Eine Gasse zwischen Schulstraße und Stiftskirche trägt den Namen der Frauenrechtlerin Therese Huber.

Stuttgart - Was lange währt, wird endlich gut. Das Andenken an Therese Huber (1764 bis 1829) hat nun einen Platz mitten in der Stadt gefunden. Sowohl der Bezirksbeirat als auch der Verwaltungsausschuss des Gemeinderats haben in dieser Woche ihr Plazet gegeben. In Zukunft wird das schmale Stück zwischen der Schulstraße und dem Platz Unter der Mauer den Namen Therese-Huber-Gasse tragen.

 

Vorausgegangen war eine lange Geschichte mit Konflikten, bürokratischem Starrsinn, politischer Meisterleistung seitens des Bezirksbeirats und eines neuerwachten Bürgerwillens. Kern war die Namensgebung eines Platzes im Gerberviertel, der bereits den Namen Therese Huber getragen hatte, aber nach Ansicht der Anwohner Gerberplätzle heißen sollte. Diesen ganzen Weg hatte Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle moderiert, ehe der Rat am Montag unter Tagesordnungspunkt sieben im Bezirksbeirat einstimmig und endgültig über die Namensgebung der Gasse bei der Stiftskirche befunden hatte.

Aus Streithähnen sind Verbündete geworden

Und ganz gleich, mit wem man aus dem Kreis der Beteiligten über das Ergebnis spricht, jeder fühlt sich als Sieger. Mehr noch: Aus Streithähnen sind Verbündete geworden. So hatten sich in der vergangenen Woche die Mitglieder der Initiative Gerberplätzle gemeinsam mit Mascha Riepl-Schmidt auf die Suche nach alternativen Standorten gemacht. Für die promovierte Literaturwissenschaftlerin, die ihre Dissertation über Therese Huber mit dem Titel „Ich will Weisheit tauschen gegen Glück“ geschrieben hatte und sich als Anwältin der ersten Redakteurin in Stuttgart sieht, ist diese Unterstützung „der Gerberleute“ etwas ganz besonderes: „Es ist schön zu sehen, dass diese kleine Gruppe so viel erreicht hat.“

Im Umkehrschluss heißt das auch: Mascha Riepl-Schmidt selbst hat ebenso viel erreicht. Für sie, die sich seit 20 Jahren mit der Person Therese Huber beschäftigt, ist die Sache am Ende zu einer Herzensangelegenheit geworden. „Ich wollte ihr immer gerecht werden, weil sie stets den Mund aufgemacht hat“, sagt die Wissenschaftlerin. Tatsächlich war Therese Huber eine der frühen Kämpferinnen für die Rechte und die Gleichberechtigung der Frauen. „Sie wollte, dass Frauen ein sinnvolles Leben führen können. Und das hat sie nicht nur theoretisch gemacht, sondern in die Tat umgesetzt. Damit hat sie viel auf sich genommen, um für ihre Schwestern etwas zu erreichen.“

Aus diesem Pionier-Geist der Huber speist Mascha Riepl-Schmidt („Ich wollte ihr immer gerecht werden“) ihre Begeisterung. Und sie ist froh, dass diese einzigartige Frau nun eine geistige Heimat in der Stadt hat: „Das ist ein toller Ort. Es ist das Herz der Stadt mit Blick auf die Stiftskirche.“ Zumal Gedenktafeln von Cotta und Dannecker in der Nähe der Therese-Huber-Gasse ein „passendes kulturelles Umfeld geben“.

Eine Gedenktafel soll her

Allerdings sollte das aus Sicht von Mascha Riepl-Schmidt auch für Passanten sichtbar werden. Alleine mit dem Straßenschild sei es nicht getan. Daher nimmt sie Veronika Kienzle, die Verwaltung und den Bezirksbeirat in die Pflicht: „Irgendetwas muss da hin. Ganz egal, ob es eine Stele oder eine Plakette wird.“

Freuen würde sie sich auch, wenn der Gerberviertelverein oder die Initiative Gerberplätzle Therese Huber nach diesem langen Prozess, wie angekündigt, auf eine angemessene Weise würdigen würde. Aber nach dem Verlauf dieser ganzen Geschichte wäre alles andere wohl eine Überraschung.