In der Geschichte der Weinstube am Stadtgraben in Bad Cannstatt wird ein neues Kapitel geschrieben: Christian List will am 13. Februar nach der Insolvenz des Vorgängers das Traditionslokal mit neuen Ideen wiederbeleben.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Seit Mitte Oktober ist die traditionelle Weinstube am Stadtgraben in Bad Cannstatt geschlossen. Die Insolvenz sei „schleichend“ gekommen , sagte der bisherige Betreiber Sebastian Ludwig, und die Erhöhung der Mehrwertsteuer auf den alten Satz von 19 Prozent habe ihm „den Todesstoß versetzt“.

 

In 16 Jahren führte Ludwig die Cannstatter Weinstube beim Internetportal Trip Advisor in die Top Ten der Stuttgarter Restaurants. Nun hat er die Selbstständigkeit aufgegeben und ist in die Schweiz gezogen, wo er in einem Hotel in Zermatt angestellt ist. Seine alte Wirkungsstätte bleibt nicht lange verwaist. Christian List, der wenige Meter entfernt das ebenfalls schwäbische Restaurant Der Rote Hirsch führt, hat den Vertrag für seine bisherige Konkurrenz unterschrieben. Wenn alles nach Plan läuft und er genügend Personal findet, will der gebürtige Cannstatter, der stellvertretender Oberkübler ist, in der Weinstube am Stadtgraben am 13. Februar neu starten.

Christian List übernimmt die Weinstube am Stadtgraben. /Foto: Ines Rudel

List setzt auf „außergewöhnliche Heimatküche und feine Weine“

Die Apotheke am Eugensplatz, die ein „Liebhaberprojekt“ gewesen sei, hat Christian List bereits an die Wirte der Altstadt-Bar Lieblingsmensch abgegeben, auch aus der Gastronomie im Haus des Sports zieht er sich zurück. Künftig will er sich auf Bad Cannstatt konzentrieren, wo sich auch sein Büro befindet. Kurze Wege sieht er als Vorteil.

Die Weinstube am Stadtgraben wird „außergewöhnliche Heimatküche und feine Weine“ servieren, auf einem „höheren Niveau“ als im Roten Hirsch. Rostbraten wird es da wie dort geben – seine Gäste können künftig testen, wo er ihnen besser schmeckt. Der Gastronom und Eventmanager, der während des BWL-Studiums mit der Buslinie „Catch the Bus“ begonnen hat, die Clubs der Stadt zu verbinden, ist bestens vernetzt. Später entstand aus dieser Initiative die Lange Nacht der Museen.

Das Organisieren und das Entwickeln von Ideen hat ihm schon immer gefallen. Als die Lagerhalle seines Vaters am Pragsattel leer wurde, baute er sie zum Club Prag um. Das ist mehr als 20 Jahre her. Auch als Caterer sowie als Wirt beim Stuttgarter Weindorf und dem ESTival in Esslingen hat er sich einen Namen gemacht. Lists Vielseitigkeit und seine große Erfahrung helfen ihm dabei, auch die betriebswirtschaftlichen Seiten eines Restaurants zu überblicken.

List will nur noch machen, „woran wir Spaß haben“

Der Rote Hirsch und die Weinstube am Stadtgraben seien für ihn „zwei Herzensprojekte“. Künftig wolle er mit seinem Team nur noch das machen, „woran wir Spaß haben“, sagt List. Deshalb habe er von einstmals 16 bis 20 Restaurants (gleichzeitig maximal sechs) nur noch zwei, weil weniger oft mehr sei. Dabei wolle er auf hohe Qualität setzen.