Der Waiblinger Finkenberg, eine ehemalige Erddeponie, ist dank mehrerer Gartenschau-Projekte mit Kindern und erwachsenen Bürgern eine Anlaufstelle für Hobbygärtner und Insekten geworden.

Waiblingen - Es schwirrt, zirpt, flattert und hüpft nur so auf dem Finkenberg. Dass die ehemalige Erddeponie in direkter Nachbarschaft zum Waiblinger Wohngebiet Korber Höhe heute ein Hotspot für Insekten ist, hat mehrere Gründe.

 

Einer davon ist der Insektenpfad, den Frieder Bayer vom Jugendfarm-Verein in den Osterferien mit Kindern angelegt hat. Hier wachsen Kräuter wie Pfefferminze und Bohnenkraut, aber auch Gehölze, auf die Bienen, Hummeln und Schmetterlinge buchstäblich fliegen. Auch für deren Raupen und Larven bieten die Pflanzen Nahrung, Nist- und Überwinterungsmöglichkeiten. Denn bei Insekten sei das wie beim Menschen, erklärt Frieder Bayer: sie brauchten beides – eine Unterkunft und Nahrung.

Die Wohnquartiere stehen deshalb nur wenige Flügelschläge vom Insektenpfad entfernt: Drei rund fünf Meter lange, aus alten Eichenstämmen gesägte Blattskulpturen ragen in den blauen Himmel. Unter Anleitung von Thorge Semder, dem Leiter des städtischen Grünflächenamtes, haben einige Sechs- bis 14-Jährige vor kurzem mit Bohrmaschinen Hunderte von Löchern in die rund 200 Jahre alten Baumstämme gebohrt und diese anschließend in verschiedenen Grüntönen angemalt. Im „Wildbienen-Blätter-Hotel“ sollen diese Insekten, die immer rarer werden, einen artgerechten Unterschlupf finden.

Demnächst steht die Kartoffelernte an

„Im ersten Jahr sind es meist eher wenige Bewohner, aber sobald hier einige Wildbienen geschlüpft sind, nehmen sie das Quartier an und legen ihre Eier hier ab“, versichert Thorge Semder.

Dass am Finkenberg genügend Insekten unterwegs sind, die helfen, Pflanzen zu bestäuben, freut Menschen wie Christine Dreiling. Die Waiblingerin wohnt im Gebiet Korber Höhe und hat dank des Urban Gardening-Projekts, das die Stadt Waiblingen anlässlich der Remstal-Gartenschau ins Leben gerufen hat, nun endlich einen kleinen Gemüsegarten. „Mein allererster“, berichtet Christine Dreiling und gießt mal eben die Kartoffelpflanzen, die schon etwas verwelkt aussehen. „Demnächst können wir Kartoffeln ernten“, sagt Christine Dreiling, die das von der Stadt kostenlos zur Verfügung gestellte, knapp einen Quadratmeter große Hochbeet schon seit dem vergangenen Jahr mit ihrem Mann und den beiden Kindern pflegt. Jeder der Hobbygärtner hat von der Stadt einen Schlüssel bekommen, damit er jederzeit auf das durch einen Zaun gesicherte Gelände gelangen kann.

Dezentraler Ableger der Gartenschau

Solche, auf Dauer angelegten Projekte seien ein wichtiges Ziel der Stadt, sagt der Oberbürgermeister Andreas Hesky. Der Ableger der Remstal-Gartenschau auf dem Finkenberg sei auch „ein zentraler Ort fürs gemeinsame Leben“. Das kann Christine Dreiling bestätigen. „Wir kommen mit unseren Nachbarn hierher und gießen gemeinsam. Durch das Gärtnern lernt man die Leute von nebenan erst kennen.“ Zusammen mit einigen anderen Hobbygärtnern hat die Familie Dreiling ihren Aktionsradius in diesem Jahr erweitert und bewirtschaftet nun auch noch einen Acker, der in Sichtweite der Hochbeete liegt. „Mais, Zucchini, Bohnen, Hokkaidokürbis“, zählt Christine Dreiling auf, was sie dort angepflanzt hat. Der Vorteil gegenüber den kleinen Hochbeeten sei, dass die Pflanzen auf dem Feld nicht so häufig bewässert werden müssten. Mittlerweile gebe es auch eine Saatgutkiste, aus der sich jeder Hobbygärtner bedienen dürfe, erzählt die zweifache Mutter, die gerne alte Sorten anpflanzt. „Ein weiteres Ziel wäre ein öffentliches Regal mit Gartenbüchern.“

Ihren Gemüsegarten will Christine Dreiling nicht mehr missen. Die Hochbeete sind begehrt. „Wir haben eine Warteliste“, sagt sie. „Es gilt die Regel: Wer sein Beet nicht pflegt, der fliegt.“