Ganztagesangebot wird von Schülern und Eltern aus Freiberg nicht angenommen.

Stuttgart-Mühlhausen - Wie ein zu langer Schulweg zum Problem werden kann, erleben derzeit die Verantwortlichen der Herbert-Hoover-Schule. Um genau zu sein, handelt es sich um circa zweieinhalb Kilometer, die Grundschüler aus dem Stadtteil Freiberg an die Herbert-Hoover-Schule (ehemalige Mönchfeldschule) nach Mönchfel d zurücklegen müssen. Denn durch die Zusammenlegung der beiden Standorte gibt es an der Grundschule in Freiberg ab dem nächsten Schuljahr ein Halbtagesangebot; in Mönchfeld wird dagegen ganztätige Betreuung angeboten. Dies hat zur Folge, dass Freiberger Schüler, die eine Ganztagsschule besuchen möchten, sich auf den Weg nach Mönchfeld machen müssen. Umgekehrt müssen Kinder aus Mönchfeld, die das halbtägige Angebot wahrnehmen wollen, nach Freiberg. Der Hintergrund: Der Standort Mönchfeld soll zur Grundschule mit Ganztagesangebot ausgebaut werden, Freiberg ist als Außenstelle gedacht. Hier soll der Schwerpunkt künftig auf die Gemeinschaftsschule sowie das Gymnasium gelegt werden.

 

Was als Konzept zur Umstrukturierung der Schulen gut funktioniert haben mag, scheitert in der Realität: Viele Freiberger Eltern möchten ihre Kinder lieber zur nahegelegenen Schule in Freiberg schicken. Das hat unterschiedliche Folgen. Einerseits nehmen Kinder, die eigentlich eine ganztägige Betreuung benötigen, nun das Halbtagesangebot an. „Außerdem gibt es für die Klasse in Freiberg viel zu viele Anmeldungen“, sagte Schulleiterin Miriam Brune im Bezirksbeirat. Deshalb müssen Freiberger Kinder auf anderen Schulen angemeldet werden, außerdem bleibt den Kindern aus Mönchfeld die Möglichkeit verwehrt, das halbtätige Angebot anzunehmen. „Die Eltern haben mit den Füßen abgestimmt“, sagte auch Knut Vollmer vom Caritasverband, der als Träger des Schulzentrums für die ganztägige Betreuung zuständig ist. „Es war wohl eine Fehlannahme, dass die Freiberger einfach nach Mönchfeld gehen“, sagte er.

Schadstoffe machen eine neue Baustudie notwendig

Ein ganztägiges Angebot am Standort Freiberg forderten indes auch die Gemeinderatsfraktionen SPD, CDU, Grüne und SÖS/Linke-Plus, die in dem Antrag auch auf das Problem mit dem Schulweg hinweisen. Der Zusammenschluss der beiden Standorte war vergangene Woche auch im Verwaltungsausschuss des Stuttgarter Gemeinderats Thema. Die Stadt will nun überprüfen, ob ein Ganztagesangebot in Freiberg eingerichtet werden kann. Am Standort Mönchfeld hat man auf die Situation bereits reagiert: „Es wird Mischklassen mit halb- und ganztägigem Angebot geben“, sagte Brune.

Doch das ist nicht die einzige Schwierigkeit bei der Umstrukturierung der Schulen. Denn im Zuge der Erweiterung stehen auch Sanierungsarbeiten an. Wenn die Schule in Mönchfeld künftig zur Ganztagsschule ausgebaut werden soll, bedarf es zusätzlicher Räume, außerdem muss die Schule saniert werden. Die Arbeiten können erst ab dem Schuljahr 2020/21 beginnen, da unter anderem Schadstoffe festgestellt wurden, die eine neue Baustudie notwendig machen. „Für die Schüler besteht deshalb jedoch keine Gefahr“, sagte Philipp Forstner, stellvertretender Leiter des Schulverwaltungsamts. Doch wo können die Kinder während der Umbauarbeiten untergebracht werden? Auf dem Schulgelände in Mönchfeld ist der Platz begrenzt. Eine Alternative würden die Container bei der Turn- und Versammlungshalle in Mühlhausen bieten, die dort gerade für die anstehende Sanierung der Grundschule Mühlhausen stehen.