Die Ganztagsbetreuung im Hort an der Hemminger Grundschule ist voll ausgelastet. Bald sind die Kapazitäten erschöpft. Zumal die Jahrgänge 2013/14 geburtenstark sind.

Hemmingen - Noch konnte Matthias Euchner bislang jedes Grundschulkind im Hemminger Hort aufnehmen. „Wir schauen immer nach genügend Plätzen. Bisher mussten wir kein Kind ablehnen“, sagt der Hortleiter. Zurzeit besuchen 70 Kinder die Ganztagsbetreuung. In den drei Gruppen können maximal 75 Grundschüler gleichzeitig betreut werden.

 

Doch schon im nächsten Schuljahr sieht es eng aus. Der Kommunalverband für Jugend und Soziales im Land erlaubt zwar, dass pro Gruppe zwei Kinder mehr betreut werden dürfen. Trotzdem stehen dann immer noch zwei Kinder für den Donnerstag auf der Warteliste. Und diese wird sicher länger – die Sommerferien starten erst in sechs Wochen. „In der Zeit sind noch viele Anmeldungen möglich“, sagt Euchner. Mit einer „langen Warteliste“ rechnet der Hortleiter für das Schuljahr 2019/20. Schon jetzt liegen ihm rund 40 Neuanmeldungen vor. Dass seit zwei Jahren berufstätige Eltern bevorzugt werden, ändert kaum etwas an der Nachfrage. Bei 70 Prozent der Kinder arbeiten beide Elternteile, zudem gibt es ein Viertel Alleinerziehende.Der wachsende Bedarf hat mehrere Gründe. Viele Eltern sind eine Ganztagsbetreuung aus den Kitas gewöhnt und möchten sie beim Schulkind beibehalten. Andere Eltern wollen wieder oder mehr arbeiten. Dann ist da das Neubaugebiet Hälde, das attraktiv ist für Familien mit Kindern. Dem Grundschulrektor Eberhard Kammerer zufolge kommen im Herbst 2019 eventuell so viele ABC-Schützen in die Schule, dass die erste Klasse wieder vierzügig wird. Damit gäbe es dann allein 90 Schulanfänger.

Nachfrage steigt

Das hat in Hemmingen eine Diskussion ausgelöst. Die Gemeinde muss nun überlegen, wie sie die vielen Kinder künftig unterbringt. „Wir müssen über eine vierte Gruppe nachdenken“, lautete Euchners Fazit im Verwaltungsausschuss, dem er den aktuellen Hortbericht vorgelegt hatte. Damit wären auch mehr Räume und mehr Personal nötig. Beides dürfte eine Herausforderung werden. Für einen Anbau fehlt der Platz. Eine Erweiterung in die Schule hinein würde zur Trennung von den jetzigen Räumen führen. „Die Hausaufgabenbetreuung ist sehr zeitintensiv geworden, denn die Kinder brauchen immer mehr Hilfe. Bei steigenden Kinderzahlen benötigen wir auch dafür einen weiteren Raum und weiteres Personal“, sagt der Hortleiter Euchner.

Personalmangel droht auch im Hort

Mit sechs Mitarbeitern und mehreren Praktikanten ist die Einrichtung momentan gut aufgestellt. Aber auch Horte finden nur schwer Personal. „Viele Erzieher bevorzugen eine Vollzeitstelle“, sagt Matthias Euchner. Außerdem schrecke die Ungewissheit über die Zukunft der Horte ab: In immer mehr Kommunen ersetzen Ganztagsschulen diese Einrichtungen. „Es ist nicht vorauszusehen, ob Horte ganz aussterben“, sagt Euchner. Gewiss ist derzeit nur: „Bis jetzt gibt es keine Pläne oder die Information, dass die Hemminger Grundschule eine Ganztagsschule werden soll.“Der Hort ist eine freiwillige Leistung der Kommune, daher trägt sie die Kosten. Zwar bezuschusst das Land jedes Schuljahr jede Gruppe mit rund 12 400 Euro. Wegen einer Rechtsänderung erhält die dritte Gruppe in Hemmingen aber keine Finanzspritze, da sie nach 2016 eröffnet wurde. Laut Kämmerer Horst Etzel investierte die Gemeinde voriges Jahr fast 200 000 Euro. Ausgaben von etwa 342 000 Euro standen Einnahmen von etwa 147 000 Euro gegenüber.