Der gebürtige Italiener Monir El Alami führt seit mehr als einem Jahr das Il Corallo 1.0 im Mieminger Weg. Seine Heimat verließ er, weil er dort keine Zukunft für die Familie sah.

Pizza, Pasta, Antipasti, Salate. Was sonst sollte Monir El Alami als gebürtiger Italiener in seinem Restaurant Il Corallo 1.0, welches er seit nun gut einem Jahr im Rutesheimer Mieminger Weg 7 betreibt, seinen Gästen anbieten wollen? „Ich bin Pizzabäcker seit meinem 17. Lebensjahr, das habe ich gelernt“, sagt der 31-Jährige, der in Verona aufwuchs. Seine Mutter ist Italienerin, der Vater stammt aus Marokko.

 

Über eine sonnige Terrasse – an diesem Wintertag herrscht frühlingshaftes Wetter – führt der Weg ins Restaurant. Ein angenehmes, südländisches Ambiente erwartet die Besucher. Im Gegensatz zu den eher dunkel gehaltenen Tischen, die nicht zu eng beieinander stehen, sind die Wände in heller, warmer Farbe gestrichen. Zwischen eingerahmten Hollywoodstars – vielleicht nicht ganz die italienische Art, aber dennoch stilvoll – stehen in Regalen zahlreiche Weinflaschen. „Die sind alle aus Italien“, sagt der Restaurantchef, der einfach nur Monir genannt werden möchte. Seit einem Jahr an seiner Seite ist der Kellner Roberto Girardi. Der 59-Jährige stammt aus Bozen. Die beiden sind ein eingespieltes Team.

Der Familie eine gute Zukunft bieten

Monir fühlt sich wohl hier in seiner Pizzeria mitten im Rutesheimer Wohngebiet. „Die Menschen sind sehr nett und es gibt viel Arbeit.“ Eigentümer der Immobilie ist die örtliche Jugendmusikschule, deren Unterrichts- und Proberäume im Untergeschoss untergebracht sind. „Das Gebäude wurde in den 1980er Jahren gebaut, davor war die Jugendmusikschule in der Robert-Bosch-Straße“, sagt die Vorsitzende Angela Pelz, die froh ist, dass wieder ein Pächter für das Restaurant da ist.

Doch wie verschlägt es einen gebürtigen Italiener, der dort gelebt hat, wo andere Urlaub machen, nach Deutschland ins beschauliche Rutesheim? In Roverbella, südlich des Gardasees, hatte Monir fünf Jahre bis 2019 eine Pizzeria betrieben. Nachdem er sein Restaurant aufgab, kehrte der zweifache Familienvater seiner Heimat den Rücken, arbeitete vier Jahre in München als Angestellter in einem Restaurant in der Innenstadt. „Viele junge Italiener verlassen ihr Land, weil die Löhne zu niedrig und die Steuern zu hoch sind“, sagt Monir. Er liebe seine Heimat – doch er wolle seiner Familie eine gute Zukunft bieten. Seine Frau Roberta Sirtoli lebt mit den Kindern noch in Italien, kommt regelmäßig zu Besuch nach Rutesheim. Monir hofft, dass sie irgendwann nachkommen können.

Den ersten Kontakt mit seinem Vorpächter in Rutesheim, der nach Spanien gezogen ist, hatte Monir über das Internet aufgenommen. „Ich wollte wieder ein eigenes Restaurant haben“, sagt der Italiener. Mit der deutschen Sprache klappt es schon ganz ordentlich, aber eine Übersetzungsapp auf dem Handy ist trotzdem eine große Hilfe beim Interview und sorgt obendrein für eine lustige Gesprächsatmosphäre. Für einen Sprachkurs blieb bislang nie die Zeit. „Ich arbeite immer“, sagt Monir, der, so gut es ging, von seinen Kollegen in München das nötigste Vokabular lernte.

Alle drei bis vier Monate wechselt Monir seine Speisekarte, will seinen Gästen und sich selbst Abwechslung bieten. Dabei legt er Wert auf gute Qualität seiner Produkte – was sich auch in den etwa höheren Preisen widerspiegelt. Die einfachere Pizza gibt es für 7.50 Euro. Eine Gourmet-Pizza beginnt bei 17 Euro. Für den Belag nimmt er stets einen hochwertigen Mozzarella. Spaghetti Carbonara bereitet er nicht mit Sahne zu, sondern mit Pecorino. „Ich kaufe in der Regel kleinere Mengen ein, denn ich lege großen Wert auf frische Waren.“ Zur Mittagszeit ist es eher ruhiger, gerne kommen Geschäftsleute zu ihm zum Essen. „Es gibt einige Firmen in der Umgebung.“ Abends sei das Restaurant immer voll. „Es ist empfehlenswert, wenn man vorher reserviert“, sagt der Chef. In der Zwischenzeit hat er einige Stammgäste. Nicht nur aus der unmittelbaren Umgebung. „Viele kommen auch aus Stuttgart“, sagt der Italiener, der selbst in Weissach wohnt, und zeigt stolz die guten Google-Bewertungen für sein Restaurant.

Eine familiäre Atmosphäre

Geöffnet hat er seine Pizzeria dienstags bis sonntags von 11 Uhr bis 14 Uhr sowie von 17 Uhr bis 22 Uhr. Auch an seinem Ruhetag – immer montags – ist er im Restaurant und schaut nach dem Rechten. Demnächst will er der Terrasse einen neuen Anstrich geben und auch den Innenbereich streichen. Kollege Roberto kümmert sich auch mal um den Garten vor dem Gebäude. „Wenn’s nach mir geht, will ich hier in Rutesheim lange bleiben. Es gibt nicht so viel Lärm und Stress wie in einer Großstadt. Es ist hier alles viel familiärer.“