Am Ludwigsburger Holzmarkt gibt es jetzt einen Saloon. Für das Quartier in der Unteren Stadt hat das besondere Bedeutung.

Region: Verena Mayer (ena)

Ludwigsburg - Würden vor dem Schaufenster Pferde stehen, man würde sich nicht wundern. Drinnen Stühle in Satteloptik; Tische, denen der Stamm anzusehen ist, aus dem sie geschnitzt sind, ein Bildschirm, auf dem loderndes Kaminfeuer simuliert wird. Und dann eben der Name: Friend’s Burger Saloon. Aber, man ahnt es, Pferde stehen keine vor dem Saloon am Ludwigsburger Holzmarkt. Seinem Zulauf tut das aber keinen Abbruch.

 

Glaubt man den Bewertungen im Internet, hätte Kenan Kolcak keine bessere Idee als einen Burgerladen haben können: „Top top top“ wertet die Kundschaft. Und: „Super lecker“, „mega tolle Atmosphäre“, „ohne Übertreibung die absolute Referenz in Sachen Burger“ oder schlicht: „Hammer. Danke!“

Selbstverständlich ist Kenan Kolcak auch der Meinung, dass es eine hervorragende Idee gewesen ist, seinen Saloon zu eröffnen und Burger zwischen 4,90 und 15,90 Euro zu verkaufen. Allerdings aus einem anderen Grund als dem nahe liegendsten. Denn Geld verdient hat der 49-Jährige bisher schon mit Gastronomie im weiteren Sinne: Mit Kneipen – vor allem mit den Spielautomaten darin.

Und das ist schon etwas anderes, als zu humanen Öffnungszeiten mit überwiegend freundlichen Gästen zu tun zu haben. Alkoholprobleme, Spielschulden, Streitereien, verkrachte Existenzen – im Saloon an Holzmarkt gibt es so etwas nicht. „Ich bin stolz, dass wir so etwas Gutes aufgebaut haben“, sagt Kenan Kolcak, der nun auch seine Automatenkneipe in der Stuttgarter Eberhardstraße in einen Burgersaloon verwandeln möchte.

Dass aus Kolcak, der „natürlich“ geschieden ist, drei Kinder hat, und in Teilzeit als Produktionstechniker arbeitet, nun doch noch ein richtiger Gastronom wird, ist zwei Zufällen geschuldet. Erstens: Der Eigentümer des Hauses suchte einen neuen Pächter. Der Farben-Kienzle, der jahrzehntelang am Holzmarkt zuhause war, hatte den Laden geräumt und ist umgezogen. Der Eigentümer also fragte Kenan Kolcak, der – dies ist der zweite Zufall – seinen Freund Aris aus Kornwestheimer Jugendtagen wieder traf. Bei diesem Wiedersehen nämlich erfuhr Kolcak: Aris war inzwischen Metzgermeister geworden und hatte in vielen Restaurants als Koch gearbeitet. Unter anderem im Blockhouse in Stuttgart und im Kullmann’s Diner in Ludwigsburg. Tja, der Rest ist bekannt.

Auf seinen Nachnamen legt Aris, 55, keinen Wert, aber darauf zu erklären, dass das Fleisch für die Hackfleischpaddys von glücklichen Kühen aus dem Allgäu stamme, das er selbst durch den Wolf drehe. Dass die Soßen für die Burger alle selbst gemacht seien und dass es demnächst auch eine „komplett vegane Mayonnaise“ geben werde. „Ich wusste gar nicht, dass er so gut ist“, sagt Kenan Kolcak über seinen wieder gefundenen Freund.

Neue Ideen für den Laden nebenan

Wer in Ludwigsburg Holzmarkt hört, denkt normalerweise „naja“. Das Viertel in der Unteren Stadt ist nicht gerade als die feinste Adresse in der Stadt bekannt. Die Häuser – heruntergekommen. Die Kneipen – versifft. Das Publikum – verrufen. Allerdings ist dieses Bild nicht mehr ganz zutreffend. „Die Ecke wird schöner“, sagt der Citymanager Markus Fischer. Man denke nur an den Unverpackt-Laden in der nahen Lindenstraße, der ungemein zur Belebung beiträgt. Oder an die Café-Bar Grävenitz in der nahen Marstallstraße. Oder eben auch den Burger-Saloon. „Jeder, der sich dort engagiert, ist gut“, sagt Jochen Zeltwanger, der für die Freien Wähler im Gemeinderat sitzt – und als Architekt den Saloon für Kolcak geplant hat. Der, das zum Schluss noch, schmiedet bereits neue Pläne.

Aus der Kaschemme nebenan will er noch in diesem Jahr eine Pasticceria machen oder einen Feinkostladen. So ganz raus ist das noch nicht. Sicher weiß der gewandelte Automatenbetreiber nur: „Das wird etwas mit schöner Atmosphäre“.