In neu publizierten Städtevergleichen schneidet die baden-württembergische Landeshauptstadt nicht gut ab. Die Zahlen seien aber nicht sehr aussagekräftig, findet die Verwaltung.

Stuttgart - In den größten deutschen Städten wird immer mehr gebaut. Düsseldorf, Hamburg und Frankfurt seien daher inzwischen in der Lage, ihren Wohnungsbedarf nach und nach zu decken, hat der Immobilienexperte des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln, Michael Voigtländer, jetzt bilanziert. Probleme sieht er weiterhin in Köln und Berlin, aber auch in München und Stuttgart. Die baden-württembergische Landeshauptstadt liegt beim Wohnungsneubau unter dem bundesweiten Durchschnitt, hat die Deutsche Presse-Agentur am Montag gemeldet, nachdem sie Baustatistiken wichtiger deutscher Städten verglichen hatte. Dabei griff sie im Fall von Stuttgart auf eine seit Juni bekannte Zahl zurück, nämlich auf die 1847 Wohnungen, die nach Angaben des Statistischen Amts der Stadt im Jahr 2018 fertiggestellt worden waren.

 

Man rede bei Stuttgart von 30 neuen Wohnungen pro 10 000 Einwohner, errechnete die Agentur jetzt – und präsentierte Stuttgart als Schlusslicht. Hamburg habe unter den sieben Städten Deutschlands mit mehr als 600 000 Einwohnern am meisten neue Wohnungen dazubekommen: 58 Einheiten pro 10 000 Einwohner. Es folgten München (53), Frankfurt (47) und Berlin (46). Auch Köln lag mit 36 noch knapp über dem bundesweiten Schnitt (35). Düsseldorf (32) und Stuttgart blieben darunter.

Baubürgermeister Pätzold hat Einwände

Bereits im Juli hatte das Institut der deutschen Wirtschaft gemeldet, zwischen 2016 und 2018 seien in den sieben größten deutschen Städten gerade einmal 71 Prozent der Wohnungen fertiggestellt worden, die aufgrund der Bevölkerungsentwicklung benötigt würden. Stuttgart sei nur auf eine Quote von 56 Prozent gekommen. Wohnungsbau sei das beste Mittel gegen steigende Mieten. Das zeige sich auch daran, dass die Mietpreissteigerungen moderater ausfielen, wo viel gebaut werde. Natürlich hat es aber Ursachen, wenn nicht mehr gebaut wird. Das kam zur Sprache, als die Baugewerkschaft IG Bau, der Mieterbund, die Caritas, der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhhandel und die Deutsche Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau vergangene Woche in Berlin „Stillstand“ beim sozialen Wohnungsbau beklagten. Claus Michelsen vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin sagte, die Flaute liege auch an Kapazitätsengpässen der Bauindustrie. In Stuttgart sei auch der chronische Baulandmangel ein Erschwernis.

Die Stuttgarter Stadtverwaltung erklärte, die am Montag verbreiteten Zahlen hätten wenig Aussagekraft. Städtebaubürgermeister Peter Pätzold (Grüne) sagte außerdem, in Stuttgart entstünden immer mehr Wohnungen. Inzwischen hätten die Fertigstellungszahlen wieder das Niveau von Ende der 1990er Jahre erreicht. Für die Stadt sei es wichtig, die Potenziale im Wohnungsbau konsequent nach Stuttgarter Maß zu heben und zu entwickeln – und den Klimawandel zu beachten. Bereits im Juni hatte Pätzold die 1847 Fertigstellungen im Jahr 2018 als „kleine Delle“ bezeichnet. Bei den 1847 Wohnungen handelte es sich um die Bruttozahl – vor dem Abzug von 294 Wohnungen, die abgerissen oder anders genutzt wurden. Für die Studie habe man aber durchweg vergleichbare Bruttodaten verwendet, erklärte das Institut der deutschen Wirtschaft.