Wenn nur immer schönes Wetter wäre, dann wäre die Gaststätte auf dem Hohenstaufen wohl eine Goldgrube. So aber muss der Gemeinderat schweren Herzens Zugeständnisse machen, um den Pächter bei der Stange zu halten.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Göppingen - Fast eine halbe Million Euro hat der Göppinger Gemeinderat in den Bau der neuen Berggaststätte auf dem Hohenstaufen investiert. Jetzt soll auch der Betrieb des Restaurants subventioniert werden. Der Gemeinderat, der am Mittwochabend zum letzten Mal in alter Zusammensetzung tagte, reagierte mit diesem Beschluss auf einen Hilferuf des Gaststättenbetreibers, der Agentur Saltico. Anderthalb Jahre nach der Eröffnung zeige sich, dass die Gaststätte mit dem ambitionierten Namen „Himmel & Erde“ und einem ebenso ambitionierten Konzept aus Kunst, Kulinarik und Kultur unter den gegebenen Bedingungen nicht kostendeckend zu betreiben sei.

 

Wirte winkten ab

Die Feststellung des Saltico-Chefs Andreas Schweickert ist keine Überraschung. Gastronomieprofis hatten von Anfang an prognostiziert, dass das Restaurant zwar einen traumhaften Weitblick auf Filstal und Alb, aber kaum eine Aussicht auf schwarze Zahlen biete. Als die Stadt vor zwei Jahren per öffentlicher Ausschreibung einen Wirt suchte, blieb der Rathausbriefkasten folglich ziemlich leer. Es fand sich nur das Schreiben von Saltico, deren Gastronomieerfahrung sich auf das Catering in der EWS-Arena beschränkt.

Für Schweickert ging es aber wohl nicht nur ums Geschäft. Ihn faszinierte auch das Projekt. Kulturelle Veranstaltungen hat er seither auf dem 684 Meter hohen Göppinger Hausberg installiert. Besucher können Audioguides leihen und die Geschichte und Geschichten rund um den Berg der Schwaben erfahren. Doch bei aller Begeisterung: auf Dauer könne er den Verlust der Berggaststätte nicht aus eigener Tasche ausgleichen, erklärte er gegenüber der Stadtverwaltung. Auch der Versuch, durch mehr Aktivitäten den Verlust zu verringern, scheiterte. Weil die Stadt eine Umsatzpacht von acht Prozent verlangt, habe mehr Umsatz nur mehr Kosten gebracht.

Zuschuss von der Stadt

In zähen Verhandlungen mit dem städtischen Kämmerer Rudolf Hollnaicher einigte man sich nun darauf, auf die Umsatzpacht zu verzichten und stattdessen eine Fixmiete zu vereinbaren. Zudem erhält Saltico einen einmaligen Zuschuss von 20 000 Euro als Anschubfinanzierung für das längst gestartete Kulturprogramm.

Er habe zwar gegen den Bau der Berggaststätte gestimmt, sagte der Linken-Stadtrat Christian Stähle. Jetzt müsse man aber zu dem Konzept stehen. „Der Hohenstaufen ist unsere Visitenkarte. Da können wir schon ein wenig stolz darauf sein.“ Das unterstrich in seltener Eintracht auch der Oberbürgermeister Guido Till (CDU), der daran erinnerte, dass man sich bewusst dafür entschieden habe, die einstige Würstchenbude des Albvereins durch ein hochwertiges Restaurant zu ersetzen. Der CDU-Fraktionschef Felix Gerber betonte, man müsse den Hohenstaufen als Kultur- und nicht bloß als Gaststätte sehen. „Wir wollten unseren Hausberg erlebbar machen. Dieses Ziel haben wir erreicht.“

Die SPD warnt vor Dauersubventionierung

Kritik am „Einstieg in eine Dauersubventionierung“ übte einzig die SPD. Der Betreiber habe seine Forderungen gestellt, ohne Zahlen vorgelegt zu haben, sagte Klaus Wiesenborn. Trotzdem solle die Stadt nun in den kommenden drei Jahren auf mindestens 30 000 Euro verzichten. Doch diese Rechnung könnte schnell „in die Hose gehen“, warnte Hollnaicher. Wenn der Betrieb zumache, wäre der Verlust deutlich größer – und zwar auch, aber nicht nur in finanzieller Hinsicht.