Gastronomie auf den Fildern Das Flair in Leinfelden schließt – zum zweiten Mal

Leidenschaft reicht nicht, auch die Zahlen müssen stimmen: Jens Fischer Foto: /Philipp Braitinger

In dem Restaurant am Neuen Markt in Leinfelden steht ein Wechsel an: Für den bisherigen Pächter war der Betrieb nicht wirtschaftlich. Hier sagt Jens Fischer, was nötig ist, um an dem Standort zu überleben.

Leicht ist ihm die Entscheidung nicht gefallen. Jens Fischer ist Gastronom mit Herz und Seele. 20 Jahre lang hat er das erste Flair im Herzen Leinfeldens betrieben, bis 1992 Schluss war. „Es wurde uns zu viel“, erinnert er sich. Mit dem Paulaner am Kirchplatz und dem Fischers betreibt er zwei weitere Lokale, beide in Echterdingen. Als er von der Stadt vor zwei Jahren gefragt worden war, ob er erneut die Location am Neuen Markt in Leinfelden pachten wolle, habe er zugesagt. „No risk, no fun“, habe er sich gedacht, obwohl ihn bereits damals die Sorge vor der Personalnot umgetrieben habe. Nun schließt das Flair erneut.

 

Beschäftigte kommen in anderen Lokalen unter

Einige Zeit hätten seine beiden anderen Lokale das Flair 2 subventioniert. Nun zog Fischer die Reißleine, wenn auch schweren Herzens. „Es tut schon weh. Aber irgendwann musste die Notbremse gezogen werden, es macht irgendwann keinen Spaß mehr“, gibt er zu, während er an einem Espresso nippt und der kalte Regen gegen die Scheiben des Flair 2 prasselt. Im Flair 2 waren vier Vollzeit- und drei Teilzeitkräfte sowie acht bis neun Aushilfen beschäftigt. Für die Angestellten ist Fischer voller Lob. Alle könnten in den anderen Lokalen weiterarbeiten. „Es ist ein tolles Team.“

Die Personalkosten waren für den Wirt zu hoch

Die Rahmenbedingungen seien gut gewesen, betont Fischer. Die Pacht der Stadt sei „sehr fair“. Auch die Lage und die Umgebung passten. Für einen Betrieb, der ausschließlich mit Angestellten lief, waren die Einnahmen trotzdem nicht ausreichend. „Mir fliegen die Personalkosten um die Ohren“, bringt es der Gastronom auf den Punkt. Gleichzeitig wuchs der Aufwand, neue Mitarbeiter zu gewinnen, stetig. Einfach höhere Gehälter zu bezahlen, sei nicht möglich. Höhere Gehälter hätten auf die Kunden umgewälzt werden müssen. „Da sind wir an der Kante“, so Fischer. Irgendwann würden die Besucher wegbleiben, wenn die Preise zu hoch seien. Die gesamte Dienstleistungsbranche habe dasselbe Problem. Die Löhne, die in der Gastronomie erwirtschaftet werden, konkurrierten mit dem Bürgergeld. Für viele potenzielle Mitarbeiter lohne es sich offenbar nicht, einen Job in der Gastronomie anzunehmen, meint Fischer.

Nun wird ein Nachfolger für das Flair 2 gesucht. Interessenten gebe es zwar bereits, doch unterschrieben ist noch nichts. Wer bereit sei, selbst hinter dem Tresen oder in der Küche zu stehen, könne mit dem Lokal durchaus Geld verdienen. Die Gäste kämen. „Das Publikum ist da“, so Fischer.

In den sozialen Medien wird die Schließung bedauert

Die Einrichtung ist hochwertig. Bei seinem Einzug vor zwei Jahren hat der Gastronom umfangreich in die Räume und die Möblierung investiert. Auch die Umgebung sei gut. Bei all den kulinarischen Angeboten am Neuen Markt habe man sich durch unterschiedliche Konzepte keine gegenseitige Konkurrenz gemacht, lobt Fischer seine Nachbarn. Für den Neuen Markt bedeutet die Schließung des Flair 2 einen Verlust. Das Restaurant hatte von morgens bis in den späten Abend hinein geöffnet. Vom Frühstück über das Mittagessen bis hin zum Barbetrieb mit kleineren Gerichten am Abend genossen die Besucher das geschmackvolle Ambiente und das kulinarische Angebot. Die Küche sei „crossover“ gewesen – asiatisch, Burger, italienisch, mexikanisch und mehr.

Entsprechend groß ist das Bedauern in den sozialen Medien, wo viele weinende Emojis unter der Nachricht der Schließung zu sehen sind. Die Kommentare reichen von „mega schade“ über „seht traurig“ bis hin zu „Katastrophe“.

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