Die Begeisterung der Schwaben ist so legendär wie ihr Bruddeln. Besonders betroffen von beidem: der VfB. Das wird sich an diesem Aufstiegswochenende wieder einmal zeigen, meint unser Lokalchef Holger Gayer.

Chefredaktion : Holger Gayer (hog)

Stuttgart - Also gut, dann doch noch mal, zum Spaß, von links nach rechts: Ohlicher, Roleder, Hoeneß, Hadewicz, Hitzfeld, Martin, Förster, Holcer, Jank, Müller, Elmer. Das Foto ist legendär, die Jungs in viel zu kurzen weißen Hosen, das VfB-Wappen auf Herzhöhe in den Brustring gestickt, darüber die Werbeschrift von Frottesana. Freunde, wenn da keine Gänsehaut aufkommt . . .

 

Mit dieser Mannschaft erzwang der VfB einen seiner wichtigsten Siege – auch wenn der Triumph statistisch gesehen nur ein karges 0:0 war. Doch mit diesem einen Punkt in Trier war der Aufstieg des Hundert-Tore-Sturms um Ottmar Hitzfeld (22 Tore), Hermann Ohlicher (15), Dieter Hoeneß (13) und Co. in die Bundesliga perfekt. Der VfB war wieder erstklassig, was OB Manfred Rommel zu der maximalemotionalen Feststellung veranlasste, dass er zwar ein „rein theoretisches Verhältnis zum Fußball“ habe. Trotzdem wisse er: „Mehr konnten wir nicht erreichen.“

Lustige Wiederholung der Geschichte

Aufgenommen wurde das besagte Mannschaftsfoto übrigens am 21. Mai 1977 vor dem Spiel in Trier. Dass nun, auf den Tag genau 40 Jahre später, erneut der Aufstieg gelingen dürfte, ist eine lustige Wiederholung der Geschichte, die ja viele Fußnoten hat. Denn 25 Jahre ist es auch her, dass Guido Buchwalds Kopfball in Leverkusen die überraschende Meisterschaft von 1992 gesichert hat. Und vor zehn Jahren, im Mai 2007, feierten Hildebrand, Meira, Khedira und weitere 200 000 Leute den vorerst letzten Titel auf dem Schlossplatz.

Kaum ein Bereich im Leben schafft solche Wegmarken wie der Fußball. Und die Begeisterung der Schwaben ist ebenso legendär wie ihr Bruddeln. Schon in der Aufstiegssaison 76/77 hielt der VfB den Zuschauerrekord. 431 100 Fans pilgerten seinerzeit zu den 19 Heimspielen der Zweiten Bundesliga Süd, das waren 22 689 im Schnitt. Heuer waren’s pro Partie mehr als doppelt so viele: 50 137 lautet die Zahl, die sogar Platz 16 auf der europäischen Zuschauertabelle bedeutet – und das als Zweitligist.

Und was sagt Hansi Müllers Mutter wirklich?

Legionen von Wissenschaftlern könnten nun viele kluge Sätze sagen über die Gründe für dieses Wir-sind-VfB-Gefühl. Vielleicht lassen wir an dieser Stelle einfach eine Mutter sprechen, die dem StZ-Kollegen Hans Machmerth anno 77 erzählt hat, wie sie den Aufstieg erlebte. Ihr Name: Kristina Müller. Und ihre Geschichte geht so: „Mein Mann und mein Jüngster sind natürlich nach Trier gefahren. Ich musste zu Hause arbeiten. Was glauben Sie, wie meine Wohnung ausgesehen hat? Mit 32 Personen hat mein Hansi sein bestandenes Abitur gefeiert. Keinen Fünfer hat er gemacht. Als um 16 Uhr die Rundfunksendung begann, da habe ich mich hingesetzt, eine Pause eingelegt und gevespert. Essen beruhigt mich. Aufgeregt habe ich mich dann nur noch über den Reporter, der so viel dummes Zeug geschwätzt hat. Erleichtert haben mich immer nur die Zwischenbemerkungen von Klaus Kaiser vom SDR und die Meldung vom 1:1 aus Würzburg. Nun hätten wir sogar verlieren können, doch das hat der Rundfunkmann aus Trier wohl nicht gewusst. Dem scheint der VfB nicht besonders sympathisch zu sein. So, und nun muss ich bald darangehen, den Koffer für meinen Hansi zu packen, denn die Einladung von Jupp Derwall für die Südamerikareise mit der B-Nationalmannschaft ist schon eingetroffen.“

Am Sonntag wird ihr Hansi wieder dabei sein, mit den anderen 77er-Jungs auf der Ehrentribüne, um zu erleben, wie die nächste Generation aufsteigt. Denn die Bühne ist bereitet, auf dass Terodde, Maxim und Baumgartl an diesem 21. Mai 2017 Geschichte machen!

Oder, na ja, zumindest ein Mannschaftsfoto.