Wirtschaftsprofessor Valentin Weislämle hat keine guten Nachrichten für die Besitzer von Hotels und Wirtshäusern. Seiner Einschätzung nach bleibt es beim Mitarbeitermangel. Doch der Grund ist älter als die Coronapandemie.

Der Personalmangel in der Gastronomie ist aus Sicht des Wirtschaftsprofessors Valentin Weislämle ein Problem, das die Branche noch sehr lange beschäftigen wird. „Ich sehe da langfristig schwarz“, sagte Weislämle, der an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg lehrt, dem „Südkurier“ (Dienstag). Die Hotellerie und Gastronomie habe schon vor der Corona-Krise ein Attraktivitätsproblem gehabt. Das sei inzwischen auch in der Hochschulausbildung angekommen: „Studiengänge müssen teils um jeden einzelnen Studenten kämpfen.“ Familiengeführte Betriebe hätten ein echtes Problem, ihren Betrieb an die nächste Generation zu übergeben.

 

Der Fachkräftemangel und auch die Corona-Krise werde die Branche stark prägen. Ein Teil der Betriebe werde auf Selbstbedienung setzen, ein Teil den Service aufrechterhalten, dafür aber deutlich teurer werden. „Dinge, wie die derzeit diskutierte Gedeckgebühr oder sogar Eintrittspreise halte ich in diesem Segment für breitflächig möglich“, sagte Weislämle. Auch Service-Roboter werde man bald häufiger sehen.

Lokale müssten ihre Speisekarte entrümpeln, die Öffnungszeiten dem Kundenaufkommen anpassen und sich weiter professionalisieren. „Vielleicht geht da die alte Gasthofromantik etwas verloren“, sagte der Tourismusexperte. „Ich glaube aber, die Entwicklung ist zwingend.“