Der Rapper Psy ist der erste Südkoreaner, dem ein Welthit gelungen ist: Mit seinem Lied „Gangman Style“ und dem dazugehörigen Tanz hat er Charts, Clubs und Herzen von Moskau bis New York erobert.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart/Seoul - Ein aufgepumpter Techno-Beat und eine simple Choreografie mit Lasso- und Rodeo-Anspielungen haben den südkoreanischen Rapper Psy an die Spitze der globalen Popwelt gespült. Der Song, der weltweit Charts und Discotheken stürmt, nennt sich „Gangnam Style“.

 

Offiziell läuft der Song als „K-Pop“, also koreanischsprachige Popmusik. Sein Erfolg aber ist global: „Gangnam Style“ wurde etwa 500 Millionen Mal auf Youtube angesehen, der Manager des kanadischen Teeniestars Justin Bieber hat Psy, der bürgerlich Park Jae-Sang heißt, unter Vertrag genommen. Der Rapper hat es auf Platz eins in den deutschen, österreichischen, britischen und natürlich auch südkoreanischen Charts geschafft, auf der ganzen Welt werden „Gangnam Style“-Flashmobs abgefeiert, und es gibt lokale Imitate des Songs, etwa als Cannstatt- oder Gandalf-Style oder mit Bruno Ganz in seiner Brüllrolle als Adolf Hitler. Auch in Psys Heimat ist man stolz auf den Weltstar: 80 000 Zuschauer kamen zu einem Konzert vor dem Rathaus in Seoul.

Die Choreografie ist kinderleicht, der Sound eingängig

„Gangnam Style“ geht ins Ohr. Die Choreografie mit den O-Beinen und dem imaginären Zügelschwingen ist kinderleicht und somit bierzelt-, disco- und sogar hochzeitstauglich; „heeey, sexy Lady“ oder „Oppa Gangnam Style“ kann man auch bei geringst denkbaren Englischkenntnissen mitgrölen. Das sind die Ingredienzien für einen Welthit. Dass der Song tatsächlich zwischen Peking und New York, Berlin und Moskau rauf und runter gespielt wird, ist allerdings nicht nur den technischen Möglichkeiten des Internets (inklusive einem Twitter-Hinweis der Popsängerin Katy Perry) geschuldet. Anders als viele andere asiatische Popproduktionen ist „Gangnam Style“ nicht nur bunt und schrill, sondern auch selbstironisch.

Zur Erklärung: Gangnam ist der teuerste Stadtteil der koreanischen Hauptstadt Seoul. „Oppa“ nennen südkoreanische Mädchen unter anderem Männer, die sich an jüngere Damen ranmachen. Der Oppa im Gangnam-Style ist also so ziemlich der Prototyp des Protzers mit dicken Hosen.

Psy sieht ziemlich lustig aus

Das offensive Zurschaustellen von Reichtum verballhornt Psy, der schon seit einigen Jahren in Südkorea Erfolge feiert, in seinem Video: Der 34-Jährige tanzt so lange gegen einen Schnösel im knallgelben Zweiteiler an, bis der im roten Sportwagen-Coupé davonrauscht. Psy hüpft unter Autobrücken, in Reithallen und vor Wohnblöcken herum und tanzt in der U-Bahn eine junge, auffällig gekleidete Schönheit an – ein bisschen Oppa, aber sicher nicht im Stil der Gangnam-Neureichen. Oder, wie er in einer US-Talkshow sagte: „Dress classy, dance cheesy“ (auf Deutsch etwa: „Zieh dich gut an, aber tanze peinlich.“).

Bei alledem sieht Psy, unter dessen Hemd ein kleines Bäuchlein wackelt, ziemlich lustig aus. Zum Affen macht er sich aber nicht. Er ist keines jener Glitzerprodukte, die im K-Pop sonst abräumen und auf die der asiatische Mainstream abfährt. Er gibt sich ganz normal, und sein „Gangnam Style“-Tanz macht einfach Spaß.

Solche authentischen Popstars schätzt man im Westen seit Jahren. Kein Wunder also, dass Psy, der übrigens in den USA studiert hat und perfekt Englisch spricht, nicht nur in Korea alle Rekorde bricht. Die ganze Welt tanzt im Gangnam-Style.