Beim gemeinsamen Gärtnern auf einem Grundstück in Korb sollen Flüchtlinge und Einheimische in Kontakt kommen. 19 Beete werden bewirtschaftet.

Korb - Es ist eigentlich nur ein Stückchen Erde, aber für manche ist es offensichtlich mehr. So wie das Beet eines Syrers. Der geflüchtete Mann ist erst vor wenigen Wochen in Korb angekommen, die Ehrenamtlichen kennen seinen Namen noch nicht. Und trotzdem hat er schon damit angefangen, den Boden umzugraben. In die Ecke hat er ein Olivenbäumchen gepflanzt. „Vermutlich weiß er nicht, dass das Bäumchen den Winter hier nicht überlebt. Vielleicht ist es einfach ein Stückchen Heimat“, sagt Walter Hahn.

 

Zusammen mit seiner Frau Christa kümmert er sich seit der ersten Minute um den Garten der Begegnung. „Wir sind beide im Freundeskreis Asyl aktiv, in der Arbeitsgruppe Begegnung“, erzählt Christa Hahn. Dort wurde die Idee eines Gartens entwickelt, in dem sich die Bewohner der Gemeinschaftsunterkunft und Einheimische begegnen können. In dem man gemeinsam sät und erntet, sich aber auch einfach zum Grillen treffen kann.

Die Beete waren heiß begehrt

Der Gemeinderat Gerhard Brenner, ebenfalls in dem Freundeskreis aktiv, stellte schließlich ein Gartengrundstück zur Verfügung, das nur zehn Gehminuten von der Unterkunft entfernt liegt. „Und weil ich schon den Bibelgarten in Korb mache, waren sich alle einig, dass ich mich darum kümmern soll“, sagt Christa Hahn und lacht. Im Herbst wurde der Boden zwischen den Apfelbäumen bearbeitet, im Frühjahr die Beete angelegt und verteilt. „Das war unglaublich, wie schnell die weggingen, ich kam gar nicht mit dem Schreiben der Namensschilder hinterher“, erinnert sich Christa Hahn.

Vor allem Familien aus dem Kosovo, Syrer und Gambier sind im Garten aktiv. Momentan sollte man sich vom ersten Eindruck nicht täuschen lassen – dass die Tomaten in vielen der 19 Beete etwas jämmerlich aussehen, hat nichts mit dem gärtnerischem Eifer der Flüchtlinge zu tun. „Durch den vielen Regen haben die Pflanzen die Braunfäule bekommen“, sagt Christa Hahn. Zusammen mit ihrem Mann ist sie regelmäßig vor Ort, um zu gießen oder sich um das Gemeinschaftsbeet zu kümmern. „Da habe ich viele Kräuter aus dem Mittelmeerraum angepflanzt – etwa verschiedene Minzsorten. Das wird angenommen, wie ich an den abgeschnittenen Ästen sehen kann.“ Das Ehepaar hat einen kleinen Schuppen für die gespendeten Gartengeräte gebaut und einen einfachen Unterstand, um das Regenwasser vom Dach in Fässern sammeln zu können. Von den beiden kam zudem die Idee, aus Euro-Paletten Sitzmöglichkeiten für die Grillstelle zu bauen.

Bob weiß auch, wie man Bananen anbaut

Regelmäßig vor Ort sind auch die beiden Gambier Essa und Bob. „Meine Eltern waren Farmer, ich habe deswegen ein bisschen Erfahrung. In Gambia kann man nicht alles kaufen, da haben viele einen kleinen Garten“, sagt Bob und beäugt kritisch, wie seine Nachbarin in der Mittagshitze ihre Pflanzen gießt. „Das würde ich jetzt nicht tun, das muss man morgens oder abends machen.“ In seinem Beet wachsen Gurken und Bohnen. Erfahrung hätte er auch mit Bananen, „aber die kann ich hier nicht anpflanzen“, sagt der 31-Jährige und lacht. Er findet die Idee des Gartens gut, „und es ist besser, als nur im Camp zu sitzen. Wir haben ja noch keinen Job.“ Was jetzt noch angepflanzt werden kann, will sein Landsmann Essa wissen. Christa Hahn hat Spinat mitgebracht. „Aber sonst nur Ackersalat“, versucht sie dem Gambier zu erklären.

Nächstes Jahr will Christa Hahn Kichererbsen einpflanzen, „das kennen die Flüchtlinge und das wächst hier prima.“ Die Qualität des Bodens sei gut und unter den Schnecken habe sich das neue Essensangebot zum Glück noch nicht herumgesprochen. Allerdings könnte der Garten der Begegnung noch ein wenig besser angenommen werden. „Ich dachte, dass er von den Flüchtlingen mehr genutzt wird, um sich zu treffen. Denn so schön ist es bei der Unterkunft ja nicht“, sagt Walter Hahn.

Und es sind bisher auch nur drei Korber, die Beete bestellen. Insgesamt ist das Ehepaar Hahn aber zufrieden damit, wie sich das Projekt entwickelt. Denn manchmal finden ganz erstaunliche Begegnungen statt: „Wir haben festgestellt, dass sich dadurch auch die Bewohner der Unterkunft untereinander besser kennenlernen. Die wissen oft nicht, wie ihr Nachbar heißt.“