Die Gartenfreunde haben eine florierende Kleingartenanlage. 2006 wurden sie beim Bundeswettbewerb der Kleingartenanlagen mit einer Goldmedaille ausgezeichnet.

Neuwirtshaus - Noch liegt die Kleingartenanlage im Winterschlaf. Von der angrenzenden Bundesstraße dröhnen die Motoren der Autos. Ansonsten ist es ruhig. Ein paar Schneeglöckchen recken ihre Köpfchen empor. Lange dauert es jedoch nicht mehr, dann geht es bei den Gartenfreunden in Neuwirtshaus wieder rund. Wenn sich die kalte Jahreszeit vom Acker macht, wird gesät und gegraben, geschnitten und gepflanzt.

 

So ist es seit 1948. Damals wurde das Gelände zum ersten Mal erschlossen und in Parzellen eingeteilt. „Es gab einen großen Bedarf an Gärten zur Selbstversorgung. Ich erinnere mich an ältere Nachbarn, die noch lange ihre Parzelle genutzt haben, um Gemüse anzubauen. Da gab es kein Stückle Gras“, sagt Steffen Polinski. Er ist seit dem Jahr 2011 der Vorsitzende der Gemeinschaft der Gartenfreunde Solitudeallee.

Verein wurde 1966 gegründet

Der eigentliche Verein zur Verwaltung der Parzellen wurde 1966 gegründet. Kurz zuvor wurde die Anlage für den Bau der Bundesstraße um 33 Gärten verkleinert. Seit ihrer Fertigstellung ist sie deswegen in zwei Gebiete geteilt – durchtrennt von der mehrspurigen Straße.

Der Entwicklung der Kleingartenanlage und des Vereins schadete dieser Einschnitt jedoch nicht. Zunächst waren die Gärtner mit der Gestaltung beschäftigt. Die Umzäunung wurde gebaut, Lauben ausgesucht, Parzellen nummeriert, ein kleines Gemeinschaftshaus errichtet und der Wasseranschluss verbessert. Parallel dazu fanden die ersten Veranstaltungen statt, die es zum Teil immer noch gibt: etwa das Sommerfest oder das Kegelturnier. Hinzu kamen im Laufe der Jahre Aktionen wie die Maiwanderung, das Saisonfinale, eine gemeinsame Silvesterfeier oder auch fachliche Vorträge und Schnittunterweisungen.

Ein weiterer Meilenstein für den Verein war die Erweiterung der Anlage. „Anfangs sollten dort die Kleingärtner von der Schlotwiese ein neues Zuhause finden. Aber da diese doch nicht umziehen mussten, haben wir das Gelände bekommen“, erzählt Steffen Polinski. So wurden Anfang der 90er-Jahre noch einmal 23 Gärten angelegt. Außerdem entstand auf der Fläche das neue Gemeinschaftshaus – übrigens großenteils in Eigenleistung. Auf dem Dach produziert heute eine Solaranlage Strom. Sie ist ein weithin sichtbares Zeichen dafür, dass der Verein nie stehen bleibt, sondern sich ständig weiter entwickelt.

Andere Beispiele für das Engagement der Kleingärtner sind das Feuchtbiotop oder der Kinderspielplatz, der zusammen mit dem Garten-, Friedhofs- und Forstamt eingerichtet wurde. Es gibt auch einen Schulgarten, den eine AG der Neuwirtshausschule mit Hilfe der Kleingärtner beackert. „Gerade die Arbeit mit den Kindern liegt uns am Herzen“, sagt Polinski. Natürlich sollen über die Kinder die Eltern erreicht werden. „Deswegen gehen wir nach außen und öffnen unsere Anlage“, sagt Polinski. Und so sind Besucher nicht nur beim Sommerfest gerne gesehen. „Im Sommer ist das Tor eigentlich meistens offen. Dann darf man gerne bei uns spazieren gehen und sich alles anschauen“, sagt der 40-Jährige. Und das ist durchaus ein lohnenswerter Ausflug. Da es zwischen den Parzellen keine Zäune oder Hecken geben darf, erstreckt sich die Anlage wie ein kleiner Park, durch den sich Graswege ziehen.

Anlage wurde 2006 ausgezeichnet

Für ihre Gestaltung, ihre Verknüpfung mit dem Stadtteil, ihre Offenheit und ihre nachhaltige Arbeit wurden die Gartenfreunde 2006 mit einer ganz besonderen Auszeichnung belohnt: „Wir haben beim Bundeswettbewerb der Kleingartenanlagen eine Goldmedaille bekommen. Das war ein toller Erfolg.“

Und dieser schlägt sich durchaus auch nieder: „Momentan sind alle unsere 73 Parzellen verpachtet.“ Es gibt immer wieder Familien, die sich für die Gärten interessieren und sich daran erfreuen, dass sie ihre Kinder in der Anlage springen lassen können. „Und wir haben seit kurzem sogar eine Studentin als Pächterin. Sie kannte das von ihren Eltern und wollte auch selbst einen Garten haben.“ Der freiberufliche Obst- und Weinbauberater hofft, dass die neuen Mitglieder bleiben. „Manchmal ist es schon so, dass einige nach der ersten Euphorie merken, dass mit einem Garten auch Arbeit verbunden ist“, sagt Polinski. Zumal es immer noch Pflicht ist, auf einer bestimmten Fläche Gemüse oder Obst anzubauen. Sorgen macht Steffen Polinski aber vor allem, dass der Zusammenhalt im Verein schwindet. „Wenn wir Feste veranstalten, kommen oft nur noch die Funktionsträger und ihre Familien.“ Viele blieben mittlerweile lieber für sich und hätten keine Zeit oder keine Lust für gemeinsame Aktivitäten. Polinski: „Da fehlt mir die zündende Idee, wie wir das ändern können.“

Gemeinschaft der Gartenfreunde

Anschrift Neuwirtshausstraße 227, 70439 Stuttgart

Telefon 07141 / 239 17 08

Mail mail@gartenfreunde-solitudeallee.de

Homepage www.gartenfreunde-solitudeallee.de

Vorsitzender Steffen Polinski

Gründungsjahr 1966

Mitgliederzahl 92

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www.stuttgart.de/item/show/16686