In einer Serie erzählen Menschen auf der Filderebene, warum sie sich dem Gärtnern verschrieben haben. Diesmal: ein Besuch im internationalen Garten von Filderstadt.

Filderstadt - Unter freiem Himmel grillen – das ist eine der Lieblingsbeschäftigungen von Memduh Karayigit. Zum Fleisch legt er dann Zucchini, Tomaten und Spitzpaprika aus dem eigenen Garten über das Feuer. „Weil Selbstangebautes viel besser schmeckt als Gekauftes“, sagt der Mann, der einst in der Türkei geboren wurde und seit 19 Jahren in Filderstadt lebt. „Das hat ein ganz anderes Aroma“.

 

Gemeinsam mit drei Schwagern hegt und pflegt er ein Stückchen Acker im internationalen Garten von Filderstadt, der gleich hinter der Pestalozzischule an der Seestraße liegt und an den Spielplatz der Familienbildungsstätte grenzt. In diesem „Stückchen Heimat“, wie er das Beet nennt, wachsen nicht nur Gurken, Bohnen, Zwiebeln Petersilie und Wein. Dort reckt auch die Pflanze Topinambur ihre grünen Stängel in den Sommerhimmel. Im fruchtbaren Filderboden steckt die süßliche Knolle, die man ähnlich der Kartoffel zubereiten kann. Die Pflanze stammt ursprünglich aus Nord- und Mittelamerika und gilt als Kulturpflanze der Indianer aus vorkolumbianischer Zeit.

Regelmäßig wird gefeiert, jeder bringt was mit

Memduh Karayigit beackert mitsamt seiner Familie eine von 22 Parzellen in dem internationalen Garten. Viele türkische Familien greifen hier zur Harke, aber auch zwei Französinnen, eine Afrikanerin und italienische Familien kommen regelmäßig auf das städtische Grün, um dort ihre Beete zu bestellen. Dabei bleibt man nicht unter sich. Wer keine eigenen Gartengeräte besitzt, kann sich diese aus der vereinseigenen Gartenhütte holen. Den Schuppen hat die Bürgerstiftung gespendet. Es werden regelmäßig Feste gefeiert. Jede Familie bringt dann einen Salat oder eine Spezialität aus ihrem Herkunftsland mit. Die Kinder der unterschiedlichen Familien toben über eine große gemeinsame Wiese, welche die unterschiedlichen Beete miteinander verbindet. Schatten spendet eine Linde, unter der ein großer Tisch und Sitzgelegenheiten stehen. Der Blick reicht von dort weit über die Filderebene.

„Menschen unterschiedlicher Kulturen wachsen bei gemeinsamer Gartenarbeit zusammen“: Mit diesem Ziel wurde das Garten-Projekt vor mehr als sieben Jahren ins Leben gerufen. Das Forum Interkulturelles Miteinander (FIM) war die Triebfeder. Ein gemeinnütziger Verein wurde gegründet. „2011 hatten wir unsere erste Sitzung“, erinnert sich Rosemarie Gädeke, eine der Gründungsmitglieder. Die Freie Wähler-Stadträtin ist zwar die zweite Vorsitzende des Vereins. Sie pflegt in dem internationalen Garten dennoch kein eigenes Beet. Sie kommt regelmäßig vorbei, um nach dem Rechten zu sehen. Sie kümmert sich um das Organisatorische und zupft Unkraut aus dem gemeinsamen Blumenbeet. Die Apothekerin schaut, dass sich die Himbeeren nicht zu sehr ausbreiten. Und dass im Schulbeet die Natur nicht ganz so ihren Lauf nimmt.

Es gibt noch Platz für eine weitere Familie

Sechs Jahre gibt es den internationalen Garten bereits. Es grünt und blüht hinter der Pestalozzischule. Die Weiden, die als Begrenzung zum Nachbargrund dienen, sind groß geworden. Der Obstbaum, der einst gepflanzt wurde, hat bereits Birnen getragen. Eine Tafel informiert über unterschiedliche Pflanzen und Rezepte aller Herren Länder.

„Das Garten-Projekt trägt sicherlich zur Toleranz und zur Völkerverständigung in Filderstadt bei“, resümiert Gädeke. Aber: „Es könnten noch mehr Nationalitäten sein. Platz für eine weitere Familie gebe es noch“, sagt sie. Und: „Wir müssen noch bekannter werden.“ Denn viele kennen den internationalen Garten in Filderstadt noch gar nicht.