Live Musik, eine kleine regionale Karte oder ein Dorfladen als zweites Standbein. Mit diesen Vorschlägen unterstützt eine vom Tübinger Regierungspräsidium eingerichteten Jury Dorfgasthäuser – denn die kämpfen ums Überleben.

Tübingen - Wenn ein Dorfgasthaus nur ein Dorfgasthaus ist, reicht das zum Überleben oft nicht aus. Deswegen wird den Wirten von einer vom Tübinger Regierungspräsidium eingerichteten Jury empfohlen, über Ergänzungen des bisherigen Angebots nachzudenken. Die Vorschläge reichen von der Livemusik über zeitgemäße Übernachtungen bis zum Dorfladen als zweitem Standbein. Jurymitglied war auch der Tübinger Regierungspräsident Hermann Strampfer. Der hat einen besonderen Bezug zum Thema, hatten doch seine Eltern eine Gaststätte in Iggingen im Ostalbkreis. „Mir hat das vielfältige Leben in der Gaststube immer gut gefallen“, sagt der Behördenchef.

 

Einen Ortskern ohne Dorfgasthaus mag sich Strampfer nicht vorstellen. Doch genau dies geschehe in vielen kleinen Orten, damit geht ein Stück Lebensqualität verloren. Um diesem Trend entgegenzutreten, hat das Regierungspräsidium Wirtshausgäste gefragt, worauf es ihnen beim Ausgehen in die Dorfkneipe ankommt.

50 000 Postkarten lagen bereit

„Regionale Gerichte und Vesper“ wurden gewünscht und eine „Atmosphäre zum Wohlfühlen“, auf Platz drei rangierte der Biergarten. Gefragt wurde mit Hilfe einer Postkartenaktion. In den ersten Wochen des Jahres ließ das Regierungspräsidium 50 000 Karten in den Gasthäusern auslegen, immerhin 1700 von ihnen wurden zurückgesandt. Auch Altersangaben wurden gemacht. Und daraus geht hervor, dass mehr als die Hälfte der Einsender über 50 Jahre alt sind, nur acht Prozent sind zwischen 20 und 30. Das Ziel der Wirte sollte also sein, jüngere Menschen für die Dorfgasthäuser als Treffpunkte zu gewinnen. Das wird durch die Umfrage deutlich. Auf 400 Postkarten wurden Vorschläge zur Zukunft der Dorfgasthäuser gemacht.

Aus allen Informationen hat eine Jury auch mit Mitgliedern des Hotel- und Gaststättenverbandes und Kulturwissenschaftlern zehn Topthemen zur Zukunftssicherung der Dorfgasthäuser zusammengestellt. Hermann Strampfer kommentierte: „Ich bin positiv überrascht, wie viele tolle Ideen die Bürgerinnen und Bürger haben.“

Eine frische, regionale Küche

Im Einzelnen geht es um kulturelle Veranstaltungen von Livemusik bis zu Mundartvorträgen, um saisonale Events wie Themenwochen oder Schaukochen, um frische, hausgemachte, regionale Küche, um eine kleine Karte mit einem bezahlbaren Familienmenü, um eine gemütliche Atmosphäre mit zum gastronomischen Konzept passender Inneneinrichtung, um den Ortsbezug mit Fotos aus der Dorfgeschichte oder Themen aus der Ortsgeschichte in der Speisekarte, um zeitgemäße Gästezimmer, um den Dorfladen mit regionalen Produkten, um steuerliche Erleichterungen oder auch um eine stärkere kommunale und politische Unterstützung.

Damit kann die Aufnahme in das Ortsmarketing, die Anbindung an Wanderrouten und den ÖPNV, an den Internetauftritt der Gemeinde gemeint sein, ebenso kann die Förderung von Junggastronomen und Kooperationen, die Beratung bei der Nachfolgesicherung gemeint sein. Strampfer ist jedenfalls der festen Überzeugung: „Dorfgasthäuser haben eine Zukunft!“