Im Frühjahr hatte es die Stadt Leinfelden-Echterdingen mit dem Kauf der Traditionsgaststätte am Oberaichener S-Bahnhof samt Grundstück noch sehr eilig gehabt, doch noch immer steht das Gebäude leer. Warum eigentlich?

Leinfelden-Echterdingen - Was passiert nun eigentlich mit dem Bahnhöfle in Oberaichen? Die Stadt Leinfelden-Echterdingen hatte die einstige Traditionsgaststätte samt Grundstück im März per Eilentscheidung gekauft, doch passiert ist auf dem Gelände, das direkt neben dem S-Bahnhof liegt, seitdem nicht wirklich etwas. „Die Gaststätte steht leer und da wohnt auch niemand“, sagt Ilona Koch unserer Zeitung auf Nachfrage. Weder das Gebäude noch die Außenflächen werden genutzt. Die CDU-Stadträtin wohnt in Oberaichen und wundert sich: „So eilig war die Angelegenheit dann vielleicht doch nicht?“

 

Eine Unterkunft für Obdachlose

Die Kommune hatte das Bahnhöfle im Frühjahr gekauft, um im Obergeschoss des Hauses Alleinerziehende unterbringen, die mit ihren Kindern sonst obdachlos wären und nicht in bestehende Obdachlosenheime ziehen können. Im Erdgeschoss kann sich die Verwaltungsspitze weiterhin eine Gaststätte vorstellen, zumindest dann, wenn ein Pächter gefunden wird. Wenn auch diese Idee in Makler-Kreisen für Kopfschütteln sorgt. Feiernde Leute im Untergeschoss, das passe nicht wirklich zu Frauen, die im Obergeschoss wohnen und schon schwierige Dinge in ihrem Leben erlebt haben, ist zu hören.

Die einstige Wirtschaft hatte sich über Jahre hinweg zu einem Hotel samt Restaurant entwickelt. Pächter Nikola Cepek hatte dem Haus den Namen Maestral gegeben. Er musste seinen Betrieb dann aber aus gesundheitlichen Gründen schließen. Um einen Nachfolger hat er sich gekümmert, doch aus diesem Geschäft wurde nichts, denn die Stadt hatte ebenfalls ein Auge auf das Haus samt Grundstück geworfen. Bürgermeisterin Eva Noller spricht von einem „strategischen Kauf“, zu dem sie immer noch stehe. Doch die Corona-Krise hat auch hier einiges durcheinander gewirbelt.

Die Bedingungen für einen Gastwirt, am Ortsrand von Oberaichen neu durchzustarten, haben sich seit dem Frühjahr deutlich verschlechtert. Das riskiere derzeit niemand, sagen Branchen-Kenner. Die Gaststätte jetzt auszuschreiben, mache keinen Sinn, sagt Noller. Weder stehen interessierte Gastronomen Schlange, noch müssten zwingend Obdachlose in dem Gebäude untergebracht werden, erklärt die Bürgermeisterin. Jenen Frauen, die noch im März von Obdachlosigkeit bedroht gewesen waren, sei es gelungen, eine eigene Wohnung zu finden.

Die Stadt spüre also nicht mehr den gleichen Druck, beim Bahnhöfle voran zu kommen, wie dies noch im Frühjahr der Fall gewesen sei. Dennoch wolle man am einstigen Plan festhalten und habe das Gebäude deshalb auch schon entsprechend untersucht.

Ein Ort der Geschichte

Auch Ilona Koch sagt: „Gastronomen haben kein Geld, die Hilfen verzögern sich.“ Dennoch soll es noch im Herbst 2020 einen Interessenten gegeben haben. Dazu kann die Bürgermeisterin nichts sagen. Auch zu der Höhe einer Pacht, welche die Stadt als Eigentümerin verlangen würde, will sich Eva Noller derzeit nicht äußern. Denn zuvor gebe es bei diesem Projekt noch einiges zu klären. Das Gebäude müsse saniert werden, der Brandschutz und die Haustechnik auf Vordermann gebracht werden. Dazu soll der Gemeinderat demnächst informiert werden. Die CDU-Fraktion hat sich derweil auch für die Benennung weiterer geschichtlicher Orte in Leinfelden-Echterdingen stark gemacht. Die Christdemokraten haben dabei auch den Ortsteil Oberaichen und das Bahnhöfle im Blick. Auch der Bürgergemeinschaft Oberaichen (BGO) ist es ein Anliegen, die Traditionsgaststätte als „eines der letzten Gebäude mit Historie im Ort“ zu erhalten, schrieb BGO-Vorsitzender Kurt Alber in einer Stellungnahme. Eine Nutzung für die Bürger solle weiterhin möglich sein, beispielsweise als Gaststätte, Hotel, ein Ort für erlebbare Geschichte, Räume für Vereine und Bildungseinrichtungen, ähnlich wie es in Leinfelden mit dem Leinfelder Haus bereits gelebt werde. Die BGO hatte dafür 2020 fleißig Unterschriften gesammelt.

Bürgermeisterin Noller sagt aber: „Das Bahnhöfle lag nie in der Ortsmitte von Oberaichen.“ Diese sehe sie eher rund um das Backhäusle und den Pavillon – also am anderen Ende des Ortes. Die Verwaltung arbeite aber auch an einer Position zum Thema historische Orte in der Stadt. Auch dazu soll es demnächst mehr Informationen geben.