Eine Welle der Solidarität wurde Felix O. zuteil, als bekannt wurde, dass der Logistiker abgeschoben werden soll. Der Nigerianer arbeitet in der Küche des Stuttgarter Varietés. Vor dem Verwaltungsgerichtshof hat er nun verloren. Sein Chef kämpft weiter für ihn.
Die künftige Bundesregierung, so hört man allenthalben, ist zu einer härteren Gangart bei der Migration entschlossen. Trifft der neue Wind, der in Deutschland weht, den Nigerianer Felix O.? Der abgelehnte Asylbewerber erlebt seit bald zwei Jahren ein Auf und Ab. Mal hat er die Behörden auf seiner Seite, mal gegen sich. Mal siegt er vor Gericht, mal wird er zur Ausreise aufgefordert.
Als Logistiker führt Felix O. das Lager der Schmücker Gastro & Catering GmbH, belädt die Lastwagen für Auswärtstermine, baut bei Veranstaltungen das Equipment auf und ab. Außerdem ist er in der Küche des Friedrichsbau Varietés tätig. Sein Chef Michael Schmücker rühmt ihn als „tadellosen Mitarbeiter“, der vollen Einsatz bringe und mit seiner guten Laune ein beliebter Kollege sei.
Der Wirt sagt, es ist sehr schwer, gute Fachkräfte zu finden
Wie schwer es ist, gute Leute zu finden, schildert der Stuttgarter Gastronom so: „Wir hatten eine Stelle als Logistiker ausgeschrieben – über das Arbeitsamt, diverse Fachportale, Online-Anzeigen etc. Es gingen nur vier schriftliche Bewerbungen ein. Zwei Bewerber sind gar nicht erst zum Vorstellungsgespräch erschienen. Ein weiterer kam alkoholisiert, und der Vierte wollte das Gehalt eines Fachanwaltes für Strafrecht für sich in Anspruch nehmen.“
Vor anderthalb Jahren hat die Polizei den Schwarzafrikaner Felix O. frühmorgens aus dem Bett geklingelt, ihn nach Frankfurt gefahren, wo er in ein Flugzeug der Bundesregierung steigen sollte. Mithilfe einer Rechtsanwältin konnte Schmücker den Abflug seines Logistikers in letzter Minute verhindern.
Das Verwaltungsgericht Stuttgart entschied daraufhin, dass Felix O. den Status der Duldung behalten darf. Seine Arbeitskraft sei wichtig in Deutschland, weil man angesichts des Facharbeitermangels auf zuverlässige Mitarbeiter angewiesen sei.
Kaum feierten seine Kollegen und Stammgäste im Friedrichsbau Varieté den juristischen Sieg von Felix O., schon ging die Ungewissheit weiter. Die Ausländerbehörde von Ostfildern, wo der Nigerianer lebt, legte Berufung gegen die Entscheidung des Verwaltungsgerichts ein. So ging der Fall nach Mannheim zum Verwaltungsgerichtshof, dessen Richter vor wenigen Tagen der Sichtweise von Ostfildern gefolgt sind. Der Logistiker müsse ausreisen, dürfe nicht länger in Deutschland geduldet werden, so lautet das Urteil.
Nun bekommt Felix O. einen Lehrvertrag
Das Ringen um Felix O. geht nun also in die nächste Runde. Michael Schmücker entschied, dass er den Nigerianer in seinem Betrieb als Fachkraft in der Küche ausbildet. Um Lehrlinge beschäftigen zu können, müssen bestimmte Voraussetzungen geschaffen werden, was der Gastronom umgehend in die Wege geleitet hat. Eine Abschiebung von Migranten, die sich in der Ausbildung befinden, ist nicht möglich. „Die Politik erklärt doch immer, dass man Arbeitskräfte, die wichtig für unsere Wirtschaft sind, behalten darf“, sagt Schmücker. Dies sei bei Felix O. absolut der Fall.
Froh ist der Wirt, dass die Ausländerbehörde für seinen Schützling die Duldung nun wegen der bevorstehenden Ausbildung doch verlängert hat. Das Beispiel seines Logistikers zeige, dass in der Diskussion um Migranten nicht untergehen dürfe, wie wichtig viele für die Wirtschaft seien.