutzen. Auch deshalb sollte die Förderung vor allem der Entwicklung der technischen und kreativen Kompetenz im Land gelten – und nicht ein simples Instrument für mehr Verkäufe sein.