Nach zögerlichem Beginn zeigen sich die Weinstädter Stadträte wie ausgewechselt. Für die interkommunale Gartenschau werden nun große Pläne geschmiedet, unter anderem attraktive Uferzonen entlang der Rems: ein grünes T.

Weinstadt - Pathos statt Pragmatismus hat die Weinstädter Verwaltungsspitze in der jüngsten Gemeinderatssitzung an den Tag gelegt, da es um den Beschluss der Gartenschauprojekte ging. Weinstadt wolle „nicht nur Mitläufer, sondern eine tragende Säule“ bei der interkommunalen Veranstaltung sein, sagte etwa der Erste Bürgermeister Thomas Deißler. Und der Rathauschef Jürgen Oswald rief die Stadträte, die sich in vorangegangenen Sitzungen mehr als Zauderer denn als Macher gezeigt hatten, dazu auf, „Emotionalität zu wecken“ und die Projekte „mit Herz zu belegen“. „Es muss ein Feuer entfacht werden“, erklärte der OB.

 

Die Stadträte befürworten jetzt den Turmbau

Auch die Stadträte waren nicht wieder zu erkennen. Wie umgekrempelt wirkten sie, nachdem in den vergangenen Wochen und Monaten ausschließlich hinter verschlossenen Türen über die städtischen Projekte für die im Jahr 2019 stattfindende Interkommunale Gartenschau beraten worden war. Selbst den Turmbau auf dem Kappelberg befürwortete nun wieder eine breite Mehrheit. Lediglich die Grüne Offene Liste (GOL) sprach sich aus Sorge, dass Jugendliche das Bauwerk für Mutproben nutzen könnten, dagegen aus.

In der Vergangenheit hatte das bereits beschlossene Prestigebauwerk, das die historische Bedeutung der Burgruine Beutelsbach als Wiege des Hauses Württemberg und Ausgangspunkt des Bauernaufstands des Armen Konrads im 16. Jahrhundert hervorheben soll, zu kippen gedroht. Der Turm, der als nicht begehbares Holzgerüst gestaltet sein sollte, koste nur und bringe keinen Nutzen, war vielfach der Tenor im Gremium gewesen. In der Folge war in den Haushaltsberatungen dann ein Sperrvermerk für ihn gesetzt worden. In ihrem Begeisterungssturm rissen die Stadträte diesen nun ohne groß Worte darüber zu verlieren ein.

In einem nächsten Schritt will man die Einwohner begeistern und sie im Rahmen einer Bürgerbeteiligung in die Gestaltung einbeziehen. Zudem spekuliert man für den Bau des Turms nicht nur auf Zuschüsse des Verbands Region Stuttgart, sondern auch auf die tatkräftige Unterstützung von Ehrenamtlichen.

Das „Grüne T“ soll der große Wurf werden

Das Konzept, die Weinstädter Aussichtspunkte auszubauen, umfasst neben der Ruine Kappelberg auch das Obere Wasserhäusle in Großheppach, die Drei Riesen zwischen Schnait und Beutelsbach, den Karlstein bei Endersbach und den Skulpturenweg in Strümpfelbach. Dabei soll das Wasserhäusle nach der Burgruine als nächstes angegangen werden.

Doch der eigentliche große Wurf soll das sogenannte Grüne T werden – eine Idee, die schon fast visionär anmutet. „Der Querbalken wird von der Einmündung des Haldenbachs über das Birkelufer und den Trappeler bis zur Häckermühle in Großheppach gehen“, erklärte Deißler. „Das Hauptziel ist, attraktive Uferzonen zu schaffen, an denen man sich gerne aufhält, und das kombiniert mit Hochwasserschutz.“ Dies will man durch Renaturierungsmaßnahmen, etwa die Einrichtung von Flachwasserzonen, sowie Dammrückverlagerungen erreichen. An der Häckermühle soll ein „Remsstrand“ entstehen. Außerdem soll der Remstalradweg in das Konzept mit eingebunden werden.

Bahnlinie und die Bundesstraße müssen gequert werden

Die Senkrechte des T bilde eine Verbindung zu der bereits im Flächennutzungsplan von 2004 festgelegten Grünen Mitte, der es aber bisher an einer Gestaltung fehlt. Diesen ebenfalls „grünen Zugang“ von der Freifläche zwischen Beutelsbach und Endersbach zu der Rems herzustellen, sei „zugegebenermaßen eine ambitionierte Zielsetzung“, gestand Deißler. Denn sowohl die Bahnlinie als auch die B 29 müssen gequert werden.

Doch die Stadträte teilten mehrheitlich den Optimismus der Verwaltung und beauftragten die Landschaftsplanungsbüros A 24 und Luz mit entsprechenden Vorentwurfs- und Rahmenplanungen. Ersteres hat auch die Landesgartenschau in Schwäbsich Gmünd konzipiert.