Der kleine Gastrobetrieb wertet die Waldau auf. Doch die Stadt bemängelt den Lärmschutz. Deshalb soll nun ein Novum in Stuttgart helfen.

Degerloch - Schon von Weitem sieht man in der Dämmerung die Lichtlein, Tannenbäume und Schirme der kleinen Gastronomie an der Ecke Jahnstraße/Königsträßle. Neben dem Backsteinhäuschen mit dem spitzen Dach prangt das Schild Waldauerle. Im Außenbereich sitzen Jung und Alt, trinken Kaffee und essen Kuchen oder stoßen mit einem Glühwein an. Doch die idyllische Szene trügt. Zumindest für die Betreiber Julia und Tobias Meyer. Denn diese haben Probleme in Bezug auf eine verwaltungstechnische Angelegenheit mit der Stadt, wie der Degerlocher Bezirksbeirat in seiner jüngsten Sitzung zur Kenntnis nehmen musste. Das Problem ist der Lärmschutz.

 

Ein Lärmschutzgutachten wurde bereits erstellt

Die Argumentation der Behörden: das Gebiet, auf dem sich auch das Alten- und Pflegeheim „Haus auf der Waldau“ befindet, sei aufgrund des Straßenverkehrs sowieso schon vom Lärm geplagt. Durch die Gastronomie käme jedoch noch mehr Lärm hinzu. Das sei nicht genehmigungsfähig, zumindest nicht bis 22 Uhr, höchstens bis 20 Uhr und bei weniger Außenbewirtschaftung. Doch eine Außenbestuhlung mit 80 Sitzplätzen und eine Öffnung bis 22 Uhr benötigt der Gastronom, um diesen Betrieb überhaupt wirtschaftlich führen zu können. Ein Lärmschutzgutachten hat Tobias Meyer bereits auf eigene Kosten erstellen lassen, doch das hatte die Stadt nicht akzeptiert. Eine praktische Lärmmessung ist in dem Bereich nicht möglich, da die Straße immer lauter ist.

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Die einzige Möglichkeit, damit die Meyers weder die Sitzplatzanzahl verringern noch die Öffnungszeiten des Waldauerle verkürzen müssten, ist, eine Lärmschutzmaßnahme im öffentlichem Bereich parallel zum Königsträßle aufzustellen. Sie soll optisch integriert und begrünt sein. Das war das Ergebnis eines Treffens im November mit den beteiligten Ämtern und Behörden der Stadt Stuttgart und des gastronomischen Unternehmers Meyer. Alle Parteien seien an einer einvernehmlichen Lösung interessiert, heißt es. Eine solche Schallschutzwand im öffentlichem Bereich ist in der Landeshauptstadt Stuttgart allerdings bislang ein Novum.

Die Wand wäre ein Präzedenzfall in Stuttgart

Der Bezirksvorsteher Marco-Oliver Luz sagte in der Bezirksbeiratssitzung, dass alle Beteiligten bemüht seien, eine gute Lösung zu finden, die eine Sicherheit für den Gastronom Meyer darstelle. „Das Waldauerle hat eine große Bedeutung für die Bürgerinnen und Bürger Degerlochs“, betonte er.

Das Gremium nahm den Vortrag über den aktuellen Sachstand des Waldauerle-Wirts Tobias Meyer zustimmend zur Kenntnis und bittet nun die gemeinderätlichen Ausschüsse, einen Präzedenzfall zu schaffen und eine Lärmschutzmaßnahme im öffentlichen Raum zu genehmigen. Wie die Lärmschutzwand genau aussehen soll und wer die Kosten trägt, ist indes noch unklar.

Im Mai 2021, während des zweiten Corona-Lockdowns, hatten Tobias Meyer und seine Frau Julia das Waldauerle eröffnet. Die neue Gastronomie kommt bei Anwohnern, Familien und alteingesessene Degerlochern sehr gut an. Die Internet-Rezensionen sind sehr positiv. 80 000 Euro haben die beiden in den Umbau des ehemaligen Kiosks investiert. Für die Meyers ist Degerloch mehr als nur ein Standort fürs Geschäftliche. Sie haben private Verbindungen in den Bezirk. Das Paar hat sogar auf dem Fernsehturm geheiratet.