In Schorndorf haben sich die
Planer und die Stadträte darauf verständigt, den Alten Friedhof und den Feuersee zurückhaltend als Gartenschauprojekte einzubeziehen.

Schorndorf - Der sich anbahnende Streit um die Schorndorfer Gartenschauprojekte Alter Friedhof und Feuersee ist vorerst vom Tisch. In einer Gemeinderatssitzung, die am Donnerstagabend auf eine Vor-Ort-Besichtigung folgte, sicherte der Professor Jörg Stötzer zu, das Projekt behutsam und unter Berücksichtigung der Historie beider Orte entwickeln zu wollen.

 

Seiner Vorstellung nach soll eine Art Rundweg geschaffen werden, der dazu beiträgt, „dass sich die Leute, mehr mit dem Friedhof beschäftigen“. Er wolle weder „das vegetabile Chaos“ des alten Friedhof, noch an dessen Mauer etwas ändern. Auch der Feuersee, der laut Stötzer im 15. Jahrhunderte angelegt wurde, solle in seiner äußeren Form so bleiben und lediglich durch einen „sehr kleinen“ Steg und bessere Außenanlagen attraktiver werden. Auch solle mittels eines speziellen Verfahrens das Wasser des Sees klar gemacht werden. Er kenne Schorndorf seit vielen Jahrzehnten und wolle eine Gestaltung, die zu den Orten passe. „Ich tue das für Sie, nicht für mich“, sagte der Planer an die Stadträte gerichtet.

Zuvor hatte es hinter den Kulissen Unmut über diese Gartenschauprojekte gegeben. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Hermann Beutel hatte die ursprüngliche Idee, den Rundweg über den Alten Friedhof Mediationsweg zu nennen und Wasserschalen aufzustellen, im April auch öffentlich als „Multikultimischmasch“ und „esoterische Vermischung von Buddhismus und christlichem Glauben“ kritisiert. Nun vollzog er eine 180-Grad-Wende. Beutel lobte in der Gemeinderatssitzung am Donnerstag, man habe mit Stötzer, „eine sehr gute Wahl getroffen“, von dessen Gartenschauplanung werde man „sehr viel haben“. Dagegen beschuldigte der CDU-Fraktionschef jetzt den Grünen-Stadtrat Andreas Schneider, im Zusammenhang mit den Gartenschauprojekten „Feuer rufend durch die Stadt gelaufen“ zu sein – was sich laut Beutel als „viel Rauch um Nichts“ entpuppt habe.

Der Grünen-Stadtrat wehrte sich mit dem Hinweis, dass es über beide Projekte im Vorfeld „nicht viele Informationen“ gegeben habe. Er habe sich zudem, wie es Schneider formulierte, mit „gestandenen Intellektuellen mit theologischer Ausbildung“, sprich mit Pfarrern, im Vorfeld über das Thema unterhalten und seine Bedenken bestätigt gefunden. Dass Stötzer nun nur behutsame Eingriffe versprochen habe und den Charakter beider Orte nicht ändern wolle, sei zu begrüßen. In den ersten Entwürfen sei hingegen etwa geplant gewesen, den Aichenbach, der direkt neben dem Feuersee vorbeifließt, wieder sichtbar zu machen – was nun vom Tisch sei. „Ich vertraue auf das Wort des Oberbürgermeisters“, sagte Schneider, der im vergangenen Herbst gemeinsam mit der CDU-Stadträtin Iris Greiner im Gemeinderat durchgesetzt hatte, den Feuersee statt nach einer von Architekturstudenten entworfenen Neugestaltung lediglich zurückhaltend zu erneuern.

Stötzer stellte indes noch zwei andere Dinge vor: Für eine Grünfläche südlich des Friedhofs schlug er vor, dort einen Lebensquell mit einem anschließenden kleinen Bachlauf anzulegen. Die Friedhofsmauer wolle er „aufmachen“ – sprich: von Büschen befreien, sodass sie als Umfriedung wieder sichtbar sei. Daneben könne er sich Skulpturen vorstellen, beispielsweise vom Schorndorfer Bildhauer Christoph Traub.

Zu Diskussionen dürfte eine weitere Idee Stötzers führen, die nur kurz gezeigt wurde: Er regte an, die viel befahrene Feuerseestraße zu verengen, auf deren Südseite den Gehweg zu verbreitern und eine Baumreihe zu pflanzen. Das würde Feuersee und Stadtpark verbinden, so Stötzers Argument.

Erfahrung: Jörg Stötzer, Jahrgang 1945, ist ein für Gartenschauen häufig aktiver Architekt. Von ihm stammt auch das Gelände für die Gartenschau 1998 in Plochingen (Kreis Esslingen). Der weitläufige Neckarpark trägt wegen seiner Form den Spitznamen „der Plochinger Fisch“.

Projekte: In Schorndorf betreut Stötzer das Gelände am Grafenberg und die Renaturierung der Rems am Baurenwasen mit. Er will dort die Ufer abflachen und kleine Inseln schaffen.