Der Behindertensport hat eine unglaubliche Entwicklung hinter sich. Das zeigen auch die Paralympics in Rio. Doch es muss weit mehr für Inklusion getan werden – und bitte kein Mitleid, fordert Friedhelm Julius Beucher. Ein Gastbeitrag des Präsidenten des Deutschen Behindertensportbundes.

Rio de Janeiro - Seit Mittwoch laufen in Rio de Janeiro die Paralympischen Sommerspiele. Wie immer finden sie am selben Ort statt wie die Olympischen Spiele. Damit haben wir auf jeden Fall eines erreicht: Wir befinden uns, wie man so schön sagt, „auf Augenhöhe“.

 

Wir werden, das war nicht immer so, von der Öffentlichkeit, von den Medien wahrgenommen. Mehr als 60 Stunden berichten ARD und ZDF aus Rio. Außerdem gibt es exklusive Livestreams unter www.sportschau.de/paralymics und rio.zdf.de/live. Dazu werden alle privaten Fernsehsender, der Rundfunk, die gedruckte Presse und das Internet stundenlang und viel mehr als sonst bis zur Abschlussfeier am 18. September aus Rio berichten.

Der mediale Durchbruch bei den Paralympics 2012 in London

Wir sind mit unseren einarmigen und einbeinigen, amputierten und in Rollstühlen kämpfenden Athletinnen und Athleten keine so idealen Werbeträger wie etwa der Fußball, ein Autorennen oder das Skispringen, aber: Spätestens seit den Paralympischen Spielen 2012 in London, wo nach einer langen Phase der Nichtbeachtung unser medialer Durchbruch erzielt wurde, ist dem Publikum weltweit bewusst, dass der Behindertensport seine eigenen Reize, seine besondere Spannung und ja, auch eine außergewöhnliche Ästhetik hat. Schauen Sie mal rein, dann werden Sie das alles erkennen.

Und wir haben auch unsere Stars, die heiße Medaillenanwärter sind. Einer von ihnen ist Markus Rehm, der als Weitspringer 2008 bei 5,60 Meter angefangen hat und jetzt mit Prothesen auf gigantische 8,40 Meter kommt, womit er in London Olympiasieger geworden wäre. Aber auch die Leichathleten Heinrich Popow, Franziska Liebhardt, Vanessa Low und David Behre, die Rollstuhlbasketballerinnen, der Triathlet Martin Schulz, die Radfahrerin Andrea Eskau, der Segler Heiko Kröger oder der Radler Michael Teuber gehören zur Weltspitze ihrer Disziplinen und zu den Top-Favoriten dieser Paralympics.