Wenn es draußen grünt und blüht, lebt auch die Seele auf. Bis es so weit ist, ist aber erst mal Arbeit angesagt. Auch bei den Göppinger Gartenfreunden.

Göppingen - Rosen, Nelken, Lavendel – in den Schrebergärten der Gartenfreunde auf dem Göppinger Galgenberg blühen und duften die Zierpflanzen in der prallen Sommerhitze um die Wette. Dabei geht es den Hobbygärtnern, die hier ihre Gärten haben, nicht in erster Linie um Blumenschmuck. „Unsere Satzung schreibt vor, dass mindestens ein Sechstel des Gartengrundstücks mit Obst oder Gemüse bewirtschaftet werden muss“, erzählt der Zweite Vorsitzende Hartmut Rapp.

 

Doch zwischen dem Anbau und der Pflege der Nutzpflanzen bleibt den Mitgliedern noch sichtbar genug Platz und Zeit für die Gartenverschönerung und die Freizeit, wie die bunten Blumen und die vielen Campingstühle und Kinderschaukeln beweisen.

Schrebergärten liegen seit einigen Jahren wieder im Trend. Das merken auch die Göppinger Gartenfreunde, die neben der Anlage auf dem Galgenberg auch für die Gärten in der Rossbachstraße und am Zickzackweg verantwortlich sind. Insgesamt haben sie 148 Grundstücke, die von 250 bis 400 Quadratmeter groß sind, verpachtet. Die Nachfrage ist groß. „Auf unserer Warteliste sind eigentlich immer 15 bis 20 Interessenten, die ein Grundstück haben möchten“, berichtet Rapp. Einerseits.

Die Zahl der Mitglieder sinkt seit 30 Jahren

Andererseits leiden die Gartenfreunde, wie viele andere Vereine auch, seit Jahren unter Mitgliederschwund. Als Rapp vor rund 30 Jahren zu den Gartenfreunden kam, hatten diese noch 600 Mitglieder. Heute sind es dem Vorsitzenden Erwin Hartmann zufolge noch 340. „Uns geht es wie anderen auch, uns sterben die Mitglieder weg“, sagt der 79-jährige Rapp. Seine Kinder seien einst auch auf dem Stückle auf dem Galgenberg groß geworden, zusammen mit vielen anderen Kindern. „Damals waren viele junge Familien hier.“ Inzwischen ist das Gros der Hobbygärtner in die Jahre gekommen. Doch es gibt durchaus Hoffnung.

„So langsam wird der Verein wieder etwas jünger. Vor ein paar Jahren betrug das Durchschnittsalter noch 68 Jahre. Inzwischen ist es immerhin auf 61 Jahre gesunken“, sagt Rapp. Unter den Interessenten auf der Warteliste seien wieder mehr junge Familien, darunter viele mit ausländischen Wurzeln. „Aber das ist uns egal, wir freuen uns, wenn wieder mehr Kinder bei uns unterwegs sind. Kinder sind hier ausdrücklich erwünscht.“

Dünge- und Spritzmittel sind auf dem Galgenberg tabu

Kein Wunder also, dass sich die Gartenfreunde in diesem Jahr am bundesweiten Tag des Gartens beteiligt haben. Am Samstagnachmittag öffnete der Verein die Pforten der Kleingärten auf dem Galgenberg, die Gaststätte des Vereins steht ohnehin allen Besuchern offen. Doch am Samstag konnten sich Interessierte auch die Gärten anschauen, mit anderen Hobbygärtner fachsimpeln und an mehreren Führungen des Gartenfachberaters Holger Kautz teilnehmen. Er hilft den Mitgliedern des Vereins, wenn sie mit der Bodenbeschaffenheit ihres Grundstücks nicht zurechtkommen, Fragen zum Thema Baumschnitt haben oder mehr über ökologisches Gärtnern wissen möchten. Denn Dünge- und Spritzmittel sind auf dem Galgenberg laut Satzung tabu. „Wir wollen gesundes und umweltverträgliches Obst und Gemüse heranziehen“, erklärt Rapp.

Der Austausch und die Fachvorträge sind mit ein Grund dafür, dass der Verein bis heute deutlich mehr Mitglieder hat als Gartengrundstücke. „Aber im Grunde kann zu unseren Vorträgen jeder kommen, der sich dafür interessiert. In diesem Jahr werden wir viel zum Thema Bodenbeschaffenheit und Bodenverbesserung machen“, kündigt Kautz an. Als er am Samstag mit den Besuchern durch die Gärten gezogen ist, spielten neben Fragen zur Warteliste und Mitgliedschaften im Verein vor allem zwei Themen eine große Rolle: der heftige Frosteinbruch, der vor sieben Wochen die Ernte vieler Obstbauer für dieses Jahr ruiniert hat, und der allgegenwärtige Buchsbaumzünsler. Der aus Asien eingeschleppte Schädling hat auch vor den Gärten auf dem Galgenberg nicht haltgemacht. Von so manchem einst prächtigen Buchs ist selbst in den gepflegtesten Gärten nur noch ein trauriges Gerippe übrig.

Kautz sieht das mit Fassung: „Das ist natürlich ärgerlich. Aber dann ist es eben Zeit, sich zu verabschieden.“ Seinen Gästen gibt er einen wichtigen Hinweis mit auf den Weg: Die Buchse sollten verbrannt und nicht auf den Kompost gegeben werden. Denn sonst könnten sich die Raupen dort weiterentwickeln – und dann den nächsten Buchsbaum zerstören.