Drei Frauen wollen am Feuersee ein Café eröffnen. Auf diese Weise wollen sie der düsteren nördlichen Ecke des Sees neues Leben einhauchen. Aber es gibt zahlreiche Auflagen.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

S-West - Ein neues Café soll das Ufer des Feuersees zusätzlich beleben. Drei Frauen hätten große Lust, am nördlichen Ufer nahe den Toilettenanlagen einen Pavillon zu errichten, um dort einen Ausschank zu betreiben. In der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirates präsentierte das Trio sein Konzept, um mal vorzufühlen, ob ein neues Café am Feuersee überhaupt machbar und politisch erwünscht sei. Es ist willkommen – wenngleich nicht gänzlich ohne Vorbehalt.

 

Die drei Gastrounternehmerinnen in spe wollen mit Rücksicht auf ihre aktuellen Arbeitgeber namentlich nicht in der Zeitung genannt werden. In der Sitzung präsentierten sie ihre baulichen Entwürfe für ein einfaches, würfelförmiges Gebäude, das wahlweise durch einen Korridor mit dem Flachdachbau der Toilettenanlage verbunden wird oder frei steht. Zur Veranschaulichung zeigten sie einige gestalterisch gelungene Beispiele mobiler Gastro-Container in modernem, minimalistischem Design aus Barcelona, Maulbronn sowie den Kiosk bei den Wagenhallen. Eine dritte Variante sieht vor, einen Teil der bestehenden WC-Anlage samt Traforaum aus den 1950er Jahren zum Kiosk umzubauen. Die Baukosten würden die drei Frauen selbst stemmen wollen.

„Das ist fast schon ein Brennpunkt dort“

Die Frauen sind nicht nur überzeugt, dass der Cafébetrieb rentabel sein kann, sofern die Rahmenbedingungen stimmen. Jede von ihnen bringt einschlägige Erfahrung aus früheren Jobs in der Gastronomie mit. Die Drei glauben auch, dass der etwas stiefmütterlich gestaltete Winkel am Feuersee qualitativ aufgewertet würde. „Ich wohne in der Gegend und mache nachts einen großen Bogen um diese unheimliche dunkle Ecke. Das ist fast schon ein Brennpunkt dort“, berichtete eine der Frauen.

Die Fraktionen im Bezirksbeirat zeigten sich sehr angetan von der Idee und auch von den Entwürfen für den Pavillon. Allein Roland Stricker von der CDU wollte nicht recht einleuchten, wozu es am Feuersee einer weiteren Gaststätte bedürfe: „Wir haben mit dem ‚Trollinger’ und der ‚Roten Kapelle’ schon zwei gute Gastronomiebetriebe, und die sind auch nicht immer voll. Ein dritter Betrieb könnte die Symmetrie dort stören.“ Auch sei im Bürgerhaushalt der Wunsch der Westler nach einem weiteren Gastrobetrieb am Feuersee nicht aufgetaucht. Stricker gab ferner zu bedenken: „Die Frage nach der Wirtschaftlichkeit ist nicht beantwortet. Wir wollen an der Stelle nichts, was nach einem Jahr wieder dicht machen muss.“

Aus dem Tagescafé am See wurde nichts

Ob sich ein Café an dem Ort rechnet oder nicht, hänge von den Vorgaben der Stadt ab, waren sich die drei Frauen, aber auch Bezirksvorsteher Reinhard Möhrle und eine Reihe von Bezirksbeiräten einig. Denn die Vergangenheit hat gezeigt, dass rigide Regeln der schönen Gastro-Idee bald den Garaus machen: Im Jahr 2008 hatten die Räte beschlossen, dass am Feuersee ein mobiler Gastro-Kiosk aufgestellt werden solle, der der toten, nördlichen Ecke etwas Leben einhauche. Im Bezirksbeirat wurde die Angelegenheit höchst kontrovers diskutiert. Die CDU votierte etwa dafür, dass kein Alkohol ausgeschenkt werde, weil das eine unliebsame Klientel anlocken und langfristig zur Verwahrlosung der Gegend beitragen könne. Dieses Ansinnen wurde zwar abgewehrt, doch blieben eine Reihe strenger Regeln wie die Vertragslaufzeit von nur einem Jahr, Öffnungszeiten nur von März bis Oktober und nur bis 20 Uhr, kein Straßenverkauf und die Verpflichtung, die benachbarte öffentlichen Toiletten zu reinigen. Es fanden sich damals lediglich zwei Interessenten, die aber rasch wieder absprangen, nachdem sie die Sache durchkalkuliert hatten. Aus dem Tagescafé am See wurde nichts.

Unter den heutigen Bezirksbeiräten riefen die strengen Auflagen von 2008 Kopfschütteln hervor, so dass sich Bezirksvorsteher Möhrle genötigt sah daran zu erinnern: „Das haben wir alle selbst eingebracht damals. Das kam nicht von der Verwaltung. So ändern sich die Ansichten.“ Der Bezirksbeirat bekundete seine grundsätzliche Zustimmung zum Vorhaben und signalisierte die Bereitschaft, von seinen einstigen Anforderungen an die Cafébetreiber abzurücken. Die drei Frauen sollen sich nun mit der Verwaltung besprechen und wieder im Bezirksbeirat vorstellig werden, wenn ihre Pläne weiter gedieen sind.