Das Universitätsklinikum Heidelberg ist Arbeitgeber für 11.000 Beschäftigte. Irmtraud Gürkan ist seit 2003 Kaufmännische Direktorin der Uniklinik und damit für die wirtschaftlichen Zahlen verantwortlich.

Heidelberg - „In Heidelberg ist es uns in den letzten zehn Jahren immer recht gut gegangen. Aber auch wir haben jedes Jahr eine Finanzierungslücke. Ein Universitätsklinikum hat die gleichen Probleme wie alle anderen Krankenhäuser. Die zwei Prozent „Veränderungsrate“, die uns die Kassen dieses Jahr für Tariferhöhungen und außerordentliche Kostensteigerungen bei der Energieversorgung und bei Versicherungen zugestehen, reichen nicht aus, um die Kosten annähernd zu decken.

 

Im Uniklinikum haben wir aber noch an vielen anderen Stellen Finanzbedarf: Wir setzen den medizinischen Fortschritt sehr früh ein und versorgen schwerstkranke Patienten, deren Behandlung nicht über Fallpauschalen abgedeckt ist. Dazu kümmern wir uns um die Weiterbildung von jungen Ärztinnen und Ärzten zum Facharzt, und das auch in Fächern, die es in kleineren Häusern nicht gibt, wie Pathologie, Strahlentherapie oder Neuroradiologie. Auch unsere Spezialambulanzen, in denen wir unter anderem seltene Erkrankungen behandeln, sind nicht ausreichend finanziert.

Am Personal will man nicht sparen

Wie können wir es schaffen, dabei nicht in die roten Zahlen zu rutschen?Am Personal wollen wir nicht sparen, denn damit würden medizinische Leistungen eingeschränkt und unsere Mitarbeiter belastet. Deshalb versuchen wir die Sachkosten zu reduzieren und arbeiten kontinuierlich an Verbesserungen der Prozess- und Arbeitsabläufe. Ein gutes Beispiel dafür war vor neun Jahren die Zusammenfassung mehrerer Labors im Neubau des Zentrallabors; damit konnten wir Kosten reduzieren und gleichzeitig Leistungen steigern. Auch von der Übersiedlung der Frauen- und Hautklinik in ein gemeinsames Gebäude auf dem Klinikumscampus, die im Sommer 2013 stattfinden wird, versprechen wir uns deutliche Einsparungen.

Wie andere Arbeitgeber wollen wir zumindest die Tarifsteigerungen von den Kostenträgern bekommen. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter machen einen guten Job und haben Anspruch auf eine entsprechende Entlohnung. Die Aufgabe des Klinikumvorstands ist, für die Sicherheit der Arbeitsplätze zu sorgen und die Arbeitsbedingungen so zu gestalten, dass die Mitarbeiter ihre Aufgabe gut und professionell erfüllen können und unsere Patienten dadurch die Gewissheit haben, dass sie gut versorgt werden.

Immer auf der Suche

Im Uniklinikum stehen wir an der Nahtstelle zwischen Forschung und Anwendung. Dass wir den Patienten die neuesten Erkenntnisse rasch zur Verfügung stellen, macht Uniklinika so einmalig und faszinierend. Dabei haben wir immer wieder mit Hürden zu kämpfen, aber die lassen sich überwinden. Wir suchen jedes Jahr neue Wege, wie wir im engen Rahmen gestalten und neue Geschäftsfelder erschließen können. Glücklicherweise haben wir dafür eine ausreichende Handlungsfreiheit, die uns nicht zuletzt durch die Rückabwicklung des Universitätsmedizingesetzes, das viel Bürokratie und Abstimmung erfordert hätte, erhalten geblieben ist.

Ich arbeite nun seit zehn Jahren als Kaufmännische Direktorin in Heidelberg, vorher war ich mehr als zehn Jahre in der gleichen Position am Uniklinikum Frankfurt tätig. In diesen Jahren habe ich sehr viel erlebt, so dass mich nicht mehr viel aus der Ruhe bringen kann außer unvorhergesehene, schicksalhafte Ereignisse, die leider in jedem Klinikum vorkommen können. Davor fürchtet man sich immer.