Immer mehr Wirte schließen ihre Lokale zumindest bis Ende des Monats. Unterdessen richten Bars und Restaurants zunehmend einen Abhol- oder Lieferservice ein.

Stuttgart - Wer in den nächsten Tagen essen gehen möchte – was ja zumindest bis 18 Uhr theoretisch möglich ist – sollte sich vorher informieren. In den sozialen Medien teilen seit Dienstag immer mehr Gastronomen mit, dass sie ihre Restaurants ab sofort und zumindest bis Ende des Monats schließen.

 

So haben etwa Maximilian und Ferdinand Trautwein von der Linde in Möhringen sich entschlossen, „unsere Gäste, Mitarbeiter, Familien und Freunde zu schützen unseren Restaurantbetrieb bis voraussichtlich einschließlich 30.03.2020 einzustellen. Für uns als Restaurant steht die Gesundheit aller an erster Stelle, daher diese drastische Entscheidung, die wir als unsere gesellschaftliche Verantwortung in dieser Lage sehen“, schreiben die beiden auf Facebook.

Auch Anna und Joannis Malathounis vom gleichnamigen Sterne-Restaurant in Kernen-Stetten im Remstal teilen dort mit, dass sie vorläufig bis zum 28. März schließen. Sie fügen folgenden Appell hinzu: „Wir haben wahnsinnige Angst vor diesem Schritt, weil wir nicht wissen ob wir das finanziell überstehen werden, aber es scheint der Richtige zu sein. Wir können nur auf Sie hoffen und Sie jetzt schon darum bitten, dass Sie Ihre Besuche nachholen, um danach wieder etwas Normalität einkehren zu lassen.“

Heimversorgung regional

Unterdessen wird für all jene, die daheim bleiben wollen, zunehmend ein Abhol- oder Lieferservice angeboten. Wie berichtet hat Frank Schäfer von der Tauberquelle diesen Weg eingeschlagen: Die deutschlandweite Ausbreitung von Corona bedeute für ihn und sein Team „Heimversorgung regional“. Die Verpflegung der Gäste werde per Lieferservice gewährleistet, in einem Umkreis von fünf Kilometern um das Restaurant in der Torstraße, ab einem Bestellwert von 35 Euro kostenlos. „Das kommt langsam in Fahrt“, sagte er am Dienstag.

Piero Cuna und Luigi Aracri vom La Commedia beim Renitenztheater haben ihre Tische weiter auseinander gestellt. Dennoch waren am Montagabend nur vier von ihnen belegt. Er wünsche sich von der Politik „klare Ansagen“, so Piero Cuna. Auch er bietet Gerichte zum Mitnehmen an, das werde bisher aber kaum nachgefragt.

Auch in Michael Wilhelmers Lokalen (Stuttgarter Stäffele, Ampulle, Schlachthof und Amici waren bis Stand Dienstag noch offen) können all jene, die zuhause bleiben möchten aber nicht gern selbst kochen, die Speisen aus den jeweils aktuellen Speisekarten zum Abholen bestellen. Von Mittwoch an wird es außerdem am Schlachthof einen Drive-in-Schalter hinten an der Hauptküche geben, um den Kontakt von Kunden und Personal weitmöglichst zu minimieren. Dieses Angebot werde er auf jeden Fall einrichten – „egal was passiert“, so Wilhelmer.

Dass dies selbst für Cocktails möglich ist, beweist die Bar Tin Tin in der Neuen Weinsteige, die wie alle anderen auch geschlossen ist. Die Macher haben die Parole ausgerufen: „Hol dir deine Bar nach Hause!“ und bieten ihre Cocktails jetzt fertig gemixt in der Halbliterflasche zum Abholen an. Neben einer Auswahl an Bestsellern und Drinks der aktuellen Karte wie „Dirty Martini“ oder „Remember the Maine“ dürfen sich die Kunden auch telefonisch oder per E-Mail ihre Lieblings-Cocktails wünschen, die dann auf Bestellung abgefüllt werden.

„Die Stammgäste bestellen schon fleißig“, sagt Benji Blomenhofer. Der Abholservice ist für ihn derzeit einzige Einnahmequelle und daher entscheidendend im „Überlebenskampf“. Man habe vor zwei Jahren in den Umbau der Bar eine gewaltige Summe investiert und hoffe, sich auf diese Weise vor der Privatinsolvenz zu retten.