Eine geänderte Ampelschaltung macht es möglich: In Remseck (Kreis Ludwigsburg) bildet sich kein langer Stau mehr.

Lokales: Christine Bilger (ceb)
Remseck - Der Rathauschef ist etwas ratlos. "Wir können es uns einfach nicht erklären", sagt der Oberbürgermeister Karl-Heinz Schlumberger über das große Rätsel von Remseck (Kreis Ludwigsburg): Der Stau im Zentrum der Kommune ist weg. Was der OB wie viele zunächst als kurzzeitiges Phänomen wahrgenommen hatte, scheint sich überraschenderweise zum Dauerzustand entwickelt zu haben.

Auf der Neckarbrücke, seit vielen Jahren der neuralgische Punkt auf der Achse Ludwigsburg-Waiblingen schlechthin, entstehen selbst in der Berufsverkehrszeit keine langen Autoschlangen mehr. "Wir freuen uns natürlich, dass es so ist", sagt Karl-Heinz Schlumberger. Bei aller Freude über die neu gewonnene freie Fahrt, hat der OB jedoch auch eine Sorge: "Wenn es so bleibt, bricht uns natürlich ein Argument für den Bau der neuen Neckarquerung weg", sagt Karl-Heinz Schlumberger.

Der Streit schwelt seit Jahren


Die Brücke soll, davon ist der OB überzeugt, früher oder später durch eine neue ersetzt werden, die südlich des Stadtteils Aldingen verlaufen soll. Der Streit um die leistungsfähigere Neckarquerung schwelt seit Jahren. Als Befürworter des Bauwerks hatte Karl-Heinz Schlumberger in der Vergangenheit den stehenden Verkehr vor und auf der bestehenden Brücke stets als ein gewichtiges Argument für die neue Brücke angeführt. Nun weiß er nicht so recht, ob ihm der Wegfall des ärgerlichen Staus dienen oder in die Quere kommen wird in der Debatte um die Brücke. Die war in der Amtszeit des Regierungspräsidenten Udo Andriof entworfen worden und wird daher auch Andriof-Brücke genannt.

Der ständige Stau hatte im Sommer zu Anwohnerprotesten im angrenzenden Stadtteil Neckargröningen geführt. Denn es war in Mode gekommen, die Wartephase an der Ampel vor der Brücke auf Schleichwegen durch die Wohnstraßen zu umgehen. Ein Brief aus dem Rathaus an Transportunternehmen wie Paketdienste, dies zu unterlassen, soll nach der Einschätzung kritischer Beobachter genau das Gegenteil bewirkt haben. Die genervten Bürger wehrten sich – und die Stadt- und Kreisverwaltung halfen ihnen. Nach dem Protest der vom Umfahrungsverkehr Geplagten änderte das mit einer Prüfung beauftragte Ingenieurbüro die Ampelschaltung: Der Verkehr Ludwigsburg–Waiblingen hat grüne Welle. Seither ist der Stau verschwunden.