Bald soll die gastronomische Tradition in der Reichsstadt am Rathausplatz in Esslingen weitergeführt werden. Einen neuen Pächter gebe es bereits. Die Hausbesitzer lassen das Haus derzeit aufwendig umbauen und renovieren.

Kultur: Kathrin Waldow (kaw)

Esslingen - Es hämmert und kracht im Gebälk der alten Reichsstadt – allerdings droht kein Unheil, vielmehr steht nach einem Jahr Ruhe und dem Ende des Nobel-Italieners Ristorante Reichsstadt im Jahr 2017 nun ein Neustart ins Haus. Der vollzieht sich zunächst mit größeren Bauarbeiten. Die Besitzer lassen das unter Denkmalschutz stehende Gebäude aus dem späten Mittelalter derzeit nach den aktuellen Brandschutzbestimmungen aufwendig umbauen.

 

Seit drei Jahren ist die Reichsstadt im Besitz einer Esslinger Familie, die nicht genannt werden will. Zuvor gehörte die ehemalige Kornkammer Esslingens der Stadt. Weil diese jedoch ihre Aufgabe nicht mehr darin sah, Immobilien für Gastronomiebetriebe zur Verfügung zu stellen, wurde das Gebäude im Jahr 2015 veräußert.

Griechisch-mediterrane Küche in der ehemaligen Kornkammer

Die jetzigen Besitzer wollen das ehemalige Lokal, das sie mit jeglichen Familienfeiern in den vergangenen Jahrzehnten verbinden, nicht mehr leer stehen lassen. Man hänge an dem Gebäude und wolle es wieder mit einer gehobenen Gastronomie beleben, die gut zu Esslingen passe und bestenfalls die nächsten 30 Jahre dort bleiben solle. Nicht zuletzt geht es auch um Mieteinnahmen, die nach der Neugestaltung sicherlich beträchtlich sein dürften. Die Lage am Rathausplatz mit rund 100 Sitzplätzen im Außenbereich und den historischen Innenräumen hat schließlich ihren Preis.

Der Pachtvertrag mit einem neuen Gastronomen in Esslingen sei bereits beschlossene Sache. Laut den Hausbesitzern stehe die Küche unter einem griechisch-mediterranen Einfluss. Unter den vielen Interessenten sei es jedoch schwierig gewesen, den Richtigen zu finden, berichten sie. Beworben hätten sich unter anderem einige Brauhäuser sowie arabisch orientierte Gaststätten.

In den 24 Jahren zuvor leitete Salvatore Marrazzo das Edel-Lokal mit italienischer Küche, zuvor gab es in den Räumen gut bürgerliche Kost. Bereits vom Jahr 1552 an war in dem Gebäude laut Dokumenten aus dem Stadtarchiv eine Bürgerstube untergebracht. Die Gaststätten-Tradition soll sich nun also vom nächsten Frühjahr an fortsetzen. Die kommende Sommer-Saison soll voll genutzt werden.

Brandschutzbestimmungen erfordern Umbau

Laut der Planung zieht sich der Umbau des Gebäudes noch ein paar Monate hin. In erster Linie gilt es, einen zweiten Fluchtweg vom Obergeschoss aus zu errichten. Außerdem muss ein Wasserschaden behoben werden und vieles mehr, damit der Restaurantbereich im Erdgeschoss sowie die Veranstaltungssäle im oberen Stockwerk und die großzügige Pächterwohnung im zweiten Obergeschoss wieder genutzt werden können.

Über die Summe, welche die Baumaßnahmen verschlingen, schweigen die Hausbesitzer. Der Vorpächter Salvatore Marrazzo, der mittlerweile zwei Restaurants gegenüber der Reichsstadt führt, hatte die Sanierungskosten vor drei Jahren noch auf rund 1,5 Millionen Euro geschätzt.